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Todesqual: Thriller

Todesqual: Thriller

Titel: Todesqual: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ellis
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sich ein Fenster aus. Er fühlte sich wie im siebten Himmel, denn es war ein Schlafzimmerfenster. Ein Schlafzimmer im Erdgeschoss. Dahinter lag das Wohnzimmer. Er beobachtete, wie sie sich ein Glas Wein einschenkte und zum CD-Spieler ging. Dann setzte sie sich aufs Sofa und zog die Stiefel aus. Trotz des Windes hörte er die Musik, die durchs Haus hallte. Es war ein Saxophon.
    Er lauschte eine Weile und genoss den Anblick, während das Saxophon klagte und sang. Und plötzlich wurde ihm klar, dass die Frau, die er beobachtete – die Vision, der er nach Hause gefolgt war -, offenbar Schmerzen litt. Das erkannte er an ihren verschleierten Augen. Daran, wie ihre Lippen sich öffneten, und daran, wie oft sie an ihrem Weinglas nippte. Sie hörte Musik, und anscheinend ging es ihr nicht gut. Als das Lied endete, schien der Schmerz nicht etwa aufzuhören, sondern schlimmer zu werden.
    Er wich vom Fenster zurück und musterte, auf der Suche nach einer Schwachstelle, das Haus. Er musste hinein. Er sehnte sich nach ihrer Nähe. Die Nacht war noch nicht vorbei.

48
     
    L ena wandte sich von Novak ab und betrachtete Tim Holts Röntgenaufnahmen auf dem Leuchtkasten, während der Gerichtsmediziner auf die Austrittswunde zeigte.
    »Ein glatter Durchschuss«, verkündete er, »direkt vom Mund in den Schädel.«
    Art Madina war schlank und hatte kurzes schwarzes Haar und grüne Augen, die trotz seines Berufs lebendig funkelten. Obwohl er noch jung und ziemlich neu im Büro des Leichenbeschauers war, hatte er sich bereits den Ruf eines sehr gewissenhaften Arbeiters erworben, weshalb der Staatsanwalt am liebsten auf ihn zurückgriff, wenn es galt, die Geschworenen im Gerichtssaal zu überzeugen. Lieutenant Barrera hatte die Autopsie verschoben, bis sich der Pathologe von seinem Kongress in Las Vegas hatte loseisen können. Als Lena heute Morgen angerufen hatte, um den Termin zu bestätigen, hatte sie erfahren, dass er der Hauptreferent gewesen war.
    »Die Verletzung hatte, wie wir hier sehen, katastrophale Folgen«, fuhr Madina fort. »Die Wucht war so groß, dass die Kugel den Großteil des vorderen Hirnlappens mitgerissen hat. Der Tod ist sofort eingetreten. Bei unserer unbekannten Toten liegen die Dinge hingegen anders.«
    Madina trat einen Schritt nach rechts. Die Röntgenaufnahmen der Frau hingen neben denen von Holt auf dem Leuchtkasten. Die Autopsien waren für elf Uhr angesetzt gewesen. Trotz ihrer Wichtigkeit waren Lena und Novak über fünfundvierzig Minuten zu spät gekommen, denn sie hatten die ersten drei Stunden des Tages damit verbracht, die restlichen zehn Frauen von Burells Webseite so schnell wie möglich abzuklappern. Inzwischen hatten sie drei weitere Namen streichen können. Vier der zehn hatten es offenbar mit der Angst zu tun bekommen und fluchtartig die Stadt verlassen. Und die letzten drei waren nicht zu Hause und nahmen auch nicht ab, als Lena sie mobil anrief. Allerdings war die Mühe vergeblich gewesen, denn keine der befragten Frauen hatte je einen kräftig gebauten Mann mit kahlem Schädel und glatter Haut bei Burell gesehen. Als sie endlich in der Gerichtsmedizin eintrafen und in OP-Anzüge schlüpften, hatten sie nur die Röntgenaufnahmen verpasst.
    Madina rückte seine Brille zurecht und betrachtete den Röntgenfilm. »Die Messerstiche im Körper der jungen Frau verlaufen nach demselben Muster wie die Verletzungen, die wir letzten Freitag bei Nikki Brant gefunden haben. Sie sind beinahe identisch. Der große Unterschied ist die Todesursache. Ich wette, dass wir sie hier finden werden.« Er zeigte auf den Hals der Unbekannten. »Ein schweres Trauma. Eindeutig ein Bruch. Bei der Leichenöffnung werden wir sehen, was zuerst kam.«
    »Fangen wir mit dem männlichen Opfer an«, sagte Lena. »Er ist es, der uns im Moment am meisten interessiert.«
    Sie nannte Holt nicht beim Namen, um Abstand zu wahren. Autopsien waren ohnehin schon schwer genug zu ertragen. Doch zusehen zu müssen, wie ein Pathologe einen Menschen aufschnitt, den man kannte, gehörte eigentlich in ein Paralleluniversum. Während sie den Geruch des Wick VapoRub unter ihrem Mundschutz einatmete, fragte sie sich, wie lange sie wohl durchhalten würde. Sie wünschte, sie hätte besser geschlafen, denn sie hatte sich trotz des Weins den Großteil der Nacht herumgewälzt, gelauscht, wie das Haus im Wind knarzte, und die Albträume abgewehrt, die nach einem Achtzehn-Stunden-Tag, verbracht an zwei Tatorten, auf sie einstürmten. Charles Burell

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