Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Todesträume am Montparnasse - Ein Fall für Kommissar LaBréa

Titel: Todesträume am Montparnasse - Ein Fall für Kommissar LaBréa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
Vom Netzwerk:
gehöre zu den Alteingesessenen dieses Viertels. Schon meine Eltern und Großeltern lebten in dieser Gegend. Hier hat sich manches verändert, und das nicht zum Besten! Eine häufigere Anwesenheit der Polizei würde ich persönlich sehr begrüßen. Meine Frau traut sich nach Einbruch der Dämmerung nicht mehr auf die Straße. Und Minou, meine Angestellte, steigt nach achtzehn Uhr nicht mehr in die Métro, wenn sie nach Hause ins Zwölfte Arrondissement fährt. Da muss ich ihr ein
Taxi bestellen, so sieht das heute aus! Die Schwarzen haben die Stadt überschwemmt. Was heißt die Stadt? Das ganze Land! Sehen Sie sich doch nur mal unsere Fußballnationalmannschaft an. Höchstens drei Spieler mit weißer Hautfarbe. Ansonsten lauter Schwarze. Wie das Team aus Kamerun oder das aus dem Senegal.« Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
    LaBréa erwiderte nichts. Aus Erfahrung wusste er, dass gegen offen zur Schau gestellten oder latenten Rassismus Argumente nicht halfen. Irgendwie konnte er die Leute auch verstehen, die in den sozialen Brennpunkten der Stadt wohnten. Jugendliches Bandenwesen und eine immer weiter ansteigende Gewaltbereitschaft verschreckten die bürgerlichen und kleinbürgerlichen Bevölkerungsschichten und vertrieb sie aus ihren angestammten Wohnvierteln. Im Bereich sozialer Integration von Zuwanderern und in der Arbeitsmarktpolitik hatte die Regierung seit vielen Jahren versagt. Es war nur eine Frage der Zeit, wann in den Vorstädten wieder eine Welle der Gewalt ins Rollen kam und auf innerstädtische Bereiche übergriff.
     
    LaBréa, Jean-Marc und Claudine verließen das Bistro La Renaissance . Sie waren einen großen Schritt weitergekommen. Nun konnten sie beweisen, dass Pascal Masson nach seiner Entlassung tatsächlich eine Zechtour unternommen hatte. Und zwar nicht allein, sondern in Begleitung eines noch nicht identifizierten
Mannes, der vierundzwanzig Stunden später auf dieselbe Weise ermordet worden war wie Masson. Dieser unbekannte Mann hatte offensichtlich gewusst, dass Masson am Montag, dem neunzehnten Januar, aus dem Gefängnis entlassen werden würde. Die Zechtour der beiden hatte sich vermutlich nicht auf das Bistro La Renaissance beschränkt, sondern war in anderen Lokalen begonnen und dann auch fortgesetzt worden. Irgendwann in der Nacht kam Pascal Masson nach Hause und lief seinem Mörder in die Arme. Vierundzwanzig Stunden später hatte sich der Mörder auch den Unbekannten vorgenommen. Im Hinblick auf dieses zweite Opfer stand fest, dass dieser mit starkem, angeblich russischem Akzent sprach und dass Masson mit ihm in einer Sprache gesprochen hatte, die der Wirt ebenfalls als Russisch einstufte. War es wirklich Russisch? Welche Sprachen ähnelten dem Russischen? Polnisch, Bulgarisch, Tschechisch? Diese Frage würde von einem Experten beantwortet werden müssen. Interessant war, dass Masson diese fremde Sprache beherrscht hatte. War er nach seiner Entlassung in einem osteuropäischen Land gewesen? In Russland? Hatte er dort den Unbekannten kennengelernt? In jedem Fall musste er ihn am dreißigsten April 1991, dem Tag, an dem das Camerone-Foto geschossen worden war, bereits gekannt haben. Acht Wochen zuvor, am ersten März 1991, war Pascal Masson aus der Fremdenlegion entlassen worden.

    LaBréa dachte fieberhaft nach. Was war noch mal 1991 in Russland und anderen osteuropäischen Staaten los gewesen? Die kommunistischen Systeme brachen zusammen, der eiserne Vorhang war plötzlich offen. Dort konnten Leute untertauchen, sich das Chaos der politischen Umwälzungen zunutze machen. Hatte sich Masson in einem dieser Länder aufgehalten? Wenn ja, warum? Doch wie war es dann möglich, dass auf dem Foto auch Legionäre zu sehen waren, die zum Teil noch länger dienten als er und 1991 unmöglich in einem der ehemals kommunistischen Länder gewesen sein konnten, um das Camerone zu feiern? Viele Fragen, auf die es vorerst keine Antworten gab.
     
    »Wo ist eigentlich Franck?«, fragte LaBréa den Paradiesvogel.
    »Der schwirrt hier noch irgendwo in der Gegend herum. Soll ich ihn mal kontaktieren, Chef?«
    »Nein danke, das kann Claudine übernehmen.« LaBréa wandte sich an seine Mitarbeiterin. »Fragen Sie Franck, ob er schon Kontakt mit den beiden Legionären auf dem Foto aufgenommen hat. Falls nicht, übernehmen Sie das bitte, Claudine. Wir brauchen dringend einen Hinweis darauf, wo dieses Camerone-Foto aufgenommen wurde. - Und Sie, Jean-Marc, treiben irgendwo einen Experten für

Weitere Kostenlose Bücher