Todeswald
an.
Ich wollte es nicht verraten.
Sie legte die Stirn in tausend wütende Falten.
„Sind wir Freundinnen oder nicht, Svea?“
„Schon …“
„Na dann los, raus damit! Wer?“
„Linus.“
Sie nickte langsam.
„Hätte ich mir ja denken können. Dass Hunde nicht euer einziges gemeinsames Interesse sind, meine ich.“
„Bilde dir bloß nichts ein.“
Sie lächelte.
„Was ist daran so komisch?“, murmelte ich.
„Dass du verliebt bist.“
„Bin überhaupt nicht verliebt. Man kann sich einfach … gut mit ihm unterhalten. Du sagst aber nichts?“
Ihr spöttisches Lächeln erstarb auf der Stelle.
„Was hältst du denn von mir?!“
Natürlich war mir klar, dass Jo nicht darüber reden würde.
„Ich hau jetzt ab“, sagte sie kalt.
Damit verschwand sie, stinksauer. Ich bereute meine Äußerung total. Sie hatte mich noch nie im Stich gelassen. Warum sollte sie das ausgerechnet jetzt tun?
KAPITEL 10
Den sonnigen Sonntagvormittag verbrachten meine Eltern und ich mit Laubrechen im Garten, aber nach zwei Stunden gaben wir auf. Wuff sprang in die Haufen und zerstreute das Laub mindestens so schnell, wie wir es zusammenrechen konnten.
Ich war immer noch sauer, weil Papa mich aus der Garage geschickt hatte, obwohl ich ihm so gern bei der Autoreparatur geholfen hätte, und sprach nicht mit ihm, aber ihm schien es überhaupt nicht bewusst zu sein, dass ich traurig war. Als wir nach dem Essen unsere Joggingrunde liefen, schwieg ich ebenfalls.
Aber der Weg zu meinem Herzen führt über einen supercoolen Geländewagen. Mama hatte keine Lust auf eine Probefahrt mit dem Subaru, also sausten Papa und ich am Nachmittag davon. Ein fantastischer Schlitten! Unmöglich, in so einem Gefährt sauer zu sein.
Alles wäre fast wie immer gewesen, wenn Papa nicht direkt nach dem Abendessen schon wieder losgefahren wäre. Er sagte, er müsse den Subaru zurückbringen und dann direkt nach Jönköping weiter.
Plötzlich hatte ich wieder dieses eigenartige Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte. Aber es gelang mir nicht dahinterzukommen, was das sein mochte.
KAPITEL 11
Am Montagmorgen schlief ich wie ein Stein. Irgendwann weckte mich ein weit entfernter Ton. Es dauerte einige Zeit, bis ich begriff, dass es sich um den Wecker handelte. Wuff lag ausgestreckt auf meinen Beinen. Als ich aufstand, knurrte sie unzufrieden.
Ich taumelte ins Bad, drehte das Wasser auf. Erst als die Dusche den Schlaf von mir abspülte, begann ich darüber nachzudenken, wie ich den Tag am besten gestalten könnte.
Ich schlüpfte in die Jeans und den Pulli, die ich am Abend herausgelegt hatte. Bloß keine schwierigen Entscheidungen am frühen Morgen, war meine Devise.
Ein kurzer Blick in den Spiegel zeigte ein trauriges Bild.
Mein Lippen …
Ich beschloss, trotzdem in die Schule zu gehen. Falls Linus in meine Richtung schaute, könnte ich mich immer noch irgendwo verkriechen, unter einem Stein zum Beispiel.
Mama saß hinter einer aufgeschlagenen Zeitung am Frühstückstisch. Sie blätterte die raschelnden Seiten nacheinander um, vertiefte sich dann aber in einen Artikel, biss ein Stück Brot ab und kaute blind für die Umwelt vor sich hin.
Ihre Finger hatten schwarze Spuren an der Teetasse hinterlassen.
Ha!, dachte ich. Eine Spur Kohlepulver oder Ruß darübergepinselt, und schon hätte ich ihre Fingerabdrücke. Keine Ahnung wofür. Meiner Mutter kann man so manches vorwerfen, aber ganz bestimmt keine kriminellen Machenschaften.
Sie blätterte erneut um.
„Na, so was!“
Ich glaubte zuerst, mein Monstergesicht hätte sie erschreckt, aber sie las immer noch den Artikel.
„Was denn?“, fragte ich.
Beim Klang meiner Stimme fuhr sie zusammen, als hätte sie gar nicht bemerkt, dass ich da stand.
„Das muss Mikaela sein“, sagte sie leise. „Hier steht es: Vierzehnjähriges Mädchen nach einem Fest in Stockholmer Vorort verschwunden.“
Mir fiel ein, was ich in der Disco gehört hatte. Wenn Mikaela nur auf meine Warnung gehört hätte! Jetzt war es zu spät. Das war der Artikel, über den die Mädchen sich unterhalten hatten.
„Das war kein Fest. Die haben DVDs geguckt.“
„Hier steht Fest. Damit muss Mikaela gemeint sein.“
„Voll peinlich. Bestimmt ist sie bloß bei …“
Oscar, wollte ich schon sagen. Dann fiel mir ein, dass Lina das bezweifelt hatte. Außerdem konnte ich natürlich nicht petzen, egal ob sie bei Oscar war oder nicht.
„Bei?“
„Irgendeiner Freundin.“
Mama schüttelte den Kopf.
„Man hat ihren
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