Todesschrein
Apartment in einem älteren Gebäude in der Innenstadt Riads. Sie waren eine Woche zuvor mit Hilfe von befristeten Visa, in denen sie als Arbeiter ausgewiesen wurden, nach Saudi–Arabien gekommen. Sobald sie die Zoll– und Einreiseformalitäten erledigt hatten, waren sie verschwunden und hatten sich nicht bei der Arbeitsagentur gemeldet, die ihre Einreise arrangiert hatte.
Nacheinander waren sie in die Wohnung gekommen, die Hickman mit Wasser, Lebensmitteln und anderen Vorräten für mehrere Wochen ausgestattet hatte. Sie sollten sie weder verlassen noch mit irgend jemandem kommunizieren, sondern abwarten, bis man sich mit ihnen in Verbindung setzte.
Die zwölf Männer waren die einzige Hilfstruppe, die Hickman in Saudi–Arabien zur Verwirklichung des Plans einsetzen würde, den er sich zurechtgelegt hatte. Was er sich ausgedacht hatte, war oberflächlich betrachtet ziemlich simpel, in der Ausführung jedoch erheblich komplizierter. Er und die zwölf Hindus wollten zuerst einmal nach Mekka reisen. Dort beabsichtige Hickman, den heiligsten Artefakt des Islam, nämlich den »Schwarzen Stein«, einen angeblich von Abraham gefundenen Meteoriten, der in der Kaaba aufbewahrt wurde, zu stehlen und gegen den auf Grönland entdeckten Meteoriten auszutauschen.
Danach würde er den Stein Abrahams an einem ganz besonderen Ort zerstören.
Hickman hatte vor, dem Islam einen Stich ins Herz zu versetzen.
Er saß in Riad in seinem Hotelzimmer und betrachtete seine Notizen.
Mekka ist das Zentrum des Islam. Die Stadt war der Geburtsort Mohammeds und der Religion, die er gegründet hatte. Rund siebzig Kilometer vom Roten Meer entfernt in einer staubigen, mit Hügeln und Bergen übersäten Ebene gelegen, war die Stadt früher eine Oase an einer Handelsroute
gewesen, die die Mittelmeerländer mit Arabien, Afrika und Asien verband. Der Legende zufolge hatte Gott zweitausend Jahre vor Christi Geburt Abraham befohlen, dort einen Schrein zu erbauen. Im Laufe der Jahrhunderte wurde dieser Schrein mehrmals zerstört und wiederaufgebaut. Im Jahr 630 übernahm der Prophet Mohammed die Macht in Mekka und entfernte sämtliche falschen Götzenbilder aus der Stadt. Mohammed ließ nur die Kaaba und den darin enthaltenen heiligen Stein an ihrem Platz. Er machte sie zum Zentrum seiner neuen Religion.
In den darauf folgenden Jahrhunderten wurde der Bereich mit dem heiligen Stein mit einer Reihe von Mauern und größeren und kunstvolleren Bauwerken umgeben. Der jüngste umfangreiche Neubau, ausgeführt im zwanzigsten Jahrhundert, wurde von der Herrscherfamilie Saudi–Arabiens finanziert. Es war die Al–Haram–Moschee, die größte Moschee der Welt.
Im Mittelpunkt dieser Moschee befindet sich die Kaaba, ein kleines würfelförmiges Gebäude, das mit schwarzem Brokat bedeckt ist, in den mit goldenen Fäden Koransprüche eingestickt sind. Diese Stoffumhüllung wird jährlich ausgewechselt, zudem wird einmal im Jahr der Fußboden um die Kaaba in einer rituellen Geste der Demut vom Herrscher Saudi–Arabiens gesäubert.
Pilger kommen in Scharen, um den heiligen Stein zu küssen und aus der Zamzam–Quelle – die in der Nähe liegt – zu trinken.
In weniger als einer Woche würden über eine Million Menschen an der Kaaba vorüberziehen.
Im Augenblick war sie jedoch wegen der Vorbereitungen zu diesem Termin geschlossen.
Hickman schaltete in seinem Hotelzimmer den Computer ein und rief die Homepage einer seiner in der Weltraumforschung tätigen Firmen in Brasilien auf. Dort hatte er seine wichtigsten Dateien gespeichert. Nachdem er die Bilder und Dokumente heruntergeladen hatte, ging er sie konzentriert durch.
Er betrachtete eine Luftaufnahme von der Moschee in Mekka.
Die Al–Haram–Moschee, auch Große Moschee genannt, ist ein riesiges Bauwerk. Wuchtige Mauern und kunstvolle Bogengänge umgeben den ganzen Bereich und türmen sich zu mehreren Etagen auf. Neun Minarette ragen neunzig Meter hoch in die Luft. Insgesamt vierundsechzig Tore gestatten den Pilgern den Zugang zum Heiligtum. Das gesamte Gelände hat eine Fläche von über siebzigtausend Quadratmetern.
Die Moschee lässt die Kaaba, deren Grundfläche nur zwölf mal zehn Meter misst, geradezu winzig erscheinen.
Alles, was Hickman und sein Team schaffen mussten, war, hinter den Vorhang zu gelangen, der die Kaaba verhüllte, dann den heiligen Stein zu entfernen, der in etwa ein Meter fünfzig Höhe in einer silbernen Fassung in einer Wand an der südöstlichen Ecke des Bauwerks
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