Todessymphonie (German Edition)
das Telefon ans Ohr.
„Detective Jackson, hier ist die Zentrale. Wir brauchen Sie am 1400 Love Circle. Wir haben einen 10-64, Mord, am 1400 Love Circle.Möglicherweise ein 10-51, ich wiederhole, 10-51. Man wartet vor Ort auf Sie. Vielen Dank.“
„Ich bin heute nicht im Dienst, Zentrale. Rufen Sie jemand anderen an.“
„Tut mir leid, Detective, aber es wurde ausdrücklich nach Ihnen verlangt.“
Taylor seufzte. Klar, ich stehe ja auch jederzeit auf Abruf bereit.
„10-4. Zentrale, ich bin auf dem Weg.“
Eine Leiche. Vermutlich erstochen. Eine schöne Art, den Tag abzuschließen.
„Musst du los?“, fragte Sam.
„Jupp. Kommst du nicht mit? Ich bin sicher, dass du auch gleich einen Anruf bekommst.“
Sam hob ihr Glas. „Anders als du, meine Liebe, bin ich immer noch Kapitän auf meinem eigenen Schiff. Ich bin heute Abend nicht im Dienst. Die Gerichtsmedizin kann in diesem Fall gut auf mich verzichten. Richte dem Jungen vom Parkservice meine Grüße aus; er ist wirklich süß.“
Nur Sam kam damit durch, Taylor wegen ihrer Degradierung aufzuziehen. Und zwar nur Sam.
„Oh, danke“, sagte Taylor, lächelte aber. Wieder zum Detective zurückgestuft zu werden war peinlich und frustrierend gewesen, die Seitenblicke und das Geflüster hatten sie eine ganze Weile lang verstört. Aber sie war entschlossen, das Beste daraus zu machen. Karma versteht keinen Spaß, und diejenigen, die Taylor Unrecht getan hatten, würden ihre gerechte Strafe schon noch bekommen. Vor allem wenn sie den Prozess gewann, den ihr Gewerkschaftsvertreter für sie angestrengt hatte.
Das Essen kam in dem Moment, in dem Taylor aufstand, um zu gehen. Sie warf einen sehnsüchtigen Blick auf das perfekt gebratene Hühnchen. Sam sah es.
„Ich lasse es einpacken und lege es auf dem Heimweg in deinen Kühlschrank.“
Taylor beugte sich vor, um ihr einen Kuss auf die Wange zu geben. „Du bist die Beste. Danke.“
„Ja, ja. Vergiss nur nicht, dass du mir ein ungestörtes Essen schuldig bist. Und jetzt ab mit dir. Du zitterst ja förmlich vor Ungeduld.“
Taylor holte ihr Auto, schaffte alle Ampeln im West End bei Grün und wurde erst vor dem Maggiano’s von einem auf Gelb springenden Licht aufgehalten. An der nächsten Kreuzung musste sie abbiegen, und hier wurde es gerade in dem Moment rot, wo ihr Reifen die weiße Linie überrollte.
Zu ihrer Linken wand sich der Love Circle um einen windigen Hügel inmitten des West Ends. Diese Straße hielt zu viele Erinnerungen für sie bereit.
Sie nahm ihre Sonnenbrille ab; die brauchte sie jetzt nicht. In letzter Zeit hatte sie sich angewöhnt, sie aufzusetzen, sobald sie sich draußen aufhielt – vor allem auf ihrem Weg von und zu ihrem Büro. Das half ihr, den mitleidigen Blicken der Kollegen auszuweichen, mit denen sie immer noch bedacht wurde.
Sie betastete den Hubbel auf ihrer Nase, der sich direkt unterhalb der Stelle befand, wo der Steg ihrer Sonnenbrille aufsaß. Mit vierzehn hatte sie sich die Nase das erste Mal gebrochen, auf dem Love Hill, beim Footballspielen mit ein paar Jungs, die in den einsamen Park gekommen waren, um zu rauchen und zu quatschen. Ihre Mutter war sichtbar zusammengezuckt, als sie das Malheur am nächsten Morgen am Frühstückstisch gesehen hatte, und hatte sie sofort zu einem befreundeten plastischen Chirurgen geschleppt. Er hatte den Knorpel gerichtet, wobei er sich die ganze Zeit angeregt mit ihrer Mutter unterhalten hat, um dann die Nase mit einer dummen weißen Schiene zu stabilisieren, die Taylor sofort abgerissen hatte, sobald ihre Mutter außer Sichtweite gewesen war. Der Haarbruch war nie richtig verheilt und führte zu dem kleinen Hubbel, der ihrem Profil den einzigen Makel verlieh.
Das zweite Mal hatte man ihr die Nase gebrochen. Verdammter David Martin. Ihr Expartner hatte sie ziemlich übel zugerichtet, nachdem er in ihr Haus eingebrochen war. Es gab keinen anderen Ausweg für sie, und so hatte sie ihn in dieser Nacht schließlich erschießen müssen.
Das Auto hinter ihr hupte, und Taylor merkte, dass sie eine ganze Ampelphase auf der Linksabbiegerspur gestanden hatte. Jetzt war wieder grün. Guter Gott. Vollkommen in Gedanken verloren. Das war es, was dieser Hügel mit ihr anrichtete.
Sie bog links auf den Orleans Drive ab, kurz danach rechts auf die Acklen Avenue, dann gleich wieder links auf den Love Circle.Es war eine steile, schmale Straße, die schwer zu befahren war. Die Architektur war vielseitig und reichte von einfachen Bungalows aus
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