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Todeswald

Todeswald

Titel: Todeswald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ritta Jacobsson
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ich.
    „Morgen darf sie nach Hause.“
    „Super! Dann kann sie nächstes Mal mitkommen.“
    Ich bereute meine Worte sofort. Er hatte doch gar nicht versprochen, uns jeden Abend zu begleiten.
    „Ich meine“, begann ich meine Bemerkung abzuschwächen.
    Er unterbrach mich.
    „Es dauert noch, bis sie wieder normal laufen kann. Vorher muss sie noch trainieren.“
    In meiner Fantasie sah ich Glöckchen im Trainigsanzug Gewichte heben und musste unwillkürlich kichern.
    „Was?“
    Darüber gab es natürlich nichts zu lachen. Der arme Hund. Aber ich freute mich trotzdem. Sie lebte. Und Linus hatte nicht Nein gesagt, als ich weitere Spaziergänge erwähnte.
    „Ich … musste bloß niesen. Was für ein Training ist das denn?“
    „Weiß ich nicht. Morgen hole ich sie mit meiner Mutter ab. Dann erfahren wir mehr. Willst du rüberkommen und Glöckchen besuchen?“
    Ja! Ja! Ja!
    „Gern“, sagte ich ruhig. „Ich komme nach der Schule. Habt ihr es übrigens angezeigt, dass Glöckchen überfahren wurde?“
    „Ja.“
    „Dann weiß die Polizei also, wo ich sie gefunden habe?“
    „Warum? Denkst du an Mikaela?“
    „Beide sind am selben Abend verschwunden und wurden ein paar hundert Meter voneinander entfernt gefunden, und es ist auch nicht ausgeschlossen, dass Mikaela am selben Abend starb, an dem Glöckchen überfahren wurde.“
    „Das ist wirklich eigenartig.“
    Er schien eine Zeit lang daran herumzugrübeln, fragte dann aber:
    „Hast du Westers Auto überprüft?“
    Ich seufzte.
    „Also, ich glaube, das wäre jetzt gerade nicht unbedingt das Wahre …“
    Plötzlich fiel mir etwas ein.
    „Wo würdest du dein Auto reparieren lassen, wenn du etwas überfahren hättest?“
    „Ich hab kein Auto.“
    „Du weißt schon, was ich meine!“
    „Sollte ein Witz sein“, brummte er mürrisch. „Aber Kalle Svenssons Autowerkstatt liegt günstig in der Nähe.“
    „Genau! Komm!“
    Jetzt hatten wir ein Ziel. Ich trabte los, Wuff rannte begeistert voraus und Linus hinter mir her.
    „Was macht dein Vater eigentlich?“, fragte ich unterwegs.
    „Er importiert alles Mögliche, das er dann an verschiedene Läden verkauft. Papierkörbe, Brieftaschen, handgeschöpftes Papier aus China. So ungefähr. Und meine Mutter arbeitet als Maklerin. Und dein Vater?“
    „Er ist als Vertreter in Südschweden unterwegs.“
    „Und warum wohnt ihr dann hier?“
    „Oma und Opa und alle Freunde meiner Mutter wohnen hier in der Gegend. Als mein Vater den Job wechseln musste, wollte Mama nicht umziehen. Ich auch nicht.“
    Das Büro, das Linus’ Vater mit Kalle Svensson teilte, lag im Dunkeln, aber in der Werkstatt war Licht.
    Ich zögerte kurz, trat dann aber an die hohen Doppeltüren undklopfte. Ich musste ziemlich lange hämmern, bis die eine Tür endlich einen Spalt weit aufging und zwei misstrauische Augen herausspähten. Ich erkannte Kalle Svensson. Er ist jünger als Papa, sieht gut aus und weiß das auch. Aber meistens nimmt er sich die Zeit, um mit mir irgendwelche Späßchen zu machen.
    Heute nicht.
    „Was wollt ihr?“, fragte er gereizt.
    Durch den Spalt sah ich seinen ölverschmierten Arbeitsanzug. Wir störten ihn wohl bei der Arbeit.
    „Nur eine kurze Frage“, begann ich kühn und zog meinen Notizblock aus der Tasche. „Haben Sie in letzter Zeit eines dieser Autos zur Reparatur in Ihrer Werkstatt gehabt?“
    Schnell ratterte ich die Zulassungsnummern von dem Audi, von Samuel Westers Auto und dem funkelnagelneuen Mercedes herunter und nach einem gewissen Zögern auch die von Papas Wagen.
    „Ich kann mir doch unmöglich die Zulassungsnummern sämtlicher Autos merken, die ich repariert habe!“
    „Das erste ist ein Audi Avant, eins ist ein nagelneuer Mercedes der S-Klasse …“
    Er zuckte zusammen.
    „Die kosten ja fast eine Million Kronen. An so einen Schlitten würde ich mich erinnern.“
    „Und was ist mit einem silbergrauen Volvo V70?“
    Eine misstrauische Falte tauchte zwischen seinen braunen Augen auf.
    „Warum willst du das alles wissen?“
    Ich schielte zu Linus hinüber und hoffte auf Hilfe, aber er sah weg.
    „Sein“ – ich deutete auf Linus – „Hund ist überfahren worden …“
    „Ja, das hab ich gehört“, sagte Kalle Svensson jetzt etwas freundlicher.
    „… und da hab ich gedacht, vielleicht haben Sie an einem dieser Wagen vorne eine Beule repariert?“
    „Du glaubst also …? Woher habt ihr denn die Zulassungsnummern?“
    „Wir haben beobachtet, welche Autos an der Stelle, wo Glöckchen

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