Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)
lächelte
versonnen. »Marieke war das schönste Mädchen an der gesamten Uni. Ich habe sie bewundert,
vergöttert, angebetet. Aber diese arrogante, schnippische Kuh hat mich überhaupt
nicht wahrgenommen.«
Der Spider
schniefte und fuchtelte mit der Waffe herum. » Sie war der Grund dafür, weshalb
ich nach dem Vordiplom an die Mainzer Uni wechselte.« Sein Gesicht nahm einen extrem
leidenden Ausdruck an. »Ich habe diese entwürdigende Situation einfach nicht mehr
ertragen. Dass sie mich so eiskalt hat abblitzen lassen, hat mich tief ins Mark
getroffen. Und dann auch noch immer dieses demonstrative Herumgeturtel mit ihrem
blöden Freund.«
Carsten
Knolls Stimme schwoll an. »Diese Scheiß-Marieke, dieses Scheißtraumpaar, diese Scheißtraumfamilie.
Diese ganze Scheißidylle wollte ich zerstören, so wie diese Scheißweiber mein Leben
zerstört haben.«
»Eine Menge
Fäkalienworte auf einmal sind das«, konnte sich Tannenberg nicht verkneifen.
»Ja und?«,
brüllte Knoll.
»Und wegen
Ihres abgrundtiefen Hasses auf alle Frauen haben Sie diese armen Geschöpfe …«
»Das sind
keine armen Geschöpfe, das sind Schlampen«, polterte Knoll weiter.
Tannenberg
ließ sich nicht beeindrucken und vollendete den begonnenen Satz: »… hinter Ihnen
entführt und gefesselt an die Wand gehängt. Wie ein Großwildjäger seine Jagdtrophäen.«
»Ja, das
sind sie: Die Opfer, die Trophäen des Spiders.«
»Leben die
Frauen noch?«
Carsten
Knoll grinste unverschämt breit. »Das möchten Sie zu gerne wissen, nicht wahr?«
»Ja, das
möchte ich.«
»Soll ich
Ihnen mal etwas Interessantes beichten?«
»Gerne.«
Knoll verlagerte
sein Gewicht und kratzte sich mit dem Laufende seines Revolvers an der Nase. »Eigentlich
hatte ich vor, meine giftigsten Spinnen auf ihnen herumkrabbeln zu lassen. Aber
diese hysterischen Hühner hätten garantiert versucht, meine kleinen Lieblinge abzuschütteln.
Dadurch wären die Tiere womöglich verletzt worden. Dieses Risiko konnte ich natürlich
nicht eingehen. Aber ich habe eine andere Lösung gefunden.«
Er brach
ab und schmunzelte herausfordernd.
»Welche?«,
fragte der Chef-Ermittler.
Carsten
Knoll hob die Brauen an und grinste breit. »Ich habe das Gift meiner Atrax robusta
gesammelt …«
»Der Sydney-Trichterspinne«,
warf Tannenberg ein.
»Wow, Respekt,
Herr Kommissar, wie ich sehe, haben Sie sich inzwischen kundig gemacht. Spinnen
sind wunderbare Gottesgeschöpfe, finden Sie nicht auch?«
»Na ja«,
entgegnete Tannenberg. »Also, was haben Sie nun mit dem Spinnengift gemacht?«
»Na, was
wohl?«, spottete Knoll. »Ich habe es natürlich den Damen mit einer Spritze in ihre
knackigen Oberschenkel injiziert. Mitten hinein in diese wunderschönen Spinnennetze.
Haben sie Ihnen eigentlich gefallen?«
»So etwas
ist nicht unbedingt mein Geschmack«, erklärte Tannenberg in ruhigem Ton. »Wann haben
Sie den Frauen das Gift verabreicht?«
Der Spider
kratzte sich mit der freien Hand im Genick. »Tja, wann war das denn nur? Hm, hm,
hm. Wann war das nur?«, erklang ein hysterische, geradezu gespenstisches Kichern.
Dann sah
Tannenberg plötzlich das Mündungsfeuer des auf ihn gerichteten Revolvers. Reflexartig
drehte er sich zur Seite und schoss zurück. Nur Sekundenbruchteile später schlugen
die Kugeln seiner herbeigeeilten Kollegen in Carsten Knolls Körper ein. Er wurde
nach hinten umgerissen und stürzte wie ein nasser Sack auf den staubigen Betonboden.
Michael
Schauß rannte sofort zu ihm hin, kickte den Revolver weg und tastete an Knolls Hals
nach einem Pulsschlag. »Er lebt«, schrie er.
In diesem
Augenblick stürmten auch schon Dr. Schönthaler und zwei Notärzte in den ehemaligen
Bunker. Einer der beiden Mediziner kümmerte sich um den Schwerverletzten, während
sein Kollege und der Pathologe zu den Frauen rannten.
Unter den
neugierigen Blicken des Notarztes durchsuchte der junge Kommissar Knolls Hosen-
und Parkataschen. Er fand den gesuchten Schlüsselbund in der Gesäßtasche des Kampfanzuges.
Während
der zweite Notarzt die beiden seitlich hängenden Frauen untersuchte, kletterte Dr.
Schönthaler die Leiter hinauf. Mit Knolls Schlüssel entriegelte er die chromfarbenen
Handschellen und reichte ihn einem der Rettungssanitäter.
Michael
Schauß stützte den sich absenkenden Oberkörper der Frau, während der Pathologe den
Beckengurt und anschließend die Fußfesseln löste. Vorsichtig bettete der Kommissar
Jessica Hellmann auf den Boden und schob ihr seine Jacke unter
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