Todesnähe
des Mannes blickte, der sie im Reservat festgehalten, der ihr das Tuch mit dem beißenden Geruch aufs Gesicht gedrückt hatte, als sie unter dem blauen Oktoberhimmel von der Schule nach Hause ging.
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KAPITEL 3
L eo Magozzi betrachtete vom Wohnzimmerfenster aus den dichten Teppich aus trockenem Herbstlaub, der seinen Rasen bedeckte. Hübsch sah es aus, das musste er schon zugeben, durcheinandergemischt wie ein ordentlicher Herbsteintopf: die dunklen Rot- und Rosttöne der Eichen, die Blätter des Zuckerahorns in Kürbisorange und dazwischen noch ein paar leuchtend gelbe Beiträge der beiden Birken aus dem Garten seines Nachbarn.
Genau da lag allerdings das Problem. Das ganze Laub stammte gar nicht von ihm, weil er nämlich keine Bäume im Garten hatte. In der letzten Nacht hatte ein Sturm die Blätter aus den Großstadtwäldern der umliegenden Gärten herübergepustet. Und Magozzi war stinksauer, weil er, der sich ganz bewusst für Baumabstinenz entschieden hatte, jetzt den Dreck anderer Leute wegräumen durfte. Das machte er tagsüber bei der Arbeit doch schon genug.
Natürlich gab es Alternativen. Beispielsweise die, seinen größten Trumpf auszuspielen und sämtliche Nachbarn mit einem Laubrechen, seiner Dienstwaffe und gegebenenfalls auch mit dem Tod zu bedrohen.
Mordkommission Minneapolis. Machen Sie sofort meinen Garten sauber, sonst müssen Sie mit schrecklichen Konsequenzen rechnen.
Aber das würde sich in dem psychologischen Gutachten, das ihm dann zwangsläufig blühte, wahrscheinlich nicht besonders gut machen.
Die zweite Möglichkeit war, die Kröte zu schlucken, einen wunderbaren Tag mit Laubrechen zu verschwenden und sich dann die nächsten fünf Tage kalte Kompressen auf die Schultern zu packen.
Die dritte und vernünftigste Lösung bestand darin, das Laub einfach zu ignorieren. Dummerweise hatte Magozzi in letzter Zeit oft Kabelfernsehen geguckt und sich von viel zu vielen albernen Heim- und Gartensendungen in den Schlaf wiegen lassen. Und all diese Sendungen verkündeten heimtückisch und böse dieselbe Botschaft: Seien Sie gut zu Ihrem Gras, rechen Sie im Herbst den Rasen, sonst sind Sie nicht mehr würdig, ein Mensch zu sein, und werden allenthalben erbarmungslos verachtet und geschnitten.
Magozzi konnte Kabelfernsehen nicht leiden, und zwar vorwiegend deshalb, weil es ihn früher nie interessiert hatte, er aber inzwischen nicht mehr ohne auskam. Und das alles nur wegen seiner Pseudofreundin Grace MacBride. Hätte sie nicht die letzten paar Monate damit zugebracht, gemeinsam mit einem altersschwachen Möchtegern-Seemann und FBI -Agenten irgendwo auf den Bahamas die Nase in die Sonne zu halten, dann hätte er auch nicht so viel Zeit gehabt, sich von der Glotze das Hirn aufweichen zu lassen und völlig überflüssige Komplexe zu entwickeln.
Genau, beschloss er energisch, Grace war überhaupt an allem schuld, an seiner Laubneurose ebenso wie an der Fernsehsucht. Damit befreite er sich geschickt von jeglicher Verantwortung für sein Handeln und sein eigenes Wohlbefinden. Genialer und sinnvoller konnte man Psychologie doch gar nicht verdrehen.
Er wandte sich vom Fenster ab und griff nach dem nächstbesten Telefon. Wichtige Entscheidungen erforderten sofortigen weisen Rat. «Hallo, Gino.»
«He, Sportsfreund, fröhlichen Sonntag! Mann, was bin ich froh, dass du anrufst.»
Magozzi hörte seinem Partner an, dass er sich wirklich sehr über seinen Anruf freute. Außerdem registrierte er etliche weibliche Stimmen und einen allgemeinen Höllenlärm im Hintergrund. «Passt es dir gerade nicht?»
«Und wie es mir passt! Ich hoffe, es geht um Mord, wir haben hier nämlich gerade Tag zwei unseres jährlichen Garagenflohmarkts. Und ich kann dir sagen, so ein Garagenflohmarkt dient nicht dazu, alten Kram loszuwerden, den man nicht mehr braucht, sondern dazu, dass sich eine Horde Nachbarinnen zusammenrottet und acht Stunden lang durchkichert. Auf meinem Grundstück ist so viel Östrogen versammelt, das reicht für eine unbefleckte Empfängnis. Außerdem hat Angela meine Wheaties-Dose mit den Minnesota Twins aus der World Series 87 verkauft. Ich bin so was von fuchsteufelswild. Also, hast du eine Leiche für mich?»
«Nein, aber ich hätte Herbstlaub. Und Herbstlaubfragen.»
«Das tut’s auch. Bin schon unterwegs.»
Magozzi wartete draußen auf der Veranda, als Gino eine halbe Stunde später vorfuhr, stilecht im Cadillac, einer semioffiziellen Dauerleihgabe des MPD . Dieses
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