Todesspiel
Schwierigkeiten bringen könnte. Nicht eine einzige Sache, ob verschlüsselt oder nicht. Diese Dinge waren allesamt nur in meinem nun toten Gehirn gespeichert. Schade, dass ich tot bin, denn nun erfahre ich nicht mehr, wie unsere Erde mit den neuesten Entwicklungen zurechtkommt. Ich hoffe, *du* lebst lange genug, es noch beobachten zu können. Die vergangenen dreißig Jahre waren die bestmögliche Zeit zum Leben für mich. Was hätte ich ohne Computer getan? Sag Lauren Auf Wiedersehen von mir … Falls du noch
nicht weißt, wer das ist – du wirst es früher oder später rausfinden.
Im Übrigen habe ich eine Liste mit Datenbanken und Dateinamen beigefügt, die nützlich für dich sein werden. Viel Glück, mein Freund.
-Bobby
(Robert L. Fields, Jackson, Mississippi)
Ich berichtete Lauren an diesem Abend, bei unserem Gute-Nacht-Anruf, von Bobbys Mail. »Weißt du, wer Bobby ist?«, fragte sie. »Er ist der Gehängte. Erinnerst du dich an diese Tarot-Deutungen, gleich zu Beginn der ganzen Sache, als der Gehängte mehrmals auftauchte? Du hast damals gesagt, der Gehängte zeige so was wie einen Schwebezustand an, eine Phase des Übergangs in einen neuen Zustand, etwas zwischen den Dingen. Und das trifft auf Bobby zu. Er ist tot und doch nicht tot. Alles, was sich ereignet hat, ist geschehen, weil er ermordet wurde, aber er ist nicht ganz von uns gegangen. Es ist wie mit den Songs von Janis Joplin. Und Bobby bewegt immer noch manches.«
Ich dachte kurz darüber nach, äußerte dann meine Meinung dazu: »Absoluter Quatsch.«
Und jetzt, in diesem Moment, sitze ich im Halbdunkel des Motelzimmers, finde keinen Schlaf, und vor mir glüht als einzige Lichtquelle der Laptopscreen. Das alles sehende Auge Bobbys wird geöffnet …
Bobbys Dateien bedürfen der laufenden Pflege. Wenn man sie nicht den Entwicklungen anpasst, verschleißen sie, sobald Passwörter und Protokolle geändert oder Falltüren gefunden und ausgemerzt werden, sobald Datenbanken nicht weitergeführt oder transferiert werden.
Ich bin unschlüssig, ob ich mir Gedanken darüber machen
sollte. Vielleicht sollte ich den Laptop auf den Müll schmeißen; oder, besser noch, im Mississippi versenken. Aber es steckt so viel drin. Da ist Wissen, da ist Macht, da ist Geld. Und da ist Rache. Mit diesen Dingen kann man fast alles andere ebenfalls bekommen.
Was will ich? Ich wollte immer nur ein Maler sein, wollte meine Arbeit machen, wollte in Ruhe gelassen werden. Aber mit diesen Daten könnte man die Geschichte beeinflussen, vielleicht sogar ändern …
Also, was will ich?
Ich sitze da im Schimmer des Computerscreens und denke: Es ist an der Zeit, das herauszufinden.
Anmerkung des Autors
John Sandford hat Todesspiel konzipiert und geschrieben, aber bei diesem Buch brauchte er nachhaltige Unterstützung. Sie wurde ihm von Roswell Camp aus St. Paul, Minnesota, und von Emily Curtis aus Los Angeles, Kalifornien, gewährt … Sie haben mir bei geographischen Ermittlungen assistiert, mich bei einigen technischen Aspekten des Computerwesens und des Online-Daseins beraten, hielten mich bei der Logik der Story in der Spur, leisteten gute Dienste bei der Redaktion und Produktion des Buches und halfen mir gelegentlich mit dem treffenden Adjektiv oder Substantiv aus.
Die Originalausgabe erschien unter dem Titel
»The Hanged Man’s Song«
2003 bei G. P. Putnam’s Sons, New York.
1. Auflage
Deutsche Erstveröffentlichung 4/2005
Copyright © der Originalausgabe 2003 by John Sandford
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2005
by Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Redaktion: Rainer Michael Rahn
V. B. · Herstellung: Sebastian Strohmaier
eISBN 3-89480-494-7
www.goldmann-verlag.de
www.randomhouse.de
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