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Todesqual

Titel: Todesqual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ellis Karin Dufner
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hieß, niemanden, bis auf einen gedrungenen Mann, dessen Hautfarbe an Kaffee mit Sahne erinnerte. Er sprang hinten aus dem Transporter der Spurensicherung. Lamar Newton lächelte ihr verlegen zu, kratzte sich am Kopf und setzte sich dann ins offene Heck, um seine
Kameratasche zu öffnen. Lena kannte ihn seit der Verhaftung im Rustic Canyon Park. Damals waren zwei Kameras mit Nachtsichtobjektiven oben in den Bäumen platziert gewesen. Während Lena sich mit Rafi Miller traf, saß Lamar im Bürgerzentrum und zeichnete die Begegnung auf Video auf. Seit jener Nacht verstanden Lena und Lamar sich gut und arbeiteten gerne zusammen.
    Als Lena den Transporter des Leichenbeschauers umrundete, sah sie Novak auf einer zwei Meter hohen Leiter stehen. Er war damit beschäftigt, eine blaue Plane an der Regenrinne zu befestigen. Offenbar störte es ihn, dass das Haus von der Brooktree Road so gut einzusehen war. Nach einem Schluck Cola Light zupfte er die Plane noch einmal zurecht. Wenn die Presse hier eintraf, dann sicher mit Kameras, Weitwinkelobjektiven und vielleicht sogar Fachleuten, die Gesprochenes von den Lippen ablesen konnten. Anscheinend wollte Novak das Team vor neugierigen Blicken schützen.
    »Du warst aber schnell hier«, meinte er und stieg von der Leiter.
    Sein Lächeln wirkte gezwungen, und sie bemerkte den erschöpften Ausdruck in seinen blauen Augen, das Grau in seinem blonden Haar und seine fahle Gesichtsfarbe. Seit sie sich einen freien Tag gegönnt hatte, schien er um zehn Jahre gealtert zu sein. Sie spürte, wie sich ihr wieder der Magen zusammenkrampfte.
    »Du hast die Leiche schon gesehen«, stellte sie fest.
    Er nickte. Als erster Detective am Tatort hatte Novak keine andere Wahl gehabt.
    »Wie schlimm ist es?«
    Anstelle einer Antwort drehte er sich zu seinem Dienstwagen um, der, mit dem Heck zur Hauswand, auf der anderen Straßenseite in einer Auffahrt stand. Lena folgte seinem Blick. Daneben parkte ein identischer Wagen, und sie erkannte Tito Sánchez auf dem Fahrersitz. Der Mann neben ihm war ihr
fremd. Er schien um die dreißig zu sein und machte einen verstörten Eindruck. Nikki Brants Ehemann, wie Lena annahm.
    »Erinnerst du dich an Teresa López?«, fragte Novak leise.
    Damit war alles klar. Ihr Partner brauchte nichts mehr hinzuzufügen.
    Obwohl sie sich noch aneinander gewöhnen mussten, war Hank Novak bei weitem der beste Partner, mit dem Lena je zusammengearbeitet hatte. Mit seinen eins zweiundachtzig überragte er sie zwar um acht Zentimeter, schien aber immer auf Augenhöhe mit ihr zu sein. Ihre Freundschaft hatte an dem Tag begonnen, als Lieutenant Barrera sie einander vorgestellt und Novak gebeten hatte, Lena ihren Schreibtisch zu zeigen. Für Novak war die neue Kollegin offenbar keine Last, sondern eine Bereicherung, und er tat alles, um die Stimmung aufzulockern, während er sie herumführte. Novak war zwar geschieden, hatte jedoch drei Töchter, und Lena merkte ihm an, dass er ein gutes Verhältnis zu Frauen hatte. Etwas, das ihr sehr wichtig war. Obwohl der Ruhestand sein Lieblingsthema zu sein schien und sich auf dem Beifahrersitz seines Wagens die Reisebroschüren und Fischereizeitschriften türmten, redete er gerne über seine siebenundzwanzig Jahre im Dienst der Polizei, seine Schnitzer und das, was er daraus gelernt hatte. Oft fragte sich Lena, wie es Novak gelungen war, in diesem Beruf zu überleben und trotzdem ein Mensch zu bleiben. Sie hoffte, dass sie auch so viel Glück haben würde.
    Nun nahm sie ein frisches Paar Gummihandschuhe aus der Schachtel, die sie in ihrer Aktentasche aufbewahrte, und zog sie an.
    »Wo ist Rhodes?«
    »Der spannt drinnen das Absperrband«, erwiderte Novak. »Die Leiche liegt im Schlafzimmer. Der Mann bei Tito im Auto ist James Brant. Er sagt, er habe die Nacht durchgearbeitet
und sei erst gegen halb sechs aus dem Büro nach Hause gekommen. Als er seine Frau fand, hat er sofort die Polizei verständigt.«
    Lena warf noch einen Blick auf James Brant und fragte sich, ob er wohl am Tatort etwas verändert hatte.
    »Wie lange war er allein im Haus?«
    »Etwa eine halbe Stunde. Als ich kam, saß er bei den Kollegen aus West L. A. im Wagen. Brant beteuert, er habe nichts angefasst und sei nicht weiter als bis zur Schlafzimmertür gekommen. Ein Blick habe genügt, um die Polizei anzurufen.«
    »Und die Kollegen aus West L. A.?«
    »Sie haben das Zimmer nicht betreten, sondern sich gleich verdrückt und die Sanitäter weggeschickt. Der Fall wurde wegen des

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