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Todesnähe

Todesnähe

Titel: Todesnähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
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wechselten einen gequälten Blick. «Wir haben seinen Wagen auch auf dem Krankenhausparkplatz gefunden, Mrs. Hardy», sagte Magozzi. «Und natürlich stellen wir uns dieselben Fragen. Vielleicht war er ja aufgrund seines Zustands verwirrt und hat sich verlaufen, ist zufällig zum falschen Zeitpunkt an den falschen Ort geraten. Wenn Sie die Gegend kennen, wissen Sie ja auch, dass es dort inzwischen viel Bandenkriminalität gibt, viele zwielichtige Gestalten, und … na ja … wenn jemand um diese Zeit auf ein fremdes Grundstück läuft und vielleicht Hilfe braucht, kann es schon mal Probleme geben.» Er zögerte, dann nahm er seinen ganzen Mut zusammen. «Vor allem bei so einem Grundstück.»
    «Wieso? Was war mit dem Grundstück?»
    «Haben Sie heute noch keine Nachrichten gesehen?»
    Beth schüttelte den Kopf.
    «Das Haus, vor dem wir Ihren Mann gefunden haben, war randvoll mit Waffen und Sprengstoff. Das dürfte erklären, warum die beiden Bewohner jeden Besuch als Bedrohung empfunden haben.»
    Beth betrachtete das Foto, das Joe in seiner Galauniform zeigte. «Wo ist er jetzt?», flüsterte sie.
    Gino und Magozzi wechselten einen weiteren unglücklichen Blick. Die Nachricht vom Tod eines geliebten Menschen war schlimm genug; aber noch viel schlimmer war es, ihn im Kühlraum einer Leichenhalle zu wissen, wo er von Fremden betatscht und aufgeschnitten wurde. Schließlich fasste sich Magozzi ein Herz. «Beim Gerichtsmediziner.»
    «Und wann wird er … freigegeben?»
    «Ich verspreche Ihnen, wir werden alles tun, damit das so schnell wie möglich geschieht.»
    Beth nickte mechanisch. «Vielen Dank.»

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KAPITEL 18
    J uan Flores saß im dunklen, heißen Wohnzimmer seines Mietshäuschens in Culver City, Kalifornien, und lauschte den Palmwedeln, die so heftig gegen die Wände des Bungalows klatschten, als suchten sie verzweifelt Zuflucht vor den erbarmungslosen Santa-Ana-Winden.
    Die sagenumwobenen Winde waren früh am Tag aufgekommen, und nun verbreiteten sie knochentrockene, glühend heiße Wüstenluft und Katastrophenstimmung in Los Angeles. Das Jahr war schon weit fortgeschritten, in den Canyons und auf den Hauptgebirgszügen der Santa Monica und der San Bernardino Mountains brachen bereits die ersten Waldbrände aus und fraßen sich, vom Wind angefacht, durch das sommerlich ausgedörrte Gestrüpp. Malibu rüstete sich schon gegen den Ansturm, denn es befand sich eigentlich immer in der «Gefahrenzone» – so lautete der schöne Euphemismus für die Brände, die vom Landesinneren in Richtung Meer rasten, so als wollten sie sich eigenhändig auslöschen, und zwar am liebsten in einer möglichst noblen Umgebung.
    Wenn die heißen Winde kamen, verbarrikadierten sich die meisten Bewohner von Los Angeles und saßen die astronomischen Temperaturen, die staubige Luft und die Asche, die manchmal von den brennenden Bergen herüberwehte, einfach aus. Wer über den Luxus eines Büros, eines Hauses oder einer Wohnung mit Klimaanlage verfügte, betete darum, dass das anfällige, chronisch überlastete städtische Stromnetz den Anforderungen standhielt und weiterhin für Abkühlung sorgte. Falls man dann noch ein paar Gebete übrig hatte, bat man Gott darum, er möge die Brände aufhalten. Allerdings bitte erst, wenn er ganz sicher war, dass die Pacific Gas & Electric auch spurte und kein temporärer Stromausfall das Klima im Haus beeinträchtigte.
    Alles Weicheier
, dachte Juan und gab sich kurz der Vorstellung hin, wie diese ganzen Designeranzugträger und Luxuskarossenfahrer mit dreißig Kilo schweren Rucksäcken auf dem Rücken durch die irakische Wüste marschierten, so wie er selbst in den letzten zwei Jahren. Die hatten ja keine Ahnung, was echte Hitze war. Und sie hatten auch keinen Schimmer, was es hieß, ein echtes Opfer zu bringen. Deutlich mehr nämlich, als mal eine Stunde ohne Klimaanlage zu überstehen.
    Das Licht flackerte zum sechsten Mal in der letzten Viertelstunde, ein sicheres Zeichen für den bevorstehenden Stromausfall. Aber Juan war vorbereitet. Er hatte eine Waffe, ein Bier und eine Taschenlampe. Mehr brauchte ein Kerl nicht zum Überleben. Jetzt konnte er nur noch warten.
    Eine halbe Stunde nach Mitternacht fing das Handy auf dem Couchtisch endlich an zu brummen, und im Dämmerlicht des Zimmers leuchtete auf dem Display eine unbekannte Vorwahl auf. Die Nummer war Tarnung, das wusste er. Wenn man sich ein bisschen auskannte, konnte man heute jedes beliebige Telefon darauf

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