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Todeswald

Todeswald

Titel: Todeswald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ritta Jacobsson
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überfahren wurde, vorbeikamen.“
    „Aha, so ist das“, sagte er. „Leider pflegen die Leute einem nicht mitzuteilen, was sie überfahren haben, wenn sie ihre Autos vorbeibringen. Vor allem nicht, wenn sie einen Hund überfahren haben.“
    „Aber eins dieser Autos haben Sie demnach repariert? Bis auf den Mercedes natürlich.“
    Er schüttelte den Kopf.
    „Nein, glaube kaum. Na dann. Jetzt muss ich weitermachen.“
    Er zog die Tür wieder zu.
    „Trotzdem war’s einen Versuch wert“, sagte Linus, als wir uns auf den Heimweg machten.
    „Aber er hätte sich echt kein Bein ausgerissen, wenn er nachgeschaut hätte“, sagte ich enttäuscht.
    Plötzlich fiel mir etwas ein.
    „Du hast doch gesagt, dass du manchmal im Büro deines Vaters Werbung sortierst?“
    „Ja-a.“
    „Und dein Vater teilt sich das Büro mit Kalle Svensson?“
    Er nickte stumm, leicht verwirrt.
    „Dann kannst du doch checken, ob Kalle Svensson einen Quittungsblock oder irgendeinen Ordner mit Rechnungen hat?“
    „Hör mal, ich kann doch nicht einfach in seinen Sachen rumstöbern!“
    „Aber falls so etwas zufällig herumliegt, könntest du vielleicht nachschauen, welche Autos bei ihm waren, seit Glöckchen überfahren worden ist.“
    Er nickte, sah aber immer noch etwas unschlüssig aus.
    „Schreib dir die Zulassungsnummern auf“, sagte ich.
    „Die kann ich mir auch so merken“, murmelte er.
    Als wir in unsere Straße kamen, blieben wir vor Linus’ Haus sehen. Ich wollte fragen, ob er Lust hatte, uns morgen Abend wieder zu begleiten, traute mich aber nicht. Ich befürchtete, er könnte Nein sagen.
    „Du-u“, sagte er und zog das Wort in die Länge.
    Er wand sich, bevor er weitersprach:
    „Ich weiß nicht, ob ich das so einfach sagen soll, aber ich finde, du bist … echt in Ordnung.“
    Ich wartete gespannt. Keine schlechte Liebeserklärung, dachte ich. Jedenfalls für den Anfang.
    „Aber zuerst fand ich dich etwas seltsam.“
    „Warum das denn?“, fragte ich gekränkt.
    Er zuckte verlegen die Schultern.
    „Als du im Nachthemd herausgerannt kamst und angefangen hast, zu bellen …“
    „Bellen?“
    „Ich hab doch nicht gewusst, wie dein Hund heißt! Also, ich meine, wenn man einfach so Wuff, Wuff, Wuff durch die Gegend jault … Ich hab den Hund ja nicht mal gesehen.“
    „Jajaja! Schon kapiert!“
    Erbarmungslos fuhr er fort:
    „Und dann stolperst du ja ziemlich oft und trittst einem gern auf die Füße. Also hab ich gedacht … Bist du jetzt sauer?“
    „Du sagst ja bloß die Wahrheit.“
    „Du hast auch viele gute Seiten. Also dann, man sieht sich.“
    „Lässt sich kaum vermeiden.“
    „Kommst du morgen nach der Schule zu mir?“
    „Reingestolpert, meinst du wohl?“
    „Wenn du willst.“ Er grinste. „Also bis bald.“
    „Mhm.“
    „Glöckchen zuliebe.“
    Das war das Zauberwort.
    „Hoffentlich geht morgen alles gut, wenn ihr sie abholt“, sagte ich versöhnt und meinte es auch so.
    „Das hoffe ich auch“, sagte er leise.

KAPITEL 20
    Der Wecker läutete punkt 6 Uhr 40.
    Widerstrebend schlug ich die Augen auf und entdeckte, dass ich die Jalousie nicht heruntergelassen hatte. Es war sternenklar und der Mond leuchtete hell. Er war beinah voll, nur unten fehlte etwas, als hätte jemand ein großes Stück abgebissen.
    Ich duschte, verdrückte zwei Brote und trank Milch dazu.
    Wie immer.
    Und dennoch war es nicht wie immer.
    Mikaela war tot.
    Und inmitten all der Traurigkeit war ich auf dem besten Weg, mich in einen Jungen zu verlieben, der mich unbeholfen und schusslig fand, aber dennoch okay. Das gab Anlass zur Hoffnung. Er hatte das Schlimmste gesehen und fand mich trotzdem in Ordnung.
    Ich musste die Zeitung ziemlich lange durchblättern, bis ich etwas Neues über Mikaela entdeckte. Es war nur eine kleine Notiz darüber, dass die Polizei Zeugen suchte und Informationen über Beobachtungen in der Nähe des Tatorts.
    Ich musste wieder an den Streit denken, den ich vor Mikaelas Haus belauscht hatte. Und an Samuel Westers Auto, das Linus und ich auf dem Fahrweg gesehen hatten. Das bewies zwar nur, dass Wester es riskierte, auf diesem Holperweg zu fahren. Aber allein die Tatsache, dass er sich ab und zu dort befand, machte ihn verdächtig, zumindest was Glöckchen betraf. Im Übrigen galt das auch für alle anderen, die auf diesem Weg fuhren.
    Ich spähte hinaus. Samuel Westers Volvo stand auf der Garageneinfahrt. Er war zu Hause.
    Drüben war Licht in der Küche.
    Ich schlüpfte in meine Kleider, lief zum

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