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Todesspur

Todesspur

Titel: Todesspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Hoffentlich würde er Newman am Park Crescent antreffen.
    In einem Büro im ersten Stock der Zentrale des SIS am Park Crescent trank Bob Newman Kaffee mit Monica, der getreuen und langjährigen Assistentin von Tweed, dem stellvertretenden Direktor dieser Organisation. Monicas graues Haar war im Nacken zu einem Knoten geschlungen.
    Sie saß an ihrem Schreibtisch und genoß ihre Unterhaltung mit dem Auslandskorrespondenten. Newman, ein Mann Anfang Vierzig, mittelgroß und glattrasiert, mit braunem Haar und angenehmen Umgangsformen, hatte oft mit ihrem Chef zusammengearbeitet und genoß sein volles Vertrauen.
    »Wie gesagt, Tweed ist unterwegs«, bemerkte sie. »Im Augenblick hält er sich in Paris auf, aber ich rechne damit, daß er bald zurückkommt.«
    »Er flattert ständig herum, wie ein Schmetterling«, sagte Newman. »Ich glaube, er liebt das Reisen.«
    »Sie haben es gerade nötig«, spottete Monica. »Schließlich sind Sie als Auslandskorrespondent in der ganzen Welt herumgeflattert …«
    Sie brach ab, weil das Telefon läutete. Es war George, der ehemalige Sergeant, der unten als Türhüter und Wachmann fungierte. Sie runzelte die Stirn, sah Newman an. »Wer?«
    fragte sie ein zweites Mal. »Er soll warten – und behalten Sie ihn im Auge.«
    »Jemand für Sie«, sagte sie, nachdem sie den Hörer aufgelegt hatte. »Ein Mann namens Joel Dyson. Sagt, er müßte Sie unbedingt sofort sehen.«
    »Joel Dyson? Woher zum Teufel weiß der, daß ich hier bin? Er war früher einer meiner Informanten. Inzwischen ist er auf das Niveau der
paparazzi
abgesunken. Macht Fotos von namhaften Leuten, die verheiratet sind und mit der falschen Frau ins Bett gehen, und verkauft sie dann für horrende Summen an die Presse. Vielleicht sollte ich mit ihm sprechen; aber nicht hier oben.«
    »Das Wartezimmer«, entschied Monica. Sie rief George an und erteilte ihm die entsprechenden Anweisungen. Newman bat sie, mitzukommen und als Zeugin zu fungieren.
    »Dann nehme ich meinen Notizblock mit«, erklärte sie.
    Das Wartezimmer gegenüber von Georges Schreibtisch war ein kahler Raum mit nackten Dielen, einem Holztisch und ein paar harten Stühlen; es war nicht dazu gedacht, Besucher zum Verweilen einzuladen.
    Monica war überrascht, wie elegant Joel Dyson gekleidet war. Er war ein kleiner, schmächtiger Mann in den Dreißigern mit rundlichem Gesicht, dicken Lippen, einem fliehenden Kinn und einem einschmeichelnden Lächeln. Sie mißtraute ihm sofort. Die zweite Überraschung war seine Redeweise. Er sprach wie ein gebildeter Engländer. Joel konnte mühelos von überzeugendem Amerikanisch auf ein ebenso überzeugendes Englisch umschalten. Er hatte in der Tat einen britischen Paß.
    Während er total verängstigt durch Kalifornien gefahren war, hatte er in einem Motel Halt gemacht und sich seines Dufflecoats, seiner Jeans und seines karierten Hemdes entledigt. Dann hatte er aus seiner Tasche einen amerikanischen Straßenanzug, ein Hemd von Brooks Brothers, eine Krawatte und einen Vikunjamantel herausgeholt und das Motel, in dem er bereits für die Nacht bezahlt hatte, ungesehen wieder verlassen.
    »Wie zum Teufel haben Sie mich hier gefunden?« fragte Newman.
    »Kein Grund zur Aufregung. Ich war in Ihrer Wohnung.
    Sie haben einen guten Geschmack, was Blondinen angeht.
    Sie hat gesagt, Sie wären hier.«
    Molly! Newman stöhnte innerlich. Er war nahe daran, die Freundschaft sanft zu beenden – es gab zu viele Anzeichen dafür, daß sie erwartete, von ihm ernstgenommen zu werden. Jetzt würde er den Prozeß der Trennung beschleunigen müssen.
    »Wußte gar nicht, daß Sie etwas mit Versicherungen zu tun haben«, fuhr Joel heiter fort. »Aber wenn man es sich recht überlegt – eine ideale Möglichkeit, hinter die dunklen Geheimnisse von Leuten zu kommen.«
    Er hatte sich von der Messingtafel täuschen lassen, auf der
General
&
Cumbria Assurance
stand – der Deckname des SIS.
    Da er nicht zum Sitzen aufgefordert worden war, stand er nach wie vor.
    »Was wollen Sie?« fragte Newman barsch. »Ich bin ziemlich beschäftigt.«
    »Versicherungsgesellschaften haben erstklassige Safes.«
    Dyson lächelte zu Monica hinüber, die sich am Tisch niedergelassen hatte und Notizen machte. Sie musterte ihn, ohne eine Miene zu verziehen, dann richtete sie den Blick wieder auf ihren Block. Was Dyson nicht das geringste ausmachte.
    »Ich habe ein Tonband und einen Videofilm«, fuhr er, sich an Newman wendend, fort, »und beide sind hoch explosiv.
    Ich behalte

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