Todessymphonie (German Edition)
sah. „Und ich denke, es ist eine gute Idee, nach Hause zu fahren.“
Sie verstand genau, wovon er sprach.
„Ja. Das glaube ich auch.“ Sie räusperte sich. „Und mach dir keine Sorgen. Wir leiten dir alle Informationen weiter.“
„Danke. Und jetzt brauch ich glaube ich ein wenig frische Luft.“ Er drehte sich um und verließ die Hütte. Die Lücke, die er hinterließ, war beinahe mit den Händen greifbar und brachte Taylor zu der Frage, was genau sie eigentlich für ihn empfand.
Sie musste sich Memphis aus dem Kopf schlagen. Sie musste sich auf den Fall konzentrieren, darauf, wieder nach Hause zurückzukehren, ihre Karriere auf den richtigen Weg zu bringen, zu heiraten. Und das funktionierte am besten, wenn sie sich kopfüber in die Arbeit stürzte.
DIENSTAG
45. KAPITEL
Es kam ihr unwirklich vor, dass sie nur zwei Tage in Italien gewesen waren. Taylor hatte das Gefühl, es hätte mindestens einen Monat gedauert.
Wenigstens hatte sie eine Sorge weniger. Memphis war zum New Scotland Yard zurückbeordert worden, was ihr Anspannungslevel um einiges sinken lassen sollte. Der Macellaio-Fall war für den Moment erledigt und Memphis’ Vorgesetzte waren nicht gewillt, die Kosten weiter zu übernehmen, vor allem nicht, wenn andere, ungelöste Fälle auf seinem Schreibtisch warteten. Taylor machte es nichts aus, seinen Teil der Arbeit zu übernehmen. Der Abstand zu Memphis war ein Segen für sie.
Die Brüder waren in das Krankenhaus Santa Maria Nouva gebracht worden, wo man die Verbrennungen zweiten Grades an ihren Fingern und Handflächen versorgte. Es war ein grober Versuch gewesen, ihre Identitäten auszulöschen, aber für eine permanente Lösung hatte es nicht gereicht. Die Verbrennungen waren ernst, aber sie würden heilen, ohne dass eine Transplantation nötig wäre. Eine Verbrennung dritten Grades hätte vielleicht funktioniert, aber die einzigen Möglichkeiten, seine Fingerabdrücke wirklich loszuwerden, waren konzentrierte Säure oder eine Operation. Und sogar dann würde ein anderer, einzigartiger Abdruck zurückbleiben, anhand dessen sie von nun an identifiziert werden könnten.
Taylor wusste, was sie versucht hatten. Auf eine kranke Art ergab es Sinn. Anhand der DNA konnte die Polizei die beiden nicht auseinanderhalten, aber anhand der Fingerabdrücke sehr wohl. Keine Fingerabdrücke, keine Möglichkeit der Identifizierung. Die Regierungen der betroffenen Länder würden sie nicht voneinander trennen können, bis sie nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen konnten, wer wer war.
Zum Glück war die Polizei schlauer als die Zwillinge.
Taylor und Baldwin standen zusammen auf dem Flur vor dem Zimmer der Brüder. Die Carabinieri hatten keinen Grund gesehen, wieso die beiden nicht zusammenliegen sollten. Platz war in diesem Krankenhaus ein Luxus, und die Männer waren mit Handschellen an die Bettgestelle gefesselt. Die Ärztin, eine Frau mit ebenholzschwarzem, elegant frisiertem Haar und einem sizilianischenAkzent, erläuterte ihnen in perfektem Englisch ihre Befunde.
„Ihre Fingerspitzen werden wieder heilen. Die Verbrennungen sind ernst, aber nur das, was wir zweiten Grades nennen. Es werden Narben zurückbleiben, aber die Fingerabdrücke sind nicht vollkommen ausgelöscht worden. Patient A hat es schlimmer getroffen. Es sieht aus, als wenn seine Handflächen länger auf die glühende Pfanne gedrückt worden wären als bei Patient B. Seine Verbrennungen sind ein wenig schlimmer, sodass wir für ihn morgen früh eine Wundausschneidung angesetzt haben, um das restliche tote Fleisch zu entfernen. Für Patient B ist eine solche Behandlung nicht notwendig.“
„Wie lange wird es dauern, bis sie gesund genug sind, dass wir sie vor Gericht stellen können?“, fragte Baldwin.
„Ich kann nicht sagen, wie lange die Heilung dauern wird oder wie gut sie verläuft. Die Handflächen sind komplett abgeschabt, die Verbrennungen in der Handmitte sind am schlimmsten. Dio mio , seine Hand in ein brennendes Feuer zu halten, ich kann mir nicht vorstellen, wie man freiwillig diese Schmerzen auf sich nimmt. Die Patienten sind im Moment sediert, aber bei Bewusstsein, falls Sie mit ihnen sprechen möchten. Sie haben nach einer Katze gefragt.“
„Das muss Gavin sein“, sagte Taylor. „Wer hat die Frage gestellt?“ „Beide. Auf einen Blick hin haben sie gleichzeitig gesprochen. Sie haben beide einfach nur Katze gesagt.“
Kluge Jungs.
Sie bedankten sich bei der Ärztin, die nickte, ihnen die Hände
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