Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)
der tief im Wald versteckt ist und zwar zwischen
dem Hochspeyerer Stich und Enkenbach. Vom Parkplatz oben auf dem Hochspeyerer Stich
führt eine Asphaltstraße direkt dorthin.«
»Flocke,
bist du noch dran?«, rief Tannenberg in sein Handy.
»Ja, Chef.«
»Gib sofort
an alle Streifen einen Fahndungsaufruf nach meiner Nichte Marieke raus. Bevorzugtes
Suchgebiet: Innenstadt, Musikerviertel und die Gegend um den Stadtpark. Ihr Foto
steht auf meinem Schreibtisch. Und sag den Kollegen, sie sollen mich direkt verständigen,
wenn man sie gefunden hat.«
»Mach ich,
Chef.«
»Noch was,
Flocke: Informier den Doc. Er soll sofort raus zum Parkplatz oben auf dem Hochspeyerer
Stich fahren. Und beordere alle verfügbaren Notarztwagen dorthin.«
»Kümmere
mich sofort drum, Chef. Und was ist mit dem SEK? Soll ich die nicht besser auch
gleich verständigen?«
»SEK? Klar,
die Jungs kannst du auch noch alarmieren. Aber bis die dort sind, ist es vielleicht
schon zu spät. Diesen irren Typ schaffen wir auch alleine, das ist garantiert ein
durchgeknallter Einzeltäter.«
»Was ist
denn eigentlich passiert?«
Tannenberg
unterbrach das Gespräch mit seiner Sekretärin und drehte sich seinem Mitarbeiter
zu. »Und wir zwei holen jetzt Karl ab, den brauchen wir dringend, damit wir dort
draußen auch überall reinkommen.«
Schon seit
einiger Zeit wurde Kommissar Schauß von Gewissensbissen gemartert.
Sollte er
seinem Vorgesetzten und väterlichen Freund offenbaren, was ihm unmittelbar durch
den Kopf geschossen war, als er das Foto gesehen hatte?
Oder sollte
er seine Angst, dass der geisteskranke Täter sein Werk bereits vollendet haben könnte,
weiter verschweigen? Diese Möglichkeit war nicht auszuschließen, denn bislang hatte
der Entführer jeden seiner Schritte exakt getimt und seinen menschenverachtenden
Plan chronologisch abgearbeitet.
Befand sich
Marieke bereits in den Händen des Entführers?
War sie
vielleicht sogar schon tot und hing gemeinsam mit den anderen Opfer im Spinnennetz?
Aus Rücksicht
auf Tannenberg entschied er sich, diesen furchterregenden Gedanken für sich zu behalten.
Michael
Schauß setzte den Blinker und fuhr los.
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Mertel reagierte zunächst alles
andere als begeistert, als er bei seiner Arbeit gestört wurde. Doch als Tannenberg
in eindringlichen Worten den Ernst der Lage schilderte, packte der Kriminaltechniker
ohne zu Murren seine Sachen zusammen und begleitete seine beiden Kollegen.
Während
der rasanten Blaulicht- und Sirenenfahrt durch die Barbarossastraße meldete sich
Sabrina. Ihr Ehemann schaltete die Innenlautsprecher des Einsatzwagens ein.
»Zuerst
habe ich das Alibi des Wissenschaftlers Dr. Balzer überprüft«, erklang Sabrinas
Stimme. »Der Mann hat mir zwei Flugtickets präsentiert. Nach seiner Urwald-Expedition
ist er vorgestern von Bogota aus nach Rio geflogen und gestern weiter nach Frankfurt.«
»Okay, Sabrina.
Hat er dir einen Tipp gegeben, wer dieser irre Spinnenfreak sein könnte?«, wollte
ihr Ehemann wissen.
»Dr. Balzer
hat lange überlegt und bestimmt fünfmal hintereinander betont, dass er niemanden
verdächtigen wolle, aber …«
»Wer?«,
brüllte Tannenberg dazwischen.
»Was ist
denn mit dir los, Wolf?«, fragte Sabrina irritiert.
»Hast du
einen Namen?«, mischte sich Michael wieder ein.
»Ja. Es
geht um einen gewissen Carsten Knoll. Er hat hier an der Uni Biologie studiert,
hat dann aber nach dem Vordiplom an die Mainzer Uni gewechselt. Dr. Balzer hat ihn
vor ein paar Wochen bei einer Reptilien- und Spinnenbörse getroffen. Er hätte einen
ziemlich ungepflegten und verwirrten Eindruck auf ihn gemacht.«
Wieder mischte
sich Tannenberg ein. »Hast du eine Beschreibung von diesem Knoll?«
»Leider
nur eine vage. Aber Dr. Balzer lässt in der Verwaltung nachschauen, ob die vielleicht
noch ein Foto von ihm in den Unterlagen haben. Er ist Mitte 20, mindestens einen
Meter 90 groß, von kräftiger Statur. Vor ein paar Wochen trug er einen Vollbart.«
»Na, das
ist doch schon mal was«, kommentierte Tannenberg.
»Noch etwas
Interessantes, Wolf«, schob die junge Kommissarin hinterher. »Carsten Knoll hat
angeblich eine auffällige Tätowierung auf dem Handrücken: Eine große schwarze Spinne.«
»Hast du
noch mehr über ihn?«, drängte ihr Mann.
»Ja, das
Wichtigste habe ich mir bis zum Schluss aufgespart. Vorausgesetzt, mein etwas zerstreut
wirkender Wissenschaftler erinnert sich richtig«, erwiderte Sabrina.
»Los, los,
sag schon«, forderte der
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