Todesschlaeger - Ein Golferkrimi
während der drei Gespräche mit Miller ebenfalls. Dass mich im Krankenhaus niemand gesehen hat, war ein zusätzlicher, glücklicher Umstand, speziell für das Pflegepersonal.«
»Woher hatten Sie aber so schnell die Spritze, die doch einen sehr großen Zylinder haben musste?«, hinterfragte Genko kopfschüttelnd.
»Meine Tochter hat ein kleines Pony, das bei den Schwiegereltern steht. Am Tag nach dem Treppensturz musste ein Tierarzt, zufälligerweise ein guter Bekannter von mir, kommen und dem Vieh eine Spritze verabreichen. Es handelte sich um eine Einwegspritze mit einer ziemlich dünnen Kanüle, die er nach dem Gebrauch in seinen Koffer steckte. Ich war zufällig anwesend und sah diese Spritze. Dabei kam mir die Idee, wie ich mein Problem mit Mira endgültig lösen konnte. Das Wie, kennen Sie ja. Entsorgt habe ich die Spritze danach wieder bei eben diesem Tierarzt, als ich dort beim Skatspielen war. Er wird sie nie vermisst haben, schätze ich.«
Michael Schlosser hatte das Gefühl, einen Kloß im Hals sitzen zu haben. Die Brutalität, mit der dieser schwere Mann geplant und gemordet hatte und die Bosheit, mit der er dies erzählte und eingestand, ließ ihm den Atem stocken.
Walden schien dieses lähmende Entsetzen zu genießen. Er stand hoch aufgerichtet an die Wand gelehnt, die Augen leuchteten, als er fortfuhr:
»Norbert Wetzlars Tod war allerdings erst für einige Jahre später eingeplant, aber seine unermessliche Geldverschwendung und die Tatsache, dass er mich mit dem Tod seines Bruders zu erpressen versuchte, bedeuteten sein Todesurteil. Ich konnte einen dermaßen unzuverlässigen Menschen nicht mein gesamtes Projekt gefährden lassen. Seine Raserei mit seinem alten Porsche war allgemein bekannt. Ich bin vor einigen Jahren einmal mit ihm mitgefahren und danach nie wieder. Dieser Idiot fuhr immer extrem schnell und so dicht auf, dass mir schlecht wurde. Wenn es dann brenzlig wurde, stieg er derart kräftig auf das Bremspedal, dass es einen fast durch die Frontscheibe schleuderte. Dieser Typ war geisteskrank.«
Wer hier geisteskrank ist, steht wohl außer Frage, dachte Michael Schlosser grimmig und stellte nun seinerseits eine Frage:
»Wie ist es Ihnen gelungen, Leona Wetzlar die Anteile abzuschwatzen?«
»Das war nicht schwer. Wieder war es Norbert, der scheinbar diese tolle Idee hatte. Ich war angeblich dagegen und erwähnte eigentlich nur, dass ihre Anteile nicht gegen Bargeld wegen der wirtschaftlichen Dauerprobleme des Unternehmens zu veräußern wären und sie meiner Meinung nach eigentlich nichts dafür erhalten dürfte. Na ja, sie war dann auch ziemlich schnell überzeugt worden, dass ein Spatz in der Hand besser als eine Taube auf dem Dach ist und unterschrieb den Vertrag.«
»Aber wozu sollte dieser Schachzug gut sein?«, hakte Genko nach.
»Was meinen Sie denn eigentlich, worum es wirklich ging, meine Herren. Nicht einmal du, Hannibal, hast kapiert, welch ein immenser Reichtum hier zu erzielen war. Eine Leona, ihres Zeichens lediglich eine abgehalfterte Nutte, hatte dabei nichts zu suchen. Als ich mir den Plan überlegt habe, schaute ich mir zuerst einmal die technischen und wirtschaftlichen Potentiale der Wetzlar-Werke an und stellte fest, dass sie total ungenügend ausgereizt und genutzt waren. Deshalb war dieses Unternehmen für mich wie geschaffen. Ich sorgte dafür, dass im Laufe der Zeit die größten Anstrengungen unternommen wurden, neue, hochinteressante Produktlinien zu erforschen, aufzubauen und so anzulegen, dass sie in einigen Jahren zur Marktreife kommen müssen. Bis dahin nahm ich gerne den Liquiditätsengpass in Kauf. Zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft, so in etwa zwei Jahren, wollte ich das Unternehmen an die Börse bringen und dann ein Produkt nach dem anderen aufblühen lassen. Also tolle Umsätze und Gewinne fahren, Marktbeherrschung in Nischen erreichen und Phantasie in den Aktienmärkten erzeugen. Nach der gesetzlichen Sperrfrist hätte ich dann in der Hochphase nach und nach meine eigenen Aktien verkauft. Die Summe von der ich da spreche liegt im Bereich von einer knappen Milliarde, meine Herren.«
Michael Schlosser war sprachlos. Er hatte gedacht, dass schon allein die Wetzlar-Werke, wie sie im Augenblick existierten, ein Vermögen von mindestens zehn Millionen nach Abzug der Bankverbindlichkeiten wert waren, aber …
»Was hätten Sie denn getan, wenn Frau Wetzlar die Verträge angefochten hätte, sobald sie erfahren hätte, dass sie mit einem
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