Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)
Ergebnisse geliefert.
Möglicherweise vollkommen unbedeutend. Aber es blieb ein Rätsel, das bisher ungelöst war. Jennifer gefiel es nicht, wenn derartige Unbekannte in einem Fall bestehen blieben. Manchmal verbarg sich dahinter mehr, als man anfänglich vermutete.
»Ihre Mutter hat nicht viel über ihre Vergangenheit gesprochen, nehme ich an«, hakte sie vorsichtig nach.
Charlotte zuckte die Schultern. »Das hat mich auch nicht sonderlich interessiert.«
Trotzdem schob Jennifer der jungen Frau einen Zettel über den Tisch zu, auf dem die Aktennummer vermerkt war. »Sagt Ihnen diese Nummer zufällig etwas?«
Charlotte schüttelte den Kopf. »Hat das was mit dem Mord an meiner Mutter zu tun?«
»Wir verfolgen viele mögliche Spuren.«
Wieder breitete sich Schweigen zwischen ihnen aus, und diesmal ließ Jennifer es zu. Es war an der Zeit, die Unterhaltung auf andere, möglicherweise unangenehmere Themen zu lenken. Außerdem wollte sie Charlotte Seydel die Möglichkeit zum Nachdenken geben. Wie jemand nach einigen Momenten der Stille den Gesprächsfaden wieder aufnahm, war mitunter sehr aufschlussreich.
»Kann ich meine Mutter sehen?«, fragte Charlotte schließlich.
Jennifer schüttelte den Kopf. »Es tut mir sehr leid, Frau Seydel. Aber der Zustand der Leiche … «
»Scheiße!«, fluchte Charlotte, noch bevor Jennifer ausgeredet hatte. »Die anderen hat er doch auch nicht einfach verrotten lassen.«
Die heftige Reaktion überraschte die beiden Beamten. »Wer?«
»Der ›Künstler‹, wer denn sonst?«
Grohmann konnte sein Misstrauen nicht mehr verbergen. »Wie kommen Sie zu dieser Schlussfolgerung?«
Charlotte warf ihm einen Blick zu, der ihn wortlos einen Idioten nannte. »Logischer Menschenverstand. Die Zeitung wird noch ein bisschen brauchen, doch wenn man eins und eins zusammenzählen kann und sich für gewisse Dinge interessiert, braucht es nicht viel, um zu begreifen, dass meine Mutter ein weiteres Opfer dieses Irren ist.«
Der Staatsanwalt setzte zu einer Erwiderung an. Jennifer konnte ihn bereits »Und Sie interessieren sich für solche Dinge?« fragen hören, weshalb sie schnell dazwischen ging. »Wie auch immer. Leider haben Sie recht, Frau Seydel.«
Die junge Frau lehnte sich zufrieden zurück, verzichtete aber darauf, einen triumphierenden Blick in Grohmanns Richtung zu werfen. Sie wandte sich wieder Jennifer zu. »Was hat der Bastard ihr angetan?«
Jennifer war nicht darauf aus, diese Frage auch nur ansatzweise zu beantworten, weshalb sie sie überging. »Wie Sie selbst bereits festgestellt haben, gibt es bei Ihrer Mutter einige Abweichungen zum bisherigen Vorgehen des Mörders.«
Charlotte forderte sie stumm auf fortzufahren.
»Ich muss Sie ausdrücklich darauf hinweisen, dass diese und alle folgenden Informationen streng vertraulich zu behandeln sind. Wenn Sie irgendetwas davon preisgeben sollten, an wen auch immer, gefährdet das den Erfolg der Ermittlungen.«
Charlotte nickte, schenkte Jennifer jedoch ein spitzes Lächeln. Welchen Erfolg?
»Wir werden Sie im Anschluss eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnen lassen«, erklärte Grohmann. Eine kaum wahrnehmbare Warnung lag in seiner Stimme.
Charlotte zuckte die Schultern. »Wie Sie wollen.«
Jennifer wusste nicht, ob eine derartige Erklärung wirklich notwendig war, aber wenn sich der Staatsanwalt auf diese Weise absichern wollte, würde sie ihm auch nicht im Wege stehen.
Sie fuhr fort: »Ich nehme an, dass Ihnen bekannt ist, warum der Täter den Spitznamen ›Künstler‹ trägt.« Ihr Blick ruhte auf der jungen Frau. Dass sie keine Reaktion zeigte, sagte Jennifer bereits genug. Natürlich wusste sie es.
»Seine Kunstwerke spielen eine zentrale Rolle für ihn. Er stellt sie förmlich aus, gemeinsam mit den getöteten Frauen. Ihm ist sehr daran gelegen, dass die Bilder so gut wie unbeschadet, also auch sehr bald gefunden werden. Und er tötet die Frauen sogar auf eine Weise, die möglichst wenig äußeren oder sichtbaren Schaden hinterlässt.«
Für Charlotte schienen diese Details nichts wirklich Neues zu sein. »Meine Mutter hat er allerdings im Wald verrotten lassen, gut versteckt, damit sie nicht gefunden wird.« Sie schwieg kurz, bevor sie eine Vermutung äußerte: »Aber nicht ohne Bild.«
Wenigstens darüber wusste sie noch nicht Bescheid. »Andernfalls hätten wir die Tote dem ›Künstler‹ überhaupt nicht zuordnen können.«
»Dass meine Mutter nicht gefunden und somit auch nicht als sein Opfer
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