Todesspiele
Gerichtssaal betreten, falls Chloe beschließt, einen Prozess anzustrengen. Der Richter würde denken, ich sei wegen Prostitution eingebuchtet worden.« Ihr ironischer Tonfall konnte ihn nicht zum Narren halten. »Was wirst du tun?«, murmelte er. »Können sie dir tatsächlich deine Lizenz entziehen?« »Klar. Natürlich kann ich Einspruch erheben, aber Chloe hat recht. Ein Saal voller Reporter ist nicht der geeignete Ort, um das Gesetz zu brechen. Ich werde in ein paar Stunden auf den Titelseiten zu sehen sein. Gestern Abend war ich bereits im Fernsehen.« Sie seufzte. »Also werde ich in den Kaffeepausen das Gesprächsthema sein. Ich wusste, dass es so kommen würde, als ich am Freitagmorgen das Flugzeug bestiegen habe. Es ist schon okay. Im schlimmsten Fall erhalte ich negative Publicity und eine Verurteilung für eine Ordnungswidrigkeit. Chloe wird einen Deal vorschlagen, und ich werde einwilligen.« »Du hast die Waffe nicht aus dem Haus deines Vaters«, sagte er leise, aber sie schwieg. »Susannah.« »Manche Fragen bleiben besser unbeantwortet, Luke. Wenn du es wüsstest, müsstest du bei einer offiziellen Befragung die Wahrheit sagen. Aber so oder so - ich würde es immer wieder machen. Und du?«
»Ich auch. Allerdings kriegt Leo in diesem Jahr ein größeres Weihnachtsgeschenk. Und im nächsten auch.« Er zupfte an dem Hemd, das sie noch immer trug, und küsste ihre Schulter, die er entblößt hatte. »Und was hast du vor, wenn du keine Staatsanwältin mehr sein darfst?« »Ich weiß es noch nicht. Ich muss die ganze Zeit daran denken, was ich heute zu diesem Reporter gesagt habe. Dass jede Frau das Recht hat, ein Sexualdelikt öffentlich zu machen oder eben nicht. Ich dränge diese Frauen aber jeden Tag, mit einer solchen Tat an die Öffentlichkeit zu gehen.«
»Nun, das ist dein Job. Verurteilungen zu erwirken.« »Ja, ich weiß, und ich habe dem Staat bisher gut gedient. Aber während des Prozesses ... Ich frage mich immer, wie es gewesen wäre, wenn ich damals etwas gesagt hätte. Ich wäre entsetzlich verängstigt und beschämt gewesen. Diese Frauen sind das auch. Sie machen alles noch einmal durch. Der Staat richtet den Täter, aber niemand tritt wirklich für die Opfer ein.«
»Du überlegst, Opferanwältin zu werden?« »Falls ich als Staatsanwältin suspendiert werde. Aber selbst wenn nicht, wird es in Zukunft schwer für mich werden, im Gerichtssaal die Aufmerksamkeit von mir ab- und auf die Opfer zu lenken. Ich werde wohl etwas Neues beginnen müssen, wie Chloe sich auch entscheiden mag. Ha, wer weiß, vielleicht stelle ich mich einfach hinter meinen eigenen Kool-Aid-Stand.«
Er gähnte herzhaft. »Und verkaufst Limo mit Kirschgeschmack?«
»Traube«, erwiderte sie schläfrig. »Traube mag jeder. Und jetzt schlaf endlich, Loukaniko.«
Er riss die Augen auf. »Wie bitte? Was hast du gerade gesagt?«
»Dass alle Traube mögen. Und du sollst endlich schlafen«, sagte sie ein wenig gereizt. »Also los.« »Nein, dass mit Loukaniko.«
Sie drehte den Kopf, so dass sie ihn über die Schulter hinweg ansehen konnte. »Leo hat gesagt, das sei dein richtiger Name. Weswegen deine Mama dich Lukamou nennt.« Luke musste sich auf die Lippe beißen, um nicht zu lachen. »Ahm, Lukamou heißt so was wie ... mein Liebling. Loukaniko ist eine dicke, fette Wurst.« Sie schnitt ein Gesicht, dann zog sie finster die Brauen zusammen. »Tut mir leid. Leo ist schuld.« »Mein Bruder Leo hat gerade das zweite große Weihnachtsgeschenk verspielt.«
Sie schmiegte sich wieder an ihn. »Obwohl man sagen könnte, dass der Spitzname in gewisser Hinsicht passen könnte.«
Er kicherte albern. »Danke. Denke ich.« »Und jetzt schlaf endlich«, sagte sie ruhig. »Lukamou.« Sein Arm schlang sich fester um sie, und er seufzte zufrieden, als er auch schon wegdämmerte.
22. Kapitel
Atlanta,
Montag, 5. Februar, 7.45 Uhr
Was ist in diesen Kartons, fragte sich Susannah als sie am nächsten Morgen in Lukes Büro saßen. Luke blickte von seinen Berichten auf. Sie sah frisch, ausgeschlafen und wunderschön aus in dem schwarzen Kleid, das Chloe ihr am Samstag geliehen hatte. Während sie geschlafen hatten, war das Kleid wie von Zauberhand in seinem Schrank erschienen, und natürlich war keine Spur mehr von Blut, Erde oder sonstigem Schmutz zu sehen. Es hatte seine Vorteile, jemanden in der Familie zu haben, der eine chemische Reinigung betrieb.
»Jahrbücher«, sagte er. »Von allen Schulen in einem Umkreis von
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