Todesspiel
wurde …
Das wäre noch ein letzter Schock in dieser Horrorstory … Die Ärztin würde dafür sorgen, dass er nicht eintrat.
Auf dem Weg zum Flughafen hatte Rachel bestätigt, was ich hinsichtlich der Frage, wie Carp sie aufgestöbert hatte, bereits vermutet hatte. Sie war mehrmals mit ihrem Laptop zur Bibliothek von Longstreet gegangen und hatte sich von dort in die üblichen Chatrooms der Baby-Hacker mit ihrem Baby-Hacker-Namen eingeloggt. Wenn jemand wusste, was er zu tun hatte – und mit den passenden Programmen ist das recht einfach -, konnte er ihren Aufenthaltsort ausfindig machen …
Als ich in St. Paul ankam, war LuEllen in meinem Apartment. Ich marschierte durch die Wohnungstür, und sie rief: »Kidd?
In der Küche!« Ich stellte meine Reisetasche im Flur ab, ging zur Küche, wo sie am Tisch saß und einen getoasteten Bagel mit Cremekäse aß. Die rote Katze kauerte dicht neben ihr auf der Anrichte und leckte sich das Maul. Cremekäse war eine ihrer Lieblingsspeisen.
»So, nun erzähl mal, was passiert ist«, sagte LuEllen.
Ich erzählte es ihr. Alles.
»Ich scheiße auf den Mistkerl«, war ihr Kommentar zu Carps vermutlichem Schicksal.
Zwei Tage später – die DDC-Arbeitsgruppe war noch immer voll in Aktion – fand ich LuEllens Datei in einem DDC-Computer unter der Bezeichnung Betty 47 . »Betty« war, wie sich herausstellte, das nachrichtendienstliche Kodewort für eine erfasste, aber noch nicht identifizierte weibliche Person. Die Datei enthielt partielle Fingerabdrücke aus ihrem Wagen und ein Dutzend Fotos, aufgenommen von einer versteckten Kamera in dem Raum, in dem man sie verhört hatte.
»Beim Versteck der Kamera haben sie gute Arbeit geleistet«, sagte LuEllen. »Ich habe sie nicht entdecken können. Und ich habe intensiv danach Ausschau gehalten.«
»Manche Linsen haben nur die Größe von Stecknadelköpfen«, sagte ich.
Ich lud die Fotos herunter, ging in die FBI-Datenbank und stieß auf ein anderes Dutzend Überwachungsfotos von einer dunkelhaarigen Frau namens Harriet. In einigen Stunden mühsamer Arbeit mit dem Bildbearbeitungsprogramm Photoshop ersetzte ich LuEllens Gesicht durch das von Harriet, ließ LuEllens Körper und den Zimmerhintergrund jedoch unangetastet. Die Fingerabdrücke ersetzte ich durch einen nach dem Zufallsprinzip aus FBI-Dateien ausgewählten Satz.
Ist sie damit in Sicherheit? Ich weiß es nicht. Es könnte von allen Unterlagen über LuEllen Ausdrucke oder Kopien geben.
Man kann über einen Computer leider nicht in die Schreibtischschublade eines Menschen gelangen …
Bin ich in Sicherheit? Auch das weiß ich nicht. Aber ich habe Grund zu der Annahme, dass sie nicht wissen, wer ich bin. Noch nicht jedenfalls – denn wenn es so wäre, würden sie mit einem Abrams-Panzer durch meine Wohnungstür gestürmt kommen.
Als wir vor dem Schlafengehen noch im Dunkeln beisammensaßen, sagte LuEllen. »Mein echter Vorname ist Lauren. Meine Mutter hat mich nach Lauren Bacall so genannt.«
Ihren echten Familiennamen hat sie mir nicht verraten; vielleicht kommt es ja aber eines Tages doch noch dazu …
Der Kongressabgeordnete Wayne Bob hatte sich zwar vermutlich intensiv mit dem Inhalt der CD beschäftigt, die ich ihm gegeben hatte, seine Erkenntnisse jedoch wohlweislich nicht zur Rettung der Republik genutzt. Als die Bobby-Attacken plötzlich aufhörten, ging auch den anderen bekannt gewordenen Enthüllungen die Luft aus. Der politische Gegenangriff setzte mit einer groß angelegten Medienkampagne ein, in der sehr viel von unverantwortlichen Angriffen auf das demokratische System und McCarthyismus und anonymem Geschmiere die Rede war, obwohl bei vielen der Enthüllungen die Beweise schwarz auf weiß vorlagen.
Die Aufregung um die schwerwiegendste Attacke, das angebliche Experiment mit dem Norwalk-Virus in San Francisco, kühlte deutlich ab, als der Gouverneur von Kalifornien, in drei Jahren ein potenzieller Präsidentschaftskandidat, sich nunmehr kleinlaut der Auffassung anschloss, es lägen keine ausreichenden Beweise für den Wahrheitsgehalt der Enthüllungen vor. Jemand, so dachte ich, hatte ihm ins Gewissen geredet. Mit Argumenten aus den Datenbeständen der DDC-Arbeitsgruppe? Wer weiß …
Einer der inkriminierten Politiker, die zunächst mit einem blauen Auge aus der Sache herauskamen, war Frank Krause, und zwar unter ganz besonderen Umständen:
Zwei Wochen nach dem Ende der Bobby-Attacken wurde ein stellvertretender UN-Generalsekretär am
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