Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)
Türklinke. Sie drückte sie vorsichtig hinunter.
Das Quietschen hörte sich in Jennifers Ohren betäubend laut an, obwohl es kaum das Prasseln des Regens übertönte.
Zu ihrer Überraschung war die Tür nicht abgeschlossen. Langsam schob Jennifer sie ein Stück weit auf, jeden Moment damit rechnend, dass sie von innen aufgerissen wurde und Lauer auf sie losging. Doch alles blieb still. Als sie schließlich, noch immer in der Hocke und die Pistole im Anschlag, vor die Tür glitt, rührte sich immer noch nichts.
Jennifer ließ ihren Augen Zeit, sich an die Dunkelheit im Innern zu gewöhnen, bevor sie sich aufrichtete und einen vorsichtigen Schritt hinein machte. Nach kurzem Zögern zog sie die Tür hinter sich zu.
Der Raum war mit Gerätschaften vollgestopft, die sie dem Bestand eines Försters zurechnete. Sie wirkten alt und verströmten einen leicht fauligen Geruch nach Erde. Unwahrscheinlich, dass sie in letzter Zeit benutzt worden waren.
Während Jennifer über den kahlen Betonboden schritt und auf einen leeren Türrahmen gegenüber der Hintertür zusteuerte, lauschte sie angestrengt. Doch außer dem stetigen Trommeln der Regentropfen auf dem Dach war es vollkommen still.
Von dem kurzen Flur, der hinter dem Durchgang lag, ging links und rechts je eine Tür ab. Beide waren aus Holz, und von beiden blätterte die Farbe ab.
Jennifer musste sich entscheiden, welcher Tür sie den Rücken zuwenden wollte, während sie die andere öffnete. Sie wandte sich nach rechts, drückte vorsichtig die Klinke hinunter und schob die Tür auf.
Dahinter lag ein Raum, der einstmals als Küche gedient haben musste. Feuchtigkeit hatte jedoch Einzug gehalten, und so waren von der früheren Einrichtung nur noch aufgequollene und verzogene Holzteile und ein Metallbecken übrig. Der Geruch von Verfall und Schimmel lag unverkennbar in der Luft.
Jennifer prüfte kurz, ob noch weitere Räume von der Küche abgingen und ob es irgendwelche Versteckmöglichkeiten gab, bevor sie die Tür wieder schloss und sich der anderen Seite des Gebäudes zuwandte.
Die zweite Tür schwang ebenso lautlos auf wie die erste.
Der sich dahinter öffnende Raum schien den gesamten übrigen Teil der Hütte einzunehmen. Es war auf den ersten Blick ersichtlich, dass hier der Feuchtigkeit und dem allgemeinen Verfall entgegengewirkt worden war. An der Wand neben der Tür waren Reparaturarbeiten – wenn auch stümperhaft ausgeführt – erkennbar, und der schwache Duft nach Imprägnierung lag in der Luft, auch wenn er fast gänzlich von dem scharfen Geruch von Desinfektionsmitteln überdeckt wurde.
Irgendjemand hatte sich die Mühe gemacht, diesen Teil der Hütte wieder etwas herzurichten. Jennifer hatte eine Ahnung, wer diese Arbeit investiert hatte und zu welchem Zweck. Lauer hatte sich vorbereitet. Etwas anderes war von ihm auch nicht zu erwarten gewesen.
Jennifer sah sich einem Labyrinth aus Regalen gegenüber, die mit allem Möglichen vollgestopft waren: Behältern, technischen Ersatzteilen, Büchern, Flaschen, Dosen und verschlossenen Müllsäcken. Die meisten Dinge waren von einer feinen Staubschicht überzogen, hier und dort waren jedoch Spuren zu sehen, die den Schluss nahelegten, dass einiges davon erst kürzlich verrückt worden war.
Vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend, bewegte sie sich durch den Irrgarten.
Wenn Lauer wusste, dass sie hier war, und sich irgendwo verbarg, um ihr aufzulauern, wäre dies vermutlich der geeignetste Ort. Doch erneut blieb Jennifer unbehelligt.
Sie hörte die schnellen Atemzüge, bevor sie das letzte Regal passierte und den hinteren Teil des Raumes erreichte. In Ausstattung und Aufmachung erinnerte er stark an den Bunker unterhalb von Lauers Haus. Nur dass die Einrichtung hier nicht in einem kahlen Betonraum, sondern in einer Hütte im Wald stand.
Und dass die Liege, die auch hier das Herzstück bildete, nicht leer war.
Jennifer atmete erleichtert auf, als sie Charlotte dort liegen sah, wenn auch bewusstlos und nicht unverletzt.
Ihre gespreizten Beine waren in einer Position an Halterungen gefesselt, die freien Zugang zu ihrem Unterleib gewährte. Zu welchem Zweck, wäre Jennifer auch klar gewesen, wenn sie keinen direkten Blick auf die geschändete und blutige Scham der jungen Frau gehabt hätte.
Übelkeit und Wut stiegen in Jennifer auf und drohten, ihr die Kehle zuzuschnüren. Dieses kranke Schwein hatte nicht einmal vor seiner eigenen Tochter haltgemacht!
Der Drang, sofort zu Charlotte zu eilen und
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