Todespakt
Genehmigung, mit Erregern dieser Sicherheitsstufe zu hantieren.«
Rokko machte eine abfällige Handbewegung. »Ja, auf offiziellem Weg vielleicht«, höhnte er. »Aber ich glaube kaum, dass der Täter so blöd ist, selbst wenn er diese Möglichkeit hätte. Zumal wir wissen, dass die Krankheit in einigen Ländern noch immer existiert. Und nicht jedes dieser Länder hat solch strenge Sicherheitsbestimmungen. Mit den richtigen Verbindungen kann man sich solche Erreger vermutlich heutzutage übers Internet bestellen.«
»Dennoch müssen wir die betreffenden Labore überprüfen«, beharrte Chris. »So viele kann es davon nicht geben. Das Gesundheitsamt wird uns dahingehend unterstützen, da Fälle solcher Erkrankungen ohnehin meldepflichtig sind.«
»Wir sollten aber auch einen terroristischen Hintergrund nicht ausschließen«, meinte Gerlach und deutete auf die Großaufnahme der handschriftlich verfassten Botschaft.
Nur vier Wände
ewig Nacht.
Welch ein Fluch
mich hergebracht.
»Das halte ich im Moment für unwahrscheinlich«, widersprach Chris. »Offensichtlich ging es dem Täter nicht darum, die Krankheit zu verbreiten, sonst hätte er sein Opfer nicht für längere Zeit isoliert. Ich denke, die Tat ist eher Teil seiner Botschaft und hat symbolischen Charakter.«
Rokko runzelte die Stirn. »Du meinst, das Opfer wurde auf diese Weise für etwas bestraft?«
»Das ist durchaus möglich«, meinte Chris. »Vielleicht will der Kerl uns damit auch sagen, dass Denken und Handeln unserer Gesellschaft verseucht sind, oder was Abgedroschenes in der Art.«
»Auf jeden Fall scheut er keinen Aufwand, um sich mitzuteilen«, bemerkte Rokko sarkastisch. »Weiß man denn schon, um wen es sich bei dem Opfer handelt?«
Chris schüttelte den Kopf. »Die Kollegen checken bereits die Vermisstenmeldungen. Außerdem ist eine Meldung an sämtliche Zahnärzte raus. Der Abgleich der medizinischen Unterlagen kann jedoch noch Tage dauern.«
»Was ist mit dem Vogel?«, fragte Rokko. »Soviel ich weiß, kann man einen Raben nicht einfach in einer Tierhandlung kaufen.«
»Das ist richtig«, sagte Chris. »Er gehört zu den Wildtieren und steht unter Artenschutz. Man darf diese Vögel nur mit einer Genehmigung und unter strengen Auflagen halten. Da kann es nicht so viele Möglichkeiten geben.«
Gerlach schüttelte den Kopf. »Das ist mir alles eine Nummer zu hoch«, meinte er. »Wenn ich jemanden umbringen will, dann vergifte ich ihn oder schlag ihm den Schädel ein. Meinetwegen ramm ich ihm ein Messer zwischen die Rippen, aber ihn mit der Pest zu infizieren, stünde sicher ganz unten auf meiner Liste. Zu viele Spuren, die man zurückverfolgen kann, zu viele Ermittlungsansätze. Mal abgesehen von dem Risiko, das Opfer in einer Kapelle abzulegen, die sich mitten in einem Wohngebiet befindet. Entweder ist der Täter ziemlich dumm, oder er hält sich für außerordentlich clever.«
»Ersteres können wir in dem Fall ausschließen«, argwöhnte Chris, »da es sich keinesfalls um eine willkürliche Tat handelt und der Täter planmäßig vorgegangen ist. Außerdem scheint er über technische und medizinische Grundkenntnisse zu verfügen. Und wenn wir der Aussage Glauben schenken, die einer der Anwohner gemacht hat, dürfte der Täter verkleidet sein. Der Zeuge sprach von einer Art Maske, die einem Vogelkopf ähnlich ist. Außerdem soll er ein langes schwarzes Gewand getragen haben, das seine Konturen völlig verdeckt hat. Daher konnte der Zeuge auch keine genauen Angaben über Alter, Größe und Geschlecht machen. Wir können aber davon ausgehen, dass es sich aufgrund des Tathergangs um eine männliche Person, maximal mittleren Alters handelt. Das Opfer wog immerhin fast achtzig Kilo.«
»Eine solche Verkleidung dürfte ihn auch eingeschränkt haben«, mutmaßte Gerlach.
»Sie scheint ihm aber eine gewisse Sicherheit zu vermitteln, die seine Risikobereitschaft erhöht.«
»Wie oft finden eigentlich solche Führungen statt?«, fragte Rokko.
»Nicht sehr oft«, erwiderte Chris. »Nur zwei- bis dreimal im Jahr, meist zu den Frühlingsfesten.«
»Dann sollten wir auch alle Teilnehmer des Vorjahres überprüfen. Immerhin scheint der Täter über Ablauf und Inhalt genauestens informiert gewesen zu sein. Eventuell hat er selbst an einer solchen Führung teilgenommen.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass die darüber Listen führen.«
Rokko seufzte betrübt und nippte an seinem Kaffee. »Was ist mit dem Veranstalter, diesem
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