Todesschlaeger - Ein Golferkrimi
Konnte man sich selbst überhaupt derartig kräftig einen Schläger in den eigenen Kopf dreschen? Warum gab es keine fremden Spuren im Sand? Die Fußabdrücke, die in den Bunker hineinführten, gehörten eindeutig zu den Schuhen, die der Tote getragen hatte.
Es war ein mysteriöser Fall.
Durch den Fahrzeugschein, den er bei dem Toten gefunden hatte, konnte schnell der Wagen des Opfers auf dem Parkplatz gefunden werden. Zur Sicherheit hatte er das Fahrzeug zur Kriminaltechnischen Untersuchungsanstalt schaffen lassen. Man konnte ja nie wissen.
Wirklich ein mysteriöser Fall. Um weiterzukommen, würde wohl nur die Ochsentour helfen: Systematisch die Lebensverhältnisse und das Umfeld des Opfers durchleuchten.
Schon als er die Adresse des Toten gelesen hatte, ahnte er, dass es sich hier um einen betuchten Mann handeln musste. Das Gespräch mit dem Manager des Golfclubs, das sie im Clubhaus, an einem Tischchen sitzend, führten, bestätigte dies augenblicklich.
»Herr Wetzlar ist Hauptaktionär und Vorstandssprecher der Wetzlar-Werke. Er hat sich etwas aus der vordersten Reihe des Unternehmens zurückgezogen, wie er mir erzählt hat, und spielt deshalb sehr häufig ganz früh Golf. Er geht dann erst am späten Vormittag ins Büro«, erläuterte ihm der Manager, in einer kaufmännisch geschulten, kundenfreundlichen Art.
»War er ein umgänglicher Mensch?«
»Na ja! Ich weiß nicht. Ich bin mit ihm ganz gut ausgekommen, aber angenehm, na … ich weiß nicht.«
»Was meinen Sie damit?«
»Äh. Ja. Er war erfolgsverwöhnt und gewohnt zu herrschen. Das merkte man ihm irgendwie immerzu an. Also, nicht unbedingt ein sehr umgänglicher Typ, aber auch nicht penetrant unangenehm, wenn Sie verstehen was ich meine, Herr Kommissar.«
»Spielte Wetzlar mit irgendjemand häufiger Golf?«
»Nein! Das kann ich mit Sicherheit sagen: Nein! Es wollte keiner unbedingt mit ihm spielen und in Turnieren waren die meisten ganz froh, wenn sie nicht mit ihm spielen mussten.«
»Ach! … Muss ich das jetzt verstehen?«
»Ich meine damit«, erklärte der Manager, mit seinem Oberkörper leicht vor und zurück schwankend und mit seinem Zeigefinger wiederholt, leise auf die Stuhllehne pochend, »dass Herr Wetzlar einer der Menschen war, der anderen mit seinen Regelauslegungen auf den Keks gehen konnte. Er sah bei anderen ganz schnell irgendwelche Regelverstöße, nur bei sich selbst übersah er sie gerne.«
»Konkret: Er hat beschissen was das Zeug hielt. Kann man das so sagen?« wollte Schlosser grinsend wissen.
Er sah, wie sein Mitarbeiter den breiten Mund zu spitzen begann. Der Manager hörte mit seinem Zeigefinger zu pochen auf und steckte ihn bohrend in sein Ohr, als er leise antwortete:
»Na ja, so könnte man das sagen, aber bitte behalten Sie diese Einschätzung für sich, ja!«
»Sicher doch! Könnte er sich deswegen Feinde im Club gemacht haben?«
»Oh! Sie meinen, ob ihn deswegen einer …«
Mit einer Schlagbewegung mit der rechten Hand quer durch die Luft beendete der Manager seinen Satz. Die Augen weiteten sich. Heftig fuhr er fort:
»… Nie! Nie und nimmer! Viele nehmen zwar das Golfspielen ungeheuer ernst und sind fürchterlich verbissen. So mancher Schläger wird dann schon mal mit voller Wucht wütend in der Gegend herumgeschmissen, aber jemanden deswegen umbringen?? Nein, nie und nimmer!«
Ein kurzer Blick zu Genko zeigte dem Hauptkommissar, dass sein Mitarbeiter die gleichen Gedanken wie er zu haben schien. Tat sich hier ein Motiv auf? Konnte das den Tod des Mannes erklären? Das schien unglaublich simpel zu sein. Kannten sich dieser Suller nebst Sohn und der Tote vielleicht doch besser als sie zugegeben hatten? Waren sie gemeinsam auf der Runde gewesen und einer der beiden hatte vor Wut über sein eigenes, schlechtes Spiel, vielleicht völlig unbeabsichtigt, dem Mann den Schläger an den Kopf geworfen? Was ein Golfschläger alles anrichten konnte, hatte er selbst ja leidvoll genug erfahren müssen.
Nachdenklich fragte er nach: »Ist Ihnen vielleicht bekannt, ob der Tote heute Morgen mit irgendjemanden gemeinsam für eine Golfrunde eingebucht war?«
»Die ›Early-Bird-Spieler‹ buchen leider nie ein. Wenn wir morgens kommen, erfahren wir immer erst durch unsere Marshalls, wer sich so alles auf dem Platz herumtreibt. Nicht gerade selten sind es Gäste, die glauben, so um das Greenfee herumzukommen.«
Michael Schlosser registrierte den irritierten Blick seines Mitarbeiters und konnte sich ein feines
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