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Todeswald

Todeswald

Titel: Todeswald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ritta Jacobsson
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auf“, sagte ich.
    Eine andere Möglichkeit gab es für mich nicht. Mikaela versteckte sich, um Hannamaria zu bestrafen. Oder Oscar. Oder ihre Mutter. Oder alle drei. Das würde ihr ähnlichsehen.
    Kurz spielte ich mit dem Gedanken, ebenfalls zu verschwinden, um Papa zu bestrafen, der mich nicht an sein Auto heranließ. Doch der Gedanke scheiterte daran, dass mein Geldbeutel nur acht Kronen enthielt. Außerdem wäre es mir unmöglich gewesen, Wuff zu verlassen.
    Ich hobelte ein paar Käsescheiben ab und warf eine davon hoch. Wuff fing sie mit einem eleganten Luftsprung, verschlang sie und setzte sich dann wieder hin, um weiterhin jeden einzelnen Bissen, den ich nahm, zu bewachen, in der Hoffnung auf weitere Leckereien.
    Nach dem Frühstück lief ich noch rasch mit Wuff in den Wald, bevor ich mich auf den Weg in die Schule machte.
    Dort war Mikaela wieder das Gesprächsthema des Tages. Alle hatten den Bericht in der Zeitung gelesen.
    Hannamaria wusste nicht mehr als ich. Sie hatte ebenfalls versucht, Mikaela per Handy oder SMS zu erreichen, aber keine Antwort erhalten. Was an und für sich kein bisschen erstaunlich war, falls Mikaela tatsächlich aus Ärger über Hannamaria abgehauen sein sollte. Trotzdem hielt Hannamaria vor der halben Klasse Hof. Die fanden es natürlich total cool, dass sie interviewt worden war.
    Meine dicke Lippe wurde nicht bemerkt.
    Jo schien vergessen zu haben, dass sie in der Disco sauer geworden war, und verhielt sich so wie immer. In der Mittagspause saßen wir mit ein paar Jungs aus der Klasse am Tisch.
    „Willst du wirklich die ganze Ladung auf einmal in dich reinstopfen?“, fragte Jo, spießte ein Fleischbällchen auf und biss manierlich ein Stückchen ab.
    Ich sah die Riesenportion Kartoffelbrei an, die auf meiner Gabel wartete.
    „Warum?“
    „Linus ist gerade reingekommen“, sagte Jo und deutete mit der Gabel hinüber.
    „Und?“
    „Ich hab gedacht, das interessiert dich.“
    „So wie du rüberglotzt, scheint es eher dich zu interessieren.“
    Aber ich legte die Gabel hin und trank nur einen Schluck Wasser, während ich in die Richtung schielte, in die Jos Gabel gezeigt hatte. Man möchte schließlich nicht wie ein Hamster mit prall gefüllten Backentaschen aussehen, wenn der Angebetete in der Nähe ist.
    Linus begann seinen Teller mit Salat und übrigem Essen zu füllen.
    „Jetzt bist du diejenige, die glotzt“, stellte Jo fest.
    „Bin ich gar nicht. Ich wollte nur …“
    Ich sah auf meinen Teller, schob die Fuhre von der Gabel und jagte stattdessen einem Fleischbällchen hinterher, während ich mir die Fortsetzung überlegte.
    „… checken, ob der Speisesaal voll ist.“
    „Aha?“
    „Oma und Opa wollen immer alles über die Schule wissen. Wir fahren sie an Allerheiligen besuchen.“
    Jo sah mich an und schüttelte den Kopf.
    „Ich dachte, wir wären Freundinnen“, sagte sie kalt.
    „Das sind wir auch.“
    „Kommt mir nicht so vor“, sagte sie.
    Sie ließ das Besteck so heftig aufs Tablett fallen, dass es gegen das Glas schepperte.
    Aber ich hatte keine Zeit, um sie zu beschwichtigen, weil ich mich gerade fast verschluckt hätte. Linus steuerte direkt auf uns zu. Mein Herz hämmerte im Takt mit seinen Schritten.
    Er setzte sich mit seinem Essenstablett neben mich. Da rückten Samir und Marko auch an unser Tischende heran.
    „Sieht inzwischen schon nicht mehr so schlimm aus“, meinte Linus und deutete mit der Gabel auf mich, bevor er sie im Kartoffelbrei vergrub.
    „Mann, in was für einer Schlägerei warst du denn?“, rief Samir grinsend aus.
    „Du hättest erst mal den Kerl sehen sollen, mit dem ich mich gezofft hab“, sagte ich.
    Linus verzog den Mund, aber ich versuchte ihn möglichst nicht anzuschauen. Ich befürchtete, er könnte merken, wie meine Hände zitterten, wenn er mich ansah.
    „Wie geht’s Glöckchen?“, fragte ich ihn.
    „Besser.“
    Ich wagte nicht zu fragen, was das heißen sollte, weil ich fest davon überzeugt war, dann zu erröten. Stattdessen begann ich mich mit Jo über den Englischtest zu unterhalten, den wir am Nachmittag schreiben würden. Erst als die Jungs dazu übergegangen waren, irgendeine Fernsehsendung zu dissen, traute ich mich, einen Blick auf ihn zu werfen.
    Er sah einfach unverschämt gut aus!
    Aber ich sorgte dafür, jedes Mal in eine andere Richtung zu schauen, wenn er seinen warmen, braunen Blick auf mich richtete.
    Als Jo und ich in der Pause auf den Hof gingen, gab mein Handy einen Piepser von sich.
    „Wer

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