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Todesspiel

Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Sie einfach nur meine Frage«, verlangte Decker mit der unbeirrbaren Hartnäckigkeit, die Teil ihres Charakters war.
    »Ich weiß nicht, wer James Cho sein soll, Agent Decker«, erwiderte Susan in hörbar gereiztem Tonfall. »In Korea gibt es nur …«
    »Dreihundert Familiennamen, ich weiß«, schnitt Decker ihr das Wort ab.
    Cotton hatte seine Gesichtszüge für einen Augenblick nicht unter Kontrolle. Ab und zu blitzte es ziemlich deutlich durch, dass Decker gebildet war – und er nur ein Redneck aus Iowa, den es durch gewisse Umstände nach New York verschlagen hatte.
    »Wenn zwei Menschen den gleichen Familiennamen tragen, berechtigt das auch in Ihrem Land nicht gleich zu der Annahme, dass die beiden verwandt sind, oder?«, erwiderte Susan Cho. »Oder betrachten Sie auch alle Smiths und Browns als Großfamilien?«
    »Worum so gereizt? Es war nur eine Frage«, sagte Cotton.
    »Wo sind die ›Jungs‹?«, kam Decker wieder auf ihr eigentliches Anliegen zurück.
    Susan Cho schluckte. »Kommen Sie«, sagte sie dann.
    James und Susan Cho. Sie sind verwandt , überlegte Cotton, während die zierliche Frau vor ihnen herging. Da gehe ich jede Wette ein.
*
    Susan Cho führte die Agents in ein weitläufiges Zimmer mit dunklem Teppichboden. Ein niedriger Tisch, der eigentlich gerade mal zum Abstellen von Gläsern taugte, war zu einer überladenen Ablagefläche für Getränke und Süßigkeiten umfunktioniert und neben die Tür gestellt worden. Couch und Sessel hatte man zusammengestellt. Auch das restliche Hotelmobiliar hatte man weitgehend zur Seite geschafft. Stattdessen wurde der Raum von mehreren höhenverstellbaren Tischen beherrscht, die jeweils mit Rechnern und Bildschirmen ausgestattet waren. Sieht beinahe so aus wie eine mobile Version unseres Hauptquartiers , dachte Cotton. Auf den dazugehörigen Stühlen saßen vier männliche Teenager, alle mit Headsets ausgestattet. Ihre Gesichter wirkten angespannt. Sie starrten auf den Schirm, während kurze Sätze auf Koreanisch hin und her flogen. Man brauchte sie nicht zu übersetzen. Befehle , erkannte Cotton sofort.
    Das waren sie also, die Combat Tigers. Cotton vermutete, dass keiner von ihnen alt genug war, um in New York eine Dose Bier kaufen zu dürfen.
    Folgerichtig standen auch nur Energydrinks auf dem Getränketisch.
    Decker trat auf die Jungs zu und hielt ihre ID-Card hoch, wurde aber gar nicht zur Kenntnis genommen. Dasselbe galt für Susan Cho, die sich ebenfalls zu Wort meldete, allerdings auf Koreanisch.
    Eigenartig, sie scheint sich wohler zu fühlen, Englisch zu sprechen, als wenn sie ihre eigene Sprache benutzt , erkannte Cotton. Es irritierte ihn, denn es passte nicht zu dem Bild, das sie bisher von sich vermittelt hatte. Vermutlich hatte sie ihre Jugend in New York verbracht und nicht in Korea. Und so vehement, wie sie es abstritt, musste man beinahe schon zwingend annehmen, dass sie doch etwas mit der Familie des koreanischen Paten zu tun hatte, der lieber ein paar seiner Untergebenen über die Klinge springen ließ, anstatt sich selbst für seine miesen Geschäfte zu verantworten.
    Die Jungs waren ziemlich aufgeregt.
    »Gentlemen, wir müssen mit Ihnen reden!«, rief Decker über den Lärm hinweg. Aber auch diesmal schien niemand sie zu bemerken, zu sehr waren die Jungs auf ihr Spiel konzentriert.
    Decker reichte es.
    Sie zog einen überspannungsgesicherten Mehrfachstecker aus der Dose. Der spieltypische Gefechtslärm in den Headsets verstummte. Die Jungs ebenfalls. Sie sahen plötzlich auf. Einen Moment lang wirkten sie wie Schuljungen, die man bei irgendetwas Unerlaubtem erwischt hatte.
    Aber erst, nachdem Decker auf ihre Ohren deutete, nahmen sie nacheinander die Headsets ab.
    »Wir müssen uns mit Ihnen über den Tod Ihres Freundes  Park Dae-Young unterhalten. Er wurde erschossen, wie Sie inzwischen sicher schon gehört haben …«
    »Wie können Sie einfach unsere Runde beenden?«, empörte sich einer der Spieler. »Wir sind mitten im Training!«
    »Sie werden Ihr Spiel unterbrechen müssen, bis Sie meine Fragen beantwortet haben«, erklärte Decker kühl.
    »Unsere Runde war nicht beendet!«, empörte sich ein anderer Spieler und wandte sich mit einem Hilfe suchenden Blick an Susan Cho. Er sprach sie auf Koreanisch an, woraufhin Susan sich an Cotton und Decker wandte. »Er meint, ich soll Sie hinauswerfen, aber ich habe ihm erklärt, dass ich das nicht kann«, erläuterte Susan Cho schließlich. »Und nun stellen Sie Ihre Fragen zu Dae-Youngs

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