Todesspiele
auf, und sie schluckte resolut und hörbar.
Talia warf ihr einen besorgten Blick zu. »Alles in Ordnung?«
»Nein. Aber wir fahren trotzdem hin. Denn selbst wenn Alderman Beweise hatte, dass der Fulmore-Prozess nicht sauber war, wissen wir immer noch nicht, warum Darcy gestorben ist und Granvilles thich in den vergangenen Wochen im Bunker gewesen ist. Es gibt da eine Verbindung, dessen bin ich mir sicher.«
»Ja, mein Bauchgefühl sagt das auch. Hoffen wir, dass wir etwas finden, das uns das bestätigt.« »Mein Vater hat stets detaillierte Aufzeichnungen von allen Geschäften gemacht, die er geführt hat. Ich wusste, dass ich eines Tages würde herkommen müssen, um seine Unterlagen durchzusehen, aber ich habe mich davor gefürchtet, wie Luke die Festplatten von Mansfield fürchtet.« »Haben Sie einen Schlüssel?«
Susannah nickte grimmig. »Frank Loomis hat ihn mir nach der Beerdigung meiner Eltern gegeben.« Talia seufzte. »Lassen Sie mich nur eben unsere Position durchgeben, dann fangen wir mit der Suche an.«
Bobby erstarrte, ihre Hand lag noch auf dem Rahmen eines teuren Gemäldes, das im oberen Wohnzimmer hing. Sie hatte bisher vier Wandsafes hinter ähnlich teuren Bildern gefunden, plus einen im Schlafzimmer des Richters, der im Boden eingelassen war. Nun ließ sie die Hand langsam sinken, als sie das Geräusch der zufallenden Autotü-ren hörte.
Frauenstimmen. Lautlos schlich sie zum Fenster und nickte zufrieden. Eine der beiden Frauen kannte sie von der Pressekonferenz vom Tag zuvor. Sie hatte neben den Frauen auf der Bühne gestanden. GBL Die andere Frau war niemand anderes als Susannah Vartanian.
Ein Schauder der Vorfreude überlief Bobby. Sie hatte sich schon gefragt, wie sie Susannah dazu bringen sollte, die Safes zu öffnen. Nun war sie ihr sozusagen wie ein Geschenk auf dem Silbertablett serviert worden. Sie musste nur den weiblichen Agent loswerden, aber dazu gab es ja schließlich Schusswaffen. Bobby war bestens ausgestattet, denn auf der Suche nach ihrem Erbe hatte sie auf dem Speicher einiges gefunden. Pistolen, Springmesser, Elektroschocker ... all diese Schätze verborgen unter Weihnachtsbaumschmuck. Friede auf Erden, meine liebe Susannah.
Atlanta,
Montag, 5. Februar, 12.25 Uhr
Luke klickte sich noch immer durch jedes einzelne Bild in Mansfield Sweetpea-Datei. Seit einer Stunde betrachtete er Granville und seine Opfer. So viele Opfer. Ihm war schlecht.
»Er hat das alles mit versteckter Kamera aufgenommen«, sagte er, nur um seine eigene Stimme zu hören - und nicht die Schreie, die ihm sein Verstand vorgaukelte. »Anhand der jeweiligen Kleidung kann man Rückschlüsse auf die Jahreszeiten ziehen«, bemerkte Nate. »Und der Blickwinkel verändert sich auch stets. Ich frage mich, wo Mansfield die Kamera versteckt hatte.« »Ich schätze in einem Kugelschreiber, der am Hemd festgeklemmt war. Meistens sieht man Granvilles Torso. Ich wünschte, er hätte das jeweilige Datum mit eingeblendet. Dann hätten wir sofort die Bilder aussortieren können, die in den vergangenen beiden Wochen aufgenommen worden sind.«
»Tja, das ist das Problem mit all diesen Fotos. Sie sind nach Vorliebe sortiert, nicht nach Datum. Es wird sogar schwer werden, das jetzige Alter der Kinder zu bestimmen, da wir keine Ahnung haben, wann die Fotos aufgenommen worden sind.«
Luke erstarrte, als sein Verstand ein Detail im nächsten Bild registrierte. »Moment mal.«
Nate beugte sich mit verengten Augen vor. Am Rand des Bildes war eine Männerhose zu sehen, die Beine am Knie gebeugt. »Wer immer die da trägt, ist gerade im Begriff, sich zu setzen.«
»Aber sieh dir die Schuhe an.« Luke deutete mit seinem Stift an die Stelle. »Die Sohlen.«
Nate sog scharf die Luft ein. »Eine ist dicker als die andere. Die Schuhe sind eine Sonderanfertigung.« Lukes Gedanken rasten. Er durchforstete in der Erinnerung alle Männer aus Dutton, über die er Erkundigungen eingezogen hatte, und hatte bereits ein Ergebnis, bevor sein Blick noch auf die Standbilder der Beerdigung fiel. Er deutete auf das Foto der drei alten Herren, die immer auf der Bank des Herrenfriseurs saßen. »Der da am äußeren Ende. Der mit dem Spazierstock. Er heißt Charles Grant. Daniels ehemaliger Englischlehrer.« Rasch wählte er Chlo-es Nummer. »Luke hier. Ich glaube, wir haben herausgefunden, wer der Mann ist, den Monica Cassidy einmal im Bunker mit Granville hat reden hören. Charles Grant.« »Grant?«, wiederholte Chloe verblüfft.
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