Todessymphonie (German Edition)
parkteetwas abseits. Taylor erkannte Officer Paula Simaris Deutschen Schäferhund Max, der seine Nase gegen die Scheibe drückte und nach seinem Frauchen Ausschau hielt. Ah, das also war der Tatort, der sie von ihrem gemeinsamen Abendessen ferngehalten hatte. Es musste schon etwas ganz Besonderes sein, wenn sie sogar Officer und Detectives anforderten, die heute dienstfrei hatten.
Taylor ließ ihr Fenster herunter und sprach beruhigend auf den Hund ein. „Alles okay, Baby. Sie ist gleich wieder bei dir.“ Max hörte auf zu jaulen und setzte sich hechelnd hin.
Taylor fuhr weitere zwanzig Meter den Hügel hinunter. Die gesamte Aufmerksamkeit war auf ein zweistöckiges Haus gerichtet, das ungefähr fünfzig Meter von der Straße entfernt stand. Es handelte sich um ein originales Craftsman-Haus aus den 1930er Jahren, wenn sie das richtig einschätzte. Die breiten, pyramidenförmigen Säulen und das abfallende Dach waren sehr gepflegt. Die Fassade wurde vom künstlichen Licht der aufgestellten Scheinwerfer erhellt. Die Holzschindeln schienen in einem weichen, moosigen Grün gestrichen zu sein, die Umrandungen der Fenster und Türen in einem etwas dunkleren Ton. Das ganze Haus passte sich perfekt seiner waldigen Umgebung an. Vier Mansardenfenster im ersten Stock schauten wie aufmerksame Wächter in die Nacht hinaus.
Sie war überrascht, dass der Rasen und die Veranda voller Leute waren – so einen Level an Desorganisation hatte sie an einem Tatort in Nashville selten gesehen. Die Kriminaltechniker waren dabei, Fotos und Videos zu machen und Beweise zu sammeln; zwei Streifenpolizisten standen etwas abseits und unterhielten sich in leisem Ton. Techniker in Uniform und Zivilkleidung gingen außen um das Haus herum. Nachbarn hatten sich versammelt und schauten stumm auf das bunte Treiben.
Taylor stellte ihr Auto neben einem Van der Spurensicherung ab. Die Seitentür stand offen, Teile der Ausrüstung quollen heraus, als wenn der Techniker es eilig gehabt hatte, zum Tatort zu kommen. Paula Simari stand ungefähr zwanzig Meter weit weg. Sie fing Taylors Blick auf und gab ihr mit dem Kopf ein Zeichen. Triff mich drinnen, sagte der Blick. Taylor stieg fasziniert aus.
„Detective!“
Ein junger Mann bedeutete ihr, zu ihm zu kommen. Er stand auf dem Rasen, der in dem künstlichen Licht eine tief smaragdgrüneFarbe hatte; er war frisch gemäht worden. Der Geruch nach grünen Zwiebeln und frischem Gras fühlte sich so vertraut, so richtig an. Normal und unbedrohlich, einfach ein weiterer Abend in der Vorstadt.
Aber das war es nicht. Sie schloss die Tür ihres Wagens und versuchte, die Szene in sich aufzunehmen. Der Mann winkte immer noch, gestikulierte so wild, als hätte sie ihn noch nicht gesehen.
Ihr neuer Partner. Renn McKenzie. Ganz netter Kerl, aber sie war nicht gewillt, ihn kennenzulernen. Es war noch zu früh. Sie trauerte immer noch, erholte sich von dem Verlust ihres Teams, ihrer Karriere. Ihrer Zukunft.
Er kam atemlos auf sie zugerannt. Sie nickte ihm zu und versuchte, ihm ein wenig Ruhe zu vermitteln. „McKenzie.“
„Nenn mich einfach Renn, Taylor.“
„Jackson ist in Ordnung, McKenzie.“
„Ich wünschte, du würdest mich einfach Renn nennen.“
Einfach Renn. „Heute habe ich eigentlich frei. Ich nehme an, dass du mich aus einem bestimmten Grund hast rufen lassen. Kannst du mich auf den neuesten Stand bringen?“
Sie sah, wie eine leichte Röte in seine Wangen stieg. Einfach Renn war aus dem Revier im Süden der Stadt hierher versetzt worden. Er und ihr ehemaliges Teammitglied Marcus Wade hatten ihre Plätze tauschen müssen. Captain Delores Norris, Chefin des Office of Professional Accountability, wie die Dienstaufsichtsbehörde offiziell hieß, hatte diese Umstrukturierung höchstpersönlich beaufsichtigt.
Taylor würde dafür töten, jetzt Marcus an ihrer Seite zu haben. Oder ihren ehemaligen Sergeant Pete Fitzgerald. Oder Lincoln Ross. Aber ihr gesamtes Team war auseinandergerissen worden, und sie spürte den Verlust schmerzhaft mit jeder Faser ihres Seins. Sie war sicher, dass Einfach Renn ein guter Detective war, aber er hatte seinen eigenen Rhythmus, sein eigenes Verhalten, einen Eifer, der die grauen Strähnen an seinen blonden Schläfen Lügen strafte und an den sie sich nur schwer gewöhnen konnte. Er war schlaksig, hatte überall harte Kanten, keinerlei Raffinesse in seinen Bewegungen oder seinem Benehmen. Braune Augen, dünne Lippen, einen goldenen Dreitageflaum. Kein schlecht
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