Todessymphonie (German Edition)
hier seine Morde begangen?“, wollte Memphis wissen.
„Gehen wir rein und schauen nach.“
Folarni ließ sie nur zu gerne gemeinsam mit seinem Team von der Spurensicherung nach oben gehen. Eine schnelle erste Überprüfung ergab verwertbare Fingerabdrücke, Haare, alles, was sie brauchten, um ihre bisherigen Beweisen abzugleichen. Aber es gab keinerlei Hinweise darauf, dass das hier auch die Leichenkammer war. Alles sah so aus, als wenn ein ganz normaler Typ hier wohnte. Ein Kunstliebhaber. Davon zeugten seine Wände – Fotos, Gemälde, Lithografien bedeckten jeden nur denkbaren Platz. Es gab keine versteckte Kammer, keinen Keller, und die Nachbarn waren offensichtlich ziemlich wachsam. Aber möglich war alles. Er hätte ausreichend Zeit gehabt, vor ihrer Ankunft alles herzurichten.
Es war beinahe zehn Uhr, und die Brüder hatten einige Stunden Vorsprung.
Das Team versammelte sich in der Küche. „Also, was machen wir als Nächstes?“, wollte Taylor wissen.
Baldwin fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. „Wir müssen Einblick ins Grundbuchregister nehmen. Wenn er die Mädchen nicht hier tötet, tut er es an einem stilleren Ort. Er braucht einen Platz, an dem er nicht gestört wird, wo er die Mädchen über einen gewissen Zeitraum festhalten kann. Diesen Unterschlupf müssen wir finden.“
„Sehe ich genauso“, stimmte Memphis zu.
Sie trugen Folarni ihre Bitte vor. Ohne zu zögern griff er zum Telefon. In einem so schnellen Italienisch, dass Taylor ihm nicht folgen konnte, stellte er mehrere Anfragen. Baldwin übersetzte für sie.
„Er bittet um die Grundbuchauszüge. Sie schauen nach allem unter dem Namen Tommaso.“
„Sag ihnen, sie sollen die Suche auf den Namen Thomas Fielding ausweiten“, schlug Taylor vor.
Baldwin zwinkerte ihr zu und sprach dann mit Folarni. „Okay. Machen sie.“
Fünfzehn Minuten später hatten sie immer noch nichts. Die einzige Adresse, die für Thomas Fielding gelistet war, war die, an der sie sich gerade befanden.
„Vielleicht sollten sie noch einen weiteren Namen suchen“, sagte Memphis.
„Welchen?“, fragte Baldwin.
„Gary Fielding.“
„Natürlich, Tommasos Vater!“
Diese Eingebung war der Schlüssel. Innerhalb von fünf Minuten waren sie auf dem Weg zu einer Adresse in den Hügeln von Florenz.
44. KAPITEL
Tommaso war noch nie so glücklich gewesen. So erfüllt. Gavin mit dem Mädchen zu sehen, seine ganzen kleinen Tricks zu beobachten, war etwas ganz Besonderes.
Sie lagen zusammen, sie alle drei, auf einem Haufen Decken, teilten sich ein Glas Wein und redeten. Sie gingen all ihre verrückten Gemeinsamkeiten durch, die das Gerüst ihrer Leidenschaften und Sehnsüchte bildete. Es war faszinierend, es war alles, worauf Tommaso jemals hätte hoffen können. Er war der stärkere Zwilling, das wusste er. Hatte er schon immer gewusst. Seine Studien über Zwillinge sprachen über Prägung, ein Phänomen, wo eineiige Zwillinge einen Weg finden, sich in einen Alpha- und einen Beta-Zwilling zu trennen, in einen aggressiven und einen passiven Part. Tommaso war der Erstgeborene; er war der Alphazwilling. Er war ihr Führer, Gavin war der Mitläufer. Sie waren erst seit vierundzwanzig Stunden zusammen, aber es fühlte sich an, als wäre es nie anders gewesen.
Tommaso wusste, dass er ein unangenehmes Thema zur Sprache bringen musste. Er fuhr mit dem Finger über den Rücken des Mädchens, bereitete sich innerlich vor.
„Gavin, wir müssen reden“, sagte er sanft.
Gavin nickte kaum merklich. Es schien, als wüsste er, worauf Tommaso mit seinen Worten hinauswollte, bevor sie noch seinen Mund verließen.
„Darüber, wenn wir geschnappt werden“, sagte Gavin nur. „Genau. Das hier ist seit vielen Jahren mein Rückzugsort. Aber nach dem heutigen Tag könnte er auf ihrem Radar sein. Wir müssen weiterziehen. Wir können ein Auto klauen, an die Grenze fahren. Wir können die Grenze zu Fuß an einer Stelle überqueren, an der uns niemand sehen kann. Oder noch besser, wir können an den Luganersee fahren und mit einem Boot in die Schweiz übersetzen. Es gibt nur eine Sache, die uns aufhält. Das Einzige, was wir nicht gemeinsam haben.“
Gavin schaute auf seine Hand. „Unsere Fingerabdrücke.“
„Genau. Wir müssen sie auslöschen. Das ist unabdingbar. Wenn wir jemals gefasst werden, sind sie das Einzige, an dem man uns auseinanderhalten kann. Selbst unsere Stimmen können wir einanderanpassen, sodass wir gleich klingen und die Polizei nicht mehr sagen
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