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Todeswald

Todeswald

Titel: Todeswald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ritta Jacobsson
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geworden und aus dem Haus gerannt. Soll ich jetzt die Polizei anr…“
    „Geliebtes Kind, jetzt hör mir mal gut zu! Ich weiß, dass du später mal zur Polizei willst, aber bis dahin darfst du auf keinen Fall Detektiv spielen!“
    „Aber wenn …“
    „Mikaelas Mutter wird sicher wissen, was sie zu tun hat, auch ohne deine Einmischung. In fremden Gärten herumschleichen und Leute belauschen, das ist wirklich unmöglich! Lass diesen Blödsinn!“
    „Aber ich …“
    „Hör mit der Schnüfflerei auf, bevor es gefährlich wird! Versprichst du mir das?“
    „Mhm.“
    „Gut. Jetzt muss ich mit der Arbeit weitermachen. Ach ja. Von mir aus kannst du sie auch wegwerfen.“
    „Wen?“
    „Die CD.“
    Zu Beginn des Gesprächs hätte ich noch gesagt, dass ich die CD immer wieder angehört und dabei Sehnsucht nach ihm gehabt hatte. Jetzt sagte ich das nicht. Ich war sauer auf ihn. Schon wieder. Er nahm mich nicht ernst.
    Ich drückte auf die Aus-Taste, setzte mich aufs Bett und dachte nach.
    Über Mikaela.
    Und über dieses andere fremde Mädchen.
    Und über den Urlaub.
    Das Wetter war nicht besonders gut gewesen, aber ein paar sonnige Tage hatte es trotz allem auch gegeben. Papa war viel für sich allein gewesen, weil er müde war. Während Mama und ich zum Schwimmen radelten und Spaziergänge machten, lag er im Haus und las oder schlief. Abends spielten wir Spiele oder grillten in dem offenen Kamin Würstchen. Alle drei.
    Würstchen …
    Plötzlich fiel mir ein, dass ich einmal zu dem kleinen Kramladen dort geradelt war. Vielleicht hatte ich noch irgendwo die Quittung!
    Ich begann zu suchen und wühlte mich lange durch alte Kinokarten, Quittungen von Weihnachtsgeschenken, CDs und anderem Zeug hindurch, bis ich fündig wurde. Es waren zwei Quittungen. Zuerst eine für ein Eis und dann eine für eine Packung Würstchen. Mama hatte mich gebeten, Würstchen zu kaufen, und als Belohnung durfte ich mir ein Eis aussuchen. Prompt vergaß ich die Wurst und musste noch einmal zurückradeln. Doch dadurch erinnerte ich mich an den kleinen Laden.
    Ganz oben auf den Quittungen stand der Name des Ladens. Lillsjöns Delikatessen.
    Warum konnte Papa sich nicht daran erinnern? Er, der sonst sämtliche Ortsnamen wie ein Wasserfall herunterzurattern pflegte.
    Wahrscheinlich wollte er mich daran hindern, „Detektiv zu spielen“, eine andere Erklärung fiel mir nicht ein. Er glaubte wohl, ich bilde mir ein, der Zufall, der mich in die Nähe von zwei Mordschauplätzen geführt hatte, hätte mich dazu bestimmt, weitere Nachforschungen über den Tod der beiden anzustellen.
    Was genau meinen Plänen entsprach.
    Das war ich Mikaela schuldig, wegen der vielen hässlichen Dinge, die ich über sie gedacht hatte.
    Ich setzte mich an den Computer und suchte nach Artikeln, die über den Lillsjön-Mord geschrieben worden waren. Ziemlich schnell stellte ich fest, dass die beiden Fälle sich unterschieden. Das Mädchen, Anna, war etwas älter, sechzehn, und war bereits am Tag nach ihrem Verschwinden gefunden worden. Aber es gab auch Gemeinsamkeiten. Anna war ebenfalls wütend von einer Fete bei ihrem Freund abgehauen, um danach erschlagen im Wald gefunden zu werden.
    Und das war genau in der Zeit passiert, als wir dort waren!
    Und der Mörder befand sich immer noch auf freiem Fuß!

KAPITEL 18
    Ein neuer Tag brach an, genauso grau und nass wie die Tage zuvor.
    Das Leben ging weiter.
    Unser Leben.
    Immer noch wurde in der ganzen Schule über Mikaela geredet, aber natürlich nicht so viel wie in unserer Klasse.
    Am Morgen versammelten wir uns in unserem Klassenzimmer – das würde auch in den nächsten Tagen so gehalten werden – und hörten Musik, bevor die ewigen Matheformeln und die ätzenden Kriege in Deutschland und Polen wieder auf die Tagesordnung kamen.
    Gegen Mittag zerstreuten sich die Wolken, die Sonne schaute heraus und verdrängte das düstere Grau. Die gelben und roten Herbstfarben wurden leuchtender, die Farbnuancen deutlicher. Die Äpfel, die an den Bäumen gebaumelt hatten, lagen jetzt wie ein matschiger Teppich auf dem Gras.
    Gestern war ich traurig gewesen. Heute war ich vor allem müde und hatte für nichts Kraft.
    Bis auf eins: Ich bat Linus um seine Mailadresse und er gab sie mir. So einfach war das.
    Ihm zu schreiben – das dagegen würde schwierig werden.

KAPITEL 19
    Auch am folgenden Morgen versammelten wir uns wieder im Klassenzimmer. Ich brachte eine CD mit, die Mikaela gemocht hatte, aber Per Lundström behauptete, Rock

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