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Todesqual: Thriller

Todesqual: Thriller

Titel: Todesqual: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ellis
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Schwachköpfe .«
    Wenigstens hatte der Gorilla Sinn für Humor. Lena sah zu, wie er die Brieftasche einsteckte und sich zum offenen Tor umwandte. Zelda stand am Ende der Auffahrt und starrte sie an, als hätte sie ein Gespenst gesehen. Sie wirkte zwar noch recht attraktiv, aber die Jahre waren nicht gnädig zu ihr gewesen. Ihre mageren Beine erinnerten an Streichhölzer. Die Augen blickten stumpf, und nicht der Anflug eines Gefühls malte sich in ihrem Gesicht.
    »Hallo, Lena«, sagte sie leise.
    Lena nickte gelassen. »Es ist lange her, Zelda.«
    »Warum bist du hier?«
    »Nur um der guten alten Zeiten willen«, erwiderte Lena nach einer kurzen Pause.
    »Waren sie denn so gut für dich, Lena?«
    Davids Exfreundin war eine eiskalte Zicke. »Ja, Zelda, das waren sie.«
    »Für mich auch«, entgegnete sie. »Ich würde alles wieder ganz genauso machen.«

36
     
    D er Schmerz war wie weggeblasen. Das hatte sie Zelda Clemens zu verdanken. Ihrem Anblick. Dem böswilligen Müll, den diese Frau von sich gab. Der Ausflug in die Vergangenheit hatte Lena gestärkt.
    Sie zog die Schublade auf und suchte zwischen den Münzen und Ringen ihres Bruders nach dem Gitarren-Plektron. Sie war im Zimmer oben an der Treppe, in dem sie anfangs nach dem Einzug gewohnt hatte. Ein Jahr nach Davids Ermordung hatte sie die Möbel zwar nicht ausgeräumt, aber die Zimmer getauscht, um einen Neuanfang zu machen und die Trauer zu verscheuchen. Als sie die Sachen ihres Bruders nach oben gebracht hatte, hatte sie das ganze Haus nach dem Plektron durchkämmt. Sie hatte sich sogar einen ganzen Tag lang ins Studio gewagt und erfolglos alle dreiundvierzig Gitarrenkoffer durchgekramt.
    Obwohl die Möglichkeit bestand, dass ihr Bruder das Plektron an einem geheimen Ort versteckt und sein Wissen mit ins Grab genommen hatte, war es, wie Lena eher vermutete, bereits vor langer Zeit gestohlen worden. Auch wenn die Vergangenheit des herzförmigen Plättchens nicht bewiesen werden konnte, bestand es aus vierzehnkarätigem Gold und war wertvoll und klein genug, um es unbemerkt in der Tasche verschwinden zu lassen, falls einem der Sinn danach stand.
    Lena erinnerte sich noch, wie sie es zum ersten Mal auf Davids ausgestreckter Handfläche gesehen hatte. Es war ein Geschenk von einem Kollegen und Bewunderer, einer Musiklegende, die eines Abends bei einem Konzert erschienen und Gefallen daran gefunden hatte. Bei einigen Drinks hatte das Goldplättchen den Besitzer gewechselt. Die Kanten waren abgewetzt, die Oberfläche zerkratzt. Doch was das Stück so besonders machte, war die kunstvolle Arbeit des Graveurs. In das Gold war die Abbildung eines Mondes eingeritzt, der sich majestätisch aus einem Bett traubenförmiger Wolken erhob. David erklärte, das Gesicht des Mondes sei von Georges Méliès inspiriert, und zwar von einem Film aus dem Jahr 1902, der den Titel Die Reise in den Mond trug. Wie im Film rauchte der Mann einen Zeppelin wie eine Zigarre.
    Lena schloss die Schublade und öffnete die nächste.
    Anfangs hatte sie die Haushälterin, die David eingestellt hatte, unter Verdacht gehabt, denn sie hatte der Frau kündigen müssen, weil sie sich ihr Gehalt nicht mehr leisten konnte. Eine weitere Möglichkeit war, dass Holt das Plektron in Erinnerung an ihre Freundschaft an sich genommen hatte. Doch je länger Lena darüber nachdachte, desto mehr wuchs ihre Überzeugung, dass Zelda Clemens die Diebin gewesen war. Zelda kannte das Plektron. Sie hätte gewusst, dass vor allem seine Herkunft es so wertvoll machte.
    Einige behaupteten, Jimi Hendrix habe das Stück entworfen und als Zeichen seiner Verehrung Muddy Waters geschenkt. Andere sagten, Waters habe es Hendrix verehrt, und zwar als Dank, weil er den Blues beim Mittelschichtpublikum bekannt gemacht habe, sodass er nun endlich ordentlich von seiner Musik leben könne. Aber damit waren die Gerüchte noch nicht zu Ende. Es wurde nämlich gemunkelt, Buddy Guy habe das Plektron eine Weile benutzt, bevor er es an Eric Clapton weitergab. Keith Richards sollte es Kurt Cobain zugesteckt haben, ehe es irgendwann bei Neil Young landete. Allerdings war keine dieser Geschichten dokumentiert, und Lena hatte noch nie einen Musiker öffentlich darüber reden hören. Doch wenn das Plektron wirklich gestohlen worden war, war sicher Zelda Clemens die Täterin.
    Ein Geräusch, das sich an der Decke brach, riss sie aus ihren Erinnerungen. Jemand klopfte draußen mit dem Fuß auf den Asphalt. Als Lena aus dem Fenster schaute, sah

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