Todessaat
Geburt.«
Grace starrte ihn entsetzt an.
»Ich glaube, wenn du nicht auf Vondas SMS reagiert hättest, als ihre Wehen einsetzten, dann hätte Andrea möglicherweise das Baby sofort entführt und wäre abgehauen.«
Grace erinnerte sich an den Versuch seitens Andreas und Sarahs, Vonda in ihr Auto zu bekommen. Grace fragte sich, ob Vonda es überhaupt bis zum Krankenhaus geschafft hätte.
»Sam ist wunderschön«, begann Grace vorsichtig.
»Ja«, antwortete ihr Onkel knapp.
»Und Familie kommt auf vielen Wegen zustande.«
»Ja. Aber die Lüge schmerzt«, entgegnete Pete.
Ihr Herz zog sich zusammen. »Ja. Die Lüge. Wie geht es Vonda?«
»Es wird dauern. Es ist ganz schön hart, zu erkennen, dass dein Ehemann nicht der ist, für den er sich ausgegeben hat. Er hat für ihre Unfruchtbarkeit gesorgt, er hat es auf alle Zeit unmöglich für sie gemacht, Kinder mit einem anderen Mann zu bekommen, wenn dieser zufällig weiß ist. Rasse ist eine seltsame Sache. Jeder Einzelne von uns auf diesem Planeten trägt die Spuren der ausgefochtenen Kriege und der Menschen, die ihr Leben lassen mussten. Aber am Ende des Tages wollen wir doch alle nur die Freiheit haben, entscheiden zu können, was wir möchten.«
»Ich kann es gar nicht abwarten, Pater McDougal zu berichten, dass du eine freie Partnerwahl predigst.«
Er lächelte müde.
»Wie groß ist der Schaden, den er mit der Soja angerichtet hat?«
»Er hat Sojapakete an Kunden nach Hause verschickt, Grace. Seine Zielgruppe waren Privatschulen und moderne Wellnesscenter. Alles war schön verpackt und adressiert. Auf ihrem Weg nach Norden hätte er dann Vonda zur Post
geschickt, um sie zu versenden. Auf diese Weise wäre sie mitschuldig gewesen, falls sein Plan aufgeflogen wäre.«
Grace wandte den Blick ab, damit sie die Wut in Onkel Petes Augen nicht sehen musste.
»Ich muss alles an Vonda weitergeben. Sie führt genau Buch. Gerade erst hat sie damit angefangen, das Brot auf Bauernmärkten zu verkaufen, und sie besitzt eine Liste von allen Leuten, die ein Brot gekauft haben. Wir werden alle kontaktieren. Sie wollte das Geschäft nach Sams Geburt vergrößern. Vonda benutzte das manipulierte Soja für das Brot, das sie für sich und Stuart und ihre Freunde gebacken hat.«
»Er war bestimmt begeistert, als ihre Freundinnen Fehlgeburten hatten.«
Ihr Onkel nickte. »Er hat darüber geschrieben. Wir haben ein Tagebuch im Wagen gefunden. Düstere Geschichten. Vonda sagt, er führte schon seit Jahren ein Tagebuch. Wahrscheinlich werden wir so Schritt für Schritt erfahren, was er alles geplant hatte.«
Er nickte, als die biologische Spezialeinheit den Schlauch aus dem Zelt zog. »Der Schaum tötet die besagte Sache.«
Sie fragte sich, ob die besagte Sache gleichbedeutend mit manipulierter Soja war, fragte sich, ob sie etwas davon inhaliert hatte. Das war eher unwahrscheinlich, denn der Beutel war versiegelt gewesen.
Aber sie war mit der Probe im Labor von Denise Bustamonte in Berührung gekommen. Dort hatte sie bestimmt etwas inhaliert. Alles andere war unmöglich. Pete sah sie an, als könne er ihre Gedanken lesen.
»Es ist noch zu früh, um etwas darüber sagen zu können, wie die Auswirkungen auf Personen sind, die dem Stoff eventuell kurz ausgesetzt waren, aber wenn wir seinem Tagebuch Glauben schenken können, dann funktioniert das Ganze nur über eine längere, regelmäßige Einnahme. Man
muss es essen, nicht inhalieren. Keine einmalige Aufnahme. Und natürlich wird jeder Forscher auf diesem Gengebiet fieberhaft an einer Neutralisierung von Stuarts Manipulation arbeiten.«
»Du glaubst also, die momentane Gefahr ist nicht sehr groß?«
»Ich bin kein Wissenschaftler, Grace. Ich weiß nicht, womit wir noch rechnen müssen. Vor kurzem erst habe ich gelesen, dass die staatlichen Behörden darüber nachdenken, das Okay zur Modifizierung von Tieren zu geben. Vielleicht isst du eines Tages einen Hamburger, in dem etwas von einer Maus steckt.«
»Zauberhaft. Und das Restaurant würde noch nicht einmal geschlossen werden.«
Er bewegte sich auf dem Stuhl, ohne zu reden. Die Stille wurde unbehaglich, bis Pete sagte: »Tante Chelsea ist zurück, sie ist bei Vonda im Krankenhaus.«
Sie schwiegen, während zwei Männer der Spezialeinheit in Stiefeln und voller Montur ihren Weg durch die Zeltplanen suchten.
»Onkel Pete?«
»Ja?«
»Tut es dir leid, was du meiner Familie angetan hast?«
Er sah sie an. »Ich dachte, ich würde das Richtige tun. Ich wollte dich und
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