Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesqual: Thriller

Todesqual: Thriller

Titel: Todesqual: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ellis
Vom Netzwerk:
sie in der Auffahrt einen Crown Vic mit offenem Kofferraum. Novak saß auf der Vortreppe. Er hatte die Krawatte gelockert. Sein grauer Anzug war zerknittert wie ein leeres Zigarettenpäckchen.
    Lena klopfte ans Fenster. Da Novak nicht reagierte, lief sie nach unten, schob den Riegel zurück und öffnete die Tür.
    »Warum hast du denn nicht geklingelt?«
    Novak drehte sich zu ihr um. »Ich brauchte ein bisschen Ruhe zum Nachdenken, und da schien mir die Idylle hier oben genau das Richtige zu sein. Meine Kühlbox im Kofferraum ist so heiß, dass man darin Würstchen kochen könnte. Hast du was zu trinken da?«
    Sie nickte. Sein Blick wirkte genauso unsicher wie seine Stimme, und sein Gesicht war so blass, dass sie befürchtete, er könnte krank sein. Er stand auf und streckte die Beine.
    »Wo ist Rhodes?«
    »In Glendale«, antwortete er. »Wir haben das Geschoss aus der Wand in Holts Haus geholt. Morgen ist ›offener Mittwoch‹. Deshalb wollte er so viel Material wie möglich sammeln.«
    Die kriminaltechnischen Labors waren dezentral untergebracht. So residierte beispielsweise die Abteilung für Schusswaffen im Nachbargebäude der Northeast Division in der San Fernando Road. Wie in allen anderen Abteilungen hatte sich dort inzwischen ein Rückstau von über zweitausend Fällen angesammelt, weshalb man Monate, wenn nicht sogar Jahre auf das Ergebnis einer ballistischen Untersuchung warten musste. Die Dringlichkeit der Fälle wurde nach dem Prozessdatum eingestuft. Was neu hereinkam, landete automatisch unten auf der Liste. Deshalb hatte der Laborleiter im Sinne des Bürokratieabbaus einen Tag in der Woche bestimmt, an dem jeder Detective seine Beweisstücke unangemeldet vorbeibringen und sich Rat bei einem Schusswaffenexperten holen konnte. Diesem neuen System war es zu verdanken, dass die Trefferquote bei Abgleichen mit der Datenbank der Behörde für Alkohol, Tabak und Feuerwaffen ATF die höchste in den Vereinigten Staaten war.
    »Was ist mit Sánchez?«, fragte Lena.
    »Er hat sich mit einem Polizeizeichner zusammengesetzt«, erwiderte Novak. »Wir können das verdammte Mädchen einfach nicht identifizieren.«
    Sein Blick verschleierte sich, als er auf die Küche zusteuerte. Seit Lena wusste, dass er keinen Kaffee mochte und kein Bier mehr trank, hatte sie immer einen Sechserpack Cola Light im Haus. Sie sah zu, wie er die Dose öffnete und einen großen Schluck nahm. Er war ungewöhnlich still und machte einen ziemlich besorgten Eindruck. Als er die Karte an der Wand bemerkte, ging er hin, um sie sich genauer anzuschauen. Er nahm sich Zeit, ihre Notizen zu lesen und die Fallzusammenfassungen durchzublättern, die sie beiseitegelegt hatte. Lena merkte ihm an, wie es in seinem Verstand arbeitete.
    »Der Mord geschah gegen Mitternacht«, sagte er, ohne sich umzudrehen. »Etwa um die Zeit, als du dort angerufen hast und niemand rangegangen ist. Die Körpertemperatur der beiden Leichen ist nahezu identisch. Laut Gainer muss sich der Selbstmord innerhalb einer Stunde nach der Ermordung des Mädchens zugetragen haben.«
    Er bezeichnete Holts Tod als Selbstmord. Lena schwieg, behielt ihre Gedanken für sich und setzte sich aufs Sofa.
    »Das Messer, mit dem das Mädchen getötet wurde, wurde in der Geschirrspülmaschine gefunden«, fuhr Novak fort. »Die Autopsie ist für übermorgen angesetzt. Barrera möchte, dass sie von demselben Gerichtsmediziner durchgeführt wird, der Nikki Brant obduziert hat. Allerdings ist Art Madina gerade bei einem Kongress in Las Vegas und kann dort nicht weg. Wie ich schon sagte, ist das Mädchen eine Unbekannte. Wir haben alle Kartons durchsucht. Keine Schuhe, keine Kleidung. Sie hat nicht dort gewohnt.«
    »Was ist mit ihrer Handtasche?«
    »Wir haben den Führerschein überprüft. Die Ausweispapiere sind gefälscht.«
    »Kreditkarten?«
    »Sie hatte keine.«
    Seine Stimme erstarb. Als er sich zu ihr umwandte, konnte er ihrem Blick nicht standhalten. Stattdessen stellte er seine Cola auf den Couchtisch und nahm Platz. Als er endlich das Wort ergriff, war sein Tonfall sehr sanft.
    »Du darfst das nicht denken, Lena.«
    Sie ließ ihren Partner nicht aus den Augen, während sie über seine Worte nachgrübelte. Ihre spontane Vermutung, dass Holt sich nicht selbst umgebracht hatte, schien sich bestätigt zu haben. Holt hatte die Frau gegenüber seinem Freund nie erwähnt. Im Haus war kein Kleidungsstück von ihr gefunden worden. Außerdem konnte Lena sich nicht vorstellen, dass Tim Holt ein

Weitere Kostenlose Bücher