Todesschrein
Hanley.
Der MG TC verhielt sich wie ein mit Getreide beladener Pferdewagen. Die schmalen Reifen, die vorsintflutlichen Stoßdämpfer und die altertümliche Federung hatten nichts mit einem modernen Sportwagen gemein. Cabrillo hatte in den vierten Gang hochgeschaltet, der Motor lief mit höchster Drehzahl, und trotzdem schaffte der betagte Wagen nicht mehr als hundertzwanzig Stundenkilometer. Indem er das Holzlenkrad mit einer Hand bediente, schlug er das Telefon mehrmals heftig gegen seine Brust.
Nichts. Wahrscheinlich war die Landung daran schuld – trotz seiner Bemühungen, das gute Stück zu schützen, war es gegen das Armaturenbrett geknallt, als sie schließlich aufgesetzt hatten. Es konnte aber auch am Akku liegen – Satellitentelefone verbrauchten in einer Minute mindestens genauso viel Strom wie die Klimaanlage eines Fettleibigen während eines Jahrhundertsommers. Ganz gleich, was der Grund sein mochte, Cabrillo schaffte es nicht, dass die grüne Kontrollampe endlich aufleuchtete. In diesem Augenblick entdeckte er den Lieferwagen ein paar Kilometer vor sich, während er den höchsten Punkt einer Anhöhe erreichte.
Eddie Seng blickte zu Bob Meadows, während sich der Wagen, den Meadows lenkte, der Isle of Sheppey näherte. Mit dem Wasserflugzeug der Corporation von der Oregon abgeholt, waren die beiden zu einem Flugplatz in den Außenbezirken Londons gebracht worden, wo der gepanzerte Range Rover vom englischen Geheimdienst MI5 stehen gelassen worden war.
»Sieht so aus, als hätten wir die Waffen bekommen, um die wir gebeten haben«, sagte Seng, während er den Inhalt des Nylonsacks inspizierte, der auf dem Rücksitz gelegen
hatte.
»Wenn wir jetzt noch rauskriegen, wo sich in London die Hammadi–Zelle verkrochen hat«, sagte Meadows zuversichtlich, »und die Bombe finden und unschädlich machen können, während Max den Meteoriten einkassiert, ist unser Tagewerk vollbracht.«
»Hört sich einfacher an, als es wahrscheinlich ist.« »Bei einer Skala von eins bis zehn würde ich auf Schwierigkeitsgrad sieben tippen«, sagte Meadows, während er leicht abbremste, um in die Hafeneinfahrt einzubiegen.
Eddie Seng stieg auf der Beifahrerseite aus, während Bob Meadows den Motor ausschaltete. Er ging zu einem schlaksigen Mann mit rotblonden Haaren hinüber und schüttelte ihm die Hand.
»Eddie Seng«, stellte er sich vor.
»Malcolm Rodgers, MI5«, revanchierte sich der Mann.
Auch Meadows hatte mittlerweile den Range Rover verlassen und näherte sich.
»Das ist mein Partner Bob Meadows. Bob, das ist Malcolm Rodgers vom MI5.«
»Angenehm«, sagte Meadows und schüttelte die Hand des Mannes.
Rodgers ging voraus zum Kai. »Der Kapitän wurde in einer Kneipe ein Stück den Hügel hinauf gefunden. Der Zollbescheinigung zufolge ist er heute Abend eingelaufen.«
»Hat die Strahlung seinen Tod bewirkt?«, fragte Meadows.
»Nein«, antwortete Rodgers, »eine erste flüchtige Autopsie ergab Spuren eines Gifts.«
»Welcher Art?«, fragte Seng.
»Nichts, was wir bisher eindeutig haben identifizieren können«, sagte Rodgers. »Irgendeine Substanz, die eine Lähmung ausgelöst hat.«
»Haben Sie ein Telefon?«, fragte Meadows.
Rodgers drehte sich halb um, holte ein Telefon aus der Hosentasche, dann sah er Meadows fragend an.
»Rufen Sie Ihren Gerichtsarzt an und bestellen Sie ihm, er soll sich mit dem Center for Disease Control in Atlanta in Verbindung setzen. Sie möchten die toxikologischen Steckbriefe arabischer Skorpion– und Schlangengifte herschicken. Vielleicht finden Ihre Leute ja irgendwelche Übereinstimmungen.«
Rodgers nickte und führte das Telefongespräch. Während er seine Bitte formulierte, studierte Seng das Hafengelände. Im Hafenbecken lagen mehrere alte Frachter, drei oder vier Privatjachten und ein einziger Katamaran, auf dessen Deck Antennen und zwei Davits zu erkennen waren. Das hintere Deck des Katamarans war mit Kisten und elektronischen Geräten vollgestopft. Ein Mann beugte sich auf dem hinteren Deck über einen Tisch. Seine Arme steckten in einem torped oförmigen Gerät.
»Okay«, meldete Rodgers, »sie kümmern sich darum.«
Die Männer setzten ihren Weg bergab fort und erreichten das Hafenbecken. Sie balancierten über eine lange Gangway und erreichten einen zweiten Kai, der rechtwinklig auf den ersten traf. Drei Männer waren auf dem Deck der Larissa zu sehen. Man konnte davon ausgehen, dass sich weitere Männer unter Deck aufhielten.
»Wir haben jeden
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