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Todesnacht: Island-Thriller (German Edition)

Todesnacht: Island-Thriller (German Edition)

Titel: Todesnacht: Island-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ragnar Jónasson
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eindeutig mehr als diese eine Vergewaltigung auf dem Gewissen. Ich brauchte nur die Erlaubnis, den Fall für die Redaktion zu übernehmen und ein paar Nachforschungen anzustellen«, sagte Ísrún eifrig. »Ich habe dem Redaktionsleiter vorgelogen, jemand hätte mich angerufen und mich darüber informiert, dass Elías in Drogenschmuggel verwickelt gewesen sei. Daraufhin hat er mir erlaubt, genauer zu recherchieren. Wobei ich glaube, dass er froh war, mich für eine Weile los zu ein, wir verstehen uns nicht besonders gut.«
    »Und was wollen Sie jetzt machen?«, fragte Móna leise.
    »Nichts. Ich werde Ihre Familie nicht einem fanatischen Medienhype aussetzen, nur um meine Rachegelüste zu befriedigen. Sie müssen selbst entscheiden, was Sie tun.«
    Móna beugte sich vor und starrte ins Leere. Eine winzige Träne perlte über ihre Wange, tropfte dann auf den Tisch und schien sämtliche Kraft, die sich noch in ihrem Körper befand, mitzunehmen.

19 . Kapitel
    Es fühlte sich gut an.
    Endlich jemandem von der Vergewaltigung erzählt zu haben.
    Über das Ereignis gesprochen zu haben, das Ísrún niemals einer Menschenseele erzählen wollte.
    Der erste Schritt. Vielleicht hatte sie jetzt die Kraft, mit psychologischer Unterstützung über diese schreckliche Erfahrung hinwegzukommen.
    Sie war schon in der Pension, als ihr der Anruf wieder einfiel; jemand hatte sie auf dem Weg zu Móna angerufen. Erschöpft setzte sie sich auf die Bettkante, wollte aber dennoch zurückrufen, wie es sich für eine gute Journalistin gehörte.
    »Ja?«, war die ziemlich barsche Antwort. »Ist da Ísrún?«
    »Ja, haben Sie mich eben angerufen? Wer sind Sie?«
    »Hallo, hier ist Svavar … aus Dalvík.«
    »Hallo«, sagte sie, ziemlich verwundert, weil sie nicht damit gerechnet hatte, nochmal von ihm zu hören. Was zum Teufel wollte er? Sollte sie sagen, sie sei beschäftigt, und einfach auflegen? Svavar war ihr gleichgültig. Ísrún hatte die Seite, die sie an dem Fall interessierte, geklärt, das Rätsel war gelöst, und sie hatte die Bestätigung bekommen, dass Elías mindestens eine weitere Frau vergewaltigt hatte, wahrscheinlich sogar mehrere. Dennoch wollte sie dieses Wissen nicht verwenden, auch wenn es ihr ursprüngliches Ziel gewesen war, dieses Schwein bloßzustellen. Das konnte sie Móna nicht antun.
    »Was wollen Sie?«, fragte sie kurz angebunden.
    »Ich muss etwas mit Ihnen besprechen … vertraulich.« Er zögerte. »Als Informant, Sie wissen schon.«
    »Ja, gut«, sagte sie desinteressiert.
    »Habe ich das richtig verstanden, dass Sie die Namen Ihrer Informanten nie preisgeben?«, fragte er, ohne seinen Eifer verbergen zu können.
    »Ja, das stimmt. Schießen Sie los, Sie können mir vertrauen.« Jetzt war sie doch ein bisschen neugierig ge-worden.
    »Okay, es ist ziemlich schwer, das in Worte zu fassen.« Sie hörte an seiner Stimme, dass diese Aussage nicht aus der Luft gegriffen war. Er war nervös, kurzatmig. Vielleicht bekäme sie ja doch noch ihre Schlagzeile. Ein paar Pluspunkte bei Ívar und María.
    Nach einer längeren Pause, in der Ísrún nur sein heftiges Atmen hörte, sprach er weiter: »Ich glaube, dass Elías vor seinem Tod ein Mädchen eingesperrt hat. Ich mache mir Sorgen um sie.«
    Ísrún traute ihren Ohren nicht und sprang auf.
    »Was sagen Sie da? Ein Mädchen eingesperrt? Warum? Er ist schon seit fast zwei Tagen tot! Oh mein Gott.«
    »Ja, ich weiß, deshalb bin ich ja so nervös«, murmelte Svavar.
    »Nervös!«, rief sie. »Jetzt erst?!«
    Er antwortete nicht, sagte aber dann ziemlich unwirsch: »Wollen Sie mir jetzt helfen oder nicht?«
    »Ja. Aber warum haben Sie nicht einfach die Polizei angerufen?«
    »Ich wollte mich da nicht einmischen.«
    »Wie feige«, rutschte es ihr heraus. »Entschuldigung. Sie möchten also, dass ich der Polizei Bescheid gebe?«
    »Ja.«
    »Was ist das für eine Frau, und wo befindet sie sich?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete er und erzählte Ísrún in wenigen Worten von Elías’ Reise nach Nepal.
    »Mein Gott«, sagte Ísrún noch einmal. Normalerweise brachte sie Gott nicht ins Spiel, aber einen solchen Anruf hatte sie noch nie bekommen. »Und Sie haben keine Ahnung, wo sie ist?«
    »Nein. Ich hatte gehofft, die Polizei könnte es herausfinden«, sagte er resigniert.
    »Okay, ich melde es – und erwähne Sie nicht, aber ich werde wahrscheinlich in den Nachrichten darüber berichten, nur damit Sie es wissen.«
    »Machen Sie, was Sie wollen. Halten Sie mich nur

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