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Todesschach

Todesschach

Titel: Todesschach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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Gegner an, der Dummkopf!«
    »Ich habe gleich gewußt, Larko, daß dieser Grams wieder gewinnen wird. Er ist ungemein klug und geduldig. Ich möchte wetten, daß er in wenigen Minuten seinen Gegner töten wird. Immerhin bleibt er ein Bauer. Keine Aufstiegschance bei diesem Zug.«
    »Abwarten«, riet Larko und lehnte sich zurück. »Wozu sollen wir uns aufregen? Schließlich stirbt der Läufer, nicht wir.«
    Larko und Bender waren seit vielen Jahren politische Freunde. Sie gehörten der Opposition an und waren für ihre hervorragenden Ideen und brauchbaren Vorschläge auch bei der Regierungspartei angesehen und geachtet.
    Beide hatten damals für die Zulassung des Todesschachs gestimmt.
    Und beide waren bis heute ihre Gewissensbisse nicht mehr losgeworden.
    »Da haben Sie recht, aber mir will scheinen, Larko, es wäre Ihnen gleichgültig. Ein Menschenleben – was ist das schon?«
    »Fangen Sie nicht wieder damit an, Bender. Schließlich haben wir das Spiel nicht erfunden, sondern Professor Kofoltow.«
    »Aber wir stimmten für die Zulassung.«
    »Ja, und wir hatten unsere Gründe. Soll ich sie noch einmal aufzählen?«
    »Danke, Larko, ich kenne sie zur Genüge. Abreagieren der im Unterbewußtsein schlummernden Mordgelüste, die infolge fehlender Kriege und mangelnder Kriminalität eines Tages in verheerender Form zum Ausbruch gelangen könnten. Ablenkung der Massen vom langweilig gewordenen Alltag. Harte Filme sind nicht mehr gut genug, also muß die harte Realität her. Der Mord auf dem Bildschirm, von uns legalisiert. Von uns, Larko!«
    »Sicher, von uns, und zwar mit voller Überlegung. Die Kriminalität hat weiter nachgelassen, und von einem Totschlag haben wir schon lange nichts mehr gehört. Keine Revolutionen mehr im Süden, das grenzt schon fast an Wunder. Die Arbeitsleistungen haben sich gesteigert, obwohl nur noch fünfundzwanzig Stunden in der Woche gearbeitet wird. Früher kamen die Menschen vor Langeweile um, oder sie haben sich gegenseitig in Kriegen totgeschlagen. Nichts mehr von alledem, Bender. Wir sind eine Wohlstandsgesellschaft geworden.«
    »Ja, eine überspitzte, und das ist der Grund, warum ich die Opposition weiterhin unterstütze. Das Todesschach kann nicht die beste Lösung sein.«
    »Im Augenblick ist sie die einzige, Bender«, sagte Larko und deutete auf den Schirm. »Nicht mehr lange, und der Zug ist beendet. Der Bauer wartet nicht mehr lange. Da, jetzt holt er zum Wurf aus …«
    Die über dem Feld stationierte Kamera holte die Lichtung weit heran, so daß die beiden Kontrahenten noch deutlicher sichtbar wurden. Grams hatte sich aufgerichtet und beugte sich zurück, sein Arm holte weit aus – und dann erstarrte er zur unbeweglichen Figur, angespannt jedoch und bereit, von einer Sekunde zur anderen den tödlichen Lanzenwurf zu vollenden.
    »He, Läufer!« rief er. Er brachte es auch diesmal nicht fertig, seinen Gegner ohne Warnung zu töten. Er wollte ihm eine Chance geben. »Hier!«
    Der schwarze Läufer war mit einem Satz auf den Beinen und wirbelte herum. Sein Gewehr kam hoch – und dann durchbohrte die mit aller Wucht geschleuderte Lanze seine Brust. Ein Schuß löste sich noch, aber er ging vorbei.
    Die Kamera fuhr wieder zurück, während Grams zu dem getöteten Gegner ging, ihm den Umhang abnahm, ihn zusammenfaltete und zu den anderen in die Tasche schob. Der Läufer war nicht die erste Figur, die er in diesem Spiel vom Feld nahm.
    Dann überquerte er mit eiligen Schritten das Gelände, bis er den Gipfel des kahlen Hügels erreichte. Er entfernte das Banner des Läufers und hißte seine eigene Flagge.
    Der Bauer hatte den Läufer geschlagen.
    Schwarz war wieder am Zug.
    Bender nahm einen Schluck und sagte:
    »Bin gespannt, was nun kommt.« Er deutete zum Bildschirm, auf dem nun wieder das Gesamtfeld zu erkennen war. Die auf den Hügeln stehenden Banner zeigten den Spielverlauf an. Weiß war eindeutig im Vorteil. Noch vier oder fünf Züge, und Schwarz war schachmatt. »Ich fürchte, unser Freund Grams wird sich nicht lange auf seinen Lorbeeren ausruhen können. Weiß hat ihn geopfert. Der schwarze Läufer ist geschlagen worden, aber nun müßte der schwarze Springer den Bauern schlagen. Eine große Chance für Grams, wenn er aufgepaßt hat …«
    »Hat er«, meinte Larko bedächtig und leerte sein Glas. »Er hat das Banner aufgepflanzt und sich mit einem Rundblick orientiert. Er muß ahnen, was Schwarz nun tun wird, denn er geht zu dem Trenngraben, durch den der Springer kommen

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