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Todesqual

Titel: Todesqual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ellis Karin Dufner
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gefallen war, hastete Novak die Treppe hinunter in die Vorhalle. Mit aufgeregt funkelnden Augen drehte er sich zu Lena um.
    »Die Laborergebnisse sind da«, sagte er. »Wir haben einen Treffer.«

28
    D ie Pressekonferenz ließ sich nicht vermeiden, denn heute sollte ein Unschuldiger aus dem Gefängnis freikommen.
    Die vorläufigen Laborberichte besagten, dass die DNA der in Teresa López’ Körper sichergestellten Samenflüssigkeit mit den Proben von dem Laken zwischen Nikki Brants Beinen und vom Teppich im Arbeitszimmer der Brants übereinstimmte. Romeo hatte beide Frauen vergewaltigt und getötet. José López und James Brant waren somit entlastet.
    Der neue Polizeipräsident und seine rechte Hand Albert Ramsey standen am Mikrofon und wehrten die Fragen einer aufgebrachten Pressemeute ab, die wissen wollte, warum López gestanden hatte, obwohl er gar nicht der Täter war. Auch wenn Lena der Pressekonferenz unfreiwillig beiwohnte und mit ihren Kollegen hinter dem Podium stand, musste sie den Polizeipräsidenten für seine Fähigkeit bewundern, Seitenhiebe einzustecken, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Worauf die Reporter anspielten, lag auf der Hand. Doch als ein Mitarbeiter von Channel 2 schließlich das Wort erhielt, war die Frage endlich offen auf dem Tisch.
    Hatten die Detectives der Polizei von Los Angeles ein falsches Geständnis aus José López herausgeprügelt?
    Lena spähte durch die grellen Scheinwerfer der Kameras ins Publikum, während der Polizeipräsident über diese Frage nachdachte. Sie konnte weder Staatsanwalt Roy Wemer noch López’ Verteidiger entdecken. Nur ein strahlender Buddy Paladino saß in der letzten Reihe und fletschte seine berühmtberüchtigten Zähne.
    »Ich weiß nicht, wie gut Sie über moderne Vernehmungsmethoden informiert sind«, wandte sich der Polizeipräsident an die Reporter. »Denn das, worauf Sie hier anspielen, steht aus einer ganzen Reihe von Gründen nicht in unserem Drehbuch.
Der erste davon ist, dass es zwecklos wäre. Keiner meiner Mitarbeiter hat José López auch nur ein Haar gekrümmt. Mr. López hat den Mord an seiner Frau aus freien Stücken gestanden. Deshalb würde ich Ihnen vorschlagen, diese Frage Mr. López zu stellen, nachdem er aus der Haft entlassen worden ist. Wenn ich Reporter wäre, würde ich auch seinem Anwalt die Gelegenheit zu einer Stellungnahme geben. Schließlich befand er sich im selben Raum wie die beiden Detectives, als sein Mandant gestanden hat.«
    Lena überlegte, ob der Polizeipräsident wohl erwähnen würde, was sie vor einer Stunde im Büro gehört hatte. López hatte sich trotz der entlastenden Beweise in seiner Zelle verbarrikadiert, weigerte sich herauszukommen und brüllte, er könne ohne seine Frau Teresa nicht leben, auch wenn sie eine elende Hure sei. López wollte schuldig gesprochen und durch die Giftspritze von seinem Schmerz erlöst werden. Noch schlimmer war, dass es ganz danach aussah, als wolle er noch heute Abend seinem Leben ein Ende setzen, indem er einen Wachmann so lange provozierte, bis dieser abdrückte.
    Sie wartete darauf, dass der Polizeipräsident diese neue Entwicklung ansprach, aber er tat es nicht. Stattdessen schilderte er die Rolle, die die forensische Wissenschaft bei der Entlastung des Mannes gespielt hatte, und ging dann zum nächsten Thema über. Als man ihn aufforderte, den Mord an Nikki Brant näher zu beschreiben, erwiderte er, die Ermittlungen liefen erst seit einer knappen Woche, nannte keine Einzelheiten und bestätigte nur, die DNA-Untersuchung habe einen Zusammenhang zwischen den beiden Verbrechen ergeben.
    Das Hin und Her dauerte noch eine Weile, bis der Polizeipräsident die Pressekonferenz für beendet erklärte. Lena folgte Novak durch die Menschenmenge, ohne auf die Fragen einzugehen, die man ihnen nachrief. Sie stiegen mit Sánchez und Rhodes in den Aufzug.

    Nach einem Blick auf die Uhr wandte sich Novak an Sánchez. »Wie weit bist du am Computer gekommen?«
    »Du wolltest, dass ich jeden sexuellen Übergriff auf Frauen ab sechzehn raussuche. Ich bin also noch ganz am Anfang.«
    Rüttelnd keuchte der Aufzug hinauf in den zweiten Stock, wo sich zitternd die Türen öffneten. Novak marschierte voran ins Großraumbüro.
    »Es ist halb sieben«, verkündete er. »Wir teilen die Fälle auf und verschwinden dann so schnell wie möglich.«
    Mit einem erleichterten Nicken ging Sánchez zu seinem Schreibtisch. Der Stapel von Fallzusammenfassungen schien etwa fünfzehn Zentimeter dick zu sein.

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