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Todesnacht: Island-Thriller (German Edition)

Todesnacht: Island-Thriller (German Edition)

Titel: Todesnacht: Island-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ragnar Jónasson
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überschritt sämtliche Geschwindigkeitsbeschränkungen, soweit ihr Wagen es zuließ. Der zweite Anruf war bei Móna. Sie hatten Telefonnummern ausgetauscht, und Ísrún hatte ihr gesagt, sie könne sie jederzeit anrufen, Tag und Nacht, wenn sie Hilfe bräuchte. Das Gespräch war kurz und präzise.
    »Ich habe eine Idee«, sagte Ísrún. »Vielleicht können Logi und Jökull den Mord gestehen, ohne Sie – und das Kind – mit hineinzuziehen. Elías hat für einen Menschenhändlerring gearbeitet und ein nepalesisches Mädchen ins Land geholt. Diese Informationen werden natürlich nicht sofort veröffentlicht. Wenn Logi und Jökull heute Abend zur Polizei gehen und sagen, sie hätten das Mädchen retten wollen und ihn deshalb umgebracht, glaubt man ihnen bestimmt.«
    Móna schwieg erst und sagte dann: »Da sagen Sie was.«
    Sie verabschiedeten sich.
    Manchmal war Ísrún überrascht, wie wankelmütig sie der Wahrheit gegenüber sein konnte, wenn der Zweck die Mittel heiligte.

20 . Kapitel
    »Mein Freund kommt zu Besuch«, hatte Kristín in der E-Mail geschrieben. Freund. Es war eindeutig, was sie damit meinte.
    Ari und Tómas waren bei der Lagebesprechung in Akureyri eingetroffen. Helga von der Kripo leitete das Meeting sehr resolut. Jetzt war sie kurz in den Flur gegangen, weil sie einen Anruf bekommen hatte.
    Nur wenig Neues war bisher zur Sprache gekommen. Die Polizei hatte unter anderem Ríkharður Lindgren vernommen, aber es war unwahrscheinlich, dass er direkt oder indirekt mit dem Fall zu tun hatte.
    Ari musste die ganze Zeit an Kristín denken und konnte sich nicht damit abfinden, sie so nah bei sich zu wissen, in derselben Stadt, mit einem fremden Mann.
    War das die endgültige Bestätigung dafür, dass zwischen ihnen alles vorbei war? Musste er dieser scheußlichen Tatsache ins Auge sehen?
    Oder war das alles nur ein Spiel?
    Spielte sie mit ihm? Wollte sie ihn eifersüchtig machen? Wartete sie darauf, dass er dazwischenfunkte?
    Das hielt er für ziemlich unwahrscheinlich. Am liebsten hätte er an ihre Tür geklopft, noch am selben Abend, das Date gestört und ihr gesagt, er wolle sie zurückhaben. Sich persönlich bei ihr entschuldigt.
    Dann müsste sie sich zwischen ihnen entscheiden.
    Ari verdrängte diese Gedanken. Natürlich würde er das nie machen.
    Helga kam zurück in den Besprechungsraum und wirkte geknickt.
    »Wir haben auch eine Seite des Falls untersucht, auf die ich eigentlich später zurückkommen wollte«, sagte sie fast entschuldigend. »Wir hatten eine junge Frau im Visier, die mit denselben Maschinen wie Elías von Nepal nach Island geflogen ist. Wir konnten sie nicht finden, aber ich habe gerade die Bestätigung bekommen, dass sie mit ihm zusammen hergekommen ist, über einen Menschenhändlerring.« Sie hielt kurz inne. »Elías hat sie in Geiselhaft genommen, wahrscheinlich in einer Wohnung hier in Akureyri. Sie ist vermutlich seit zwei Tagen oder länger dort eingesperrt.«
    Die Runde wurde schlagartig still. Man hätte eine Nadel fallen hören können.
    Dann fügte Helga hinzu: »Ich habe einen Krankenwagen und einen Streifenwagen hingeschickt. Wir müssen sofort los.«
    Ari sprang auf und vergaß Kristín augenblicklich.
     
    Entgegen seiner Gewohnheit hatte Ari sich anstelle von Tómas ans Steuer des Jeeps gesetzt. Er spürte das Adrenalin durch seinen Körper jagen. Wenn Tómas fuhr, liefen sie Gefahr, als Letzte am Ziel einzutreffen, und das wollte er auf keinen Fall.
    »Wir können nichts für das arme Mädchen tun«, sagte Tómas, als Ari losraste. »Wir müssen uns nicht so beeilen, Meister.«
    Das Haus stand alleine und verlassen am Stadtrand, ziemlich schlecht in Schuss und düster, die Fenster im Erdgeschoss vernagelt und die Vorhänge im ersten Stock zugezogen.
    Ari hastete aus dem Polizeijeep. Der Krankenwagen stand vor dem Haus, daneben mehrere Streifenwagen und ein alter Kombi mit dem Logo der Fernsehnachrichten. Blinkendes Blaulicht unterstrich den Ernst der Lage. Aris Blick fiel auf einen Kameramann, der offenbar ziemlich unbehelligt filmen konnte.
    Helga stand in der Nähe und wartete.
    »Haben wir einen Gerichtsbeschluss?«, hörte Ari einen Polizisten aus Sauðárkrókur fragen.
    »Dafür haben wir keine Zeit. Ich übernehme die Verantwortung«, sagte Helga bestimmt.
    Drinnen schien die Suche bereits begonnen zu haben.

21 . Kapitel
    Kristíns kleine Mietwohnung lag im Erdgeschoss eines alten, stattlichen Hauses in einem ruhigen Viertel unweit des Gymnasiums, das

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