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Todeszeit

Todeszeit

Titel: Todeszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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nicht. Es ist wohl einfach so, dass mein Instinkt meinen gesunden Menschenverstand außer Kraft gesetzt hat.«

    »Vielleicht ist genau das ein Held — jemand, der instinktiv das Richtige tut.«
    Mitch wagte es, den Blick von Taggart abzuwenden, weil er hoffte, dass sein Ausweichen in diesem Zusammenhang als Bescheidenheit interpretiert wurde. »Ich war bloß dämlich, Lieutenant, nicht tapfer. Mir ist gar nicht in den Sinn gekommen, ich könnte in Gefahr sein.«
    »Wie – dachten Sie etwa, man hätte versehentlich auf diesen Mann geschossen?«
    »Nein. Oder vielleicht doch. Keine Ahnung. Eigentlich hab ich gar nichts gedacht. Ich hab nicht gedacht , sondern einfach reagiert.«
    »Und Sie hatten wirklich nicht das Gefühl, in Gefahr zu sein?«
    »Nein.«
    »Auch dann nicht, als Sie die Kopfwunde sahen?«
    »Da wohl schon ein wenig. Vor allem wurde mir aber übel.«
    Die Fragen kamen zu schnell. Mitch hatte das Gefühl, das innere Gleichgewicht zu verlieren. Wenn das so weiterging, ließ er es sich womöglich gleich anmerken, dass er wusste, wieso der Mann mit dem Hund umgebracht worden war.
    Mit emsig summenden Flügeln kam die Hummel wieder angeflogen. An Taggart hatte sie kein Interesse, sondern schwebte vor Mitchs Gesicht in der Luft, als wollte sie seine Aussage bezeugen.
    »Sie haben die Wunde im Kopf gesehen«, fuhr Taggart fort, »und sind trotzdem nicht in Deckung gegangen.«
    »Nein.«
    »Wieso nicht?«
    »Ich hab wohl gedacht, wenn man bisher nicht auf mich geschossen hat, dann würde man das gar nicht tun.«

    »Also hatten Sie immer noch nicht das Gefühl, in Gefahr zu sein.«
    »Nein.«
    Taggart klappte sein kleines Notizbuch auf. Es hatte eine Spiralbindung. »Sie haben der Frau in der Leitstelle gesagt, Sie seien tot.«
    Verblüfft sah Mitch dem Beamten wieder in die Augen. »Ich hab gesagt, ich wäre tot?«
    »Man hat auf einen Mann geschossen«, las Taggart aus seinem Notizbuch vor. »Ich bin tot. Ich meine, er ist tot. Man hat auf ihn geschossen, und jetzt ist er tot.«
    »Habe ich das gesagt?«
    »Ich hab mir die Aufnahme angehört. Sie waren atemlos. Völlig entsetzt haben Sie geklungen.«
    Mitch hatte ganz vergessen, dass solche Anrufe aufgezeichnet wurden. »Ich hatte wohl größere Angst, als mir jetzt bewusst ist.«
    »Offenbar haben Sie die Gefahr für sich also doch erkannt, sind aber trotzdem nicht in Deckung gegangen.«
    Schon möglich, dass Taggart in der Lage war, einen Teil von Mitchs Gedanken zu erraten. Er jedoch war völlig undurchschaubar. Seine Augen leuchteten in einem warmen, doch geheimnisvollen Blau.
    »Ich bin tot«, zitierte der Lieutenant noch einmal.
    »Ein Versprecher. Vor Verwirrung, vor Panik.«
    Taggarts Blick schweifte zu dem Hund hinüber, und wieder lächelte er. Mit sanfterer Stimme als bisher sagte er: »Gibt es vielleicht noch eine Frage, die ich Ihnen hätte stellen sollen? Irgendetwas, was Sie mir mitteilen möchten?«
    In der Erinnerung hörte Mitch Hollys Schmerzensschrei.
    Kidnapper drohten immer, ihre Geisel umzubringen, wenn man die Polizei informierte. Um zu gewinnen, musste man das Spiel nach ihren Regeln spielen.

    Die örtliche Polizei würde das FBI hinzuziehen. Dort hatte man viel Erfahrung mit Entführungsfällen.
    Weil Mitch keinerlei Möglichkeit hatte, zwei Millionen zusammenzubringen, zog man seine Geschichte bestimmt zuerst in Zweifel. Sobald sich die Kidnapper jedoch wieder meldeten, würde man ihm glauben.
    Was, wenn kein zweiter Anruf kam? Wenn die Kidnapper merkten, dass Mitch sie verraten hatte, und daraufhin ihre Drohung wahr machten? Wenn sie Holly verstümmelten, umbrachten und nie wieder anriefen?
    Dann kam man bei der Polizei womöglich auf die Idee, Mitch habe die Entführung nur erfunden, um zu verschleiern, dass Holly bereits tot war, weil er sie selbst umgebracht hatte. Schließlich war der Ehemann immer der Hauptverdächtige.
    Wenn Mitch Holly verlor, dann war sowieso alles egal. Für immer und ewig. Keine Macht der Welt würde die Wunde heilen können, die das in seinem Leben hinterließ.
    Aber wenn er in Verdacht geriet, ihr etwas angetan zu haben, dann würde das wie ein glühendes Schrapnell in dieser Wunde sein, das unablässig brannte und ihn versehrte.
    Während Taggart das Notizbuch zuklappte und in die Hosentasche steckte, löste sich sein Blick von dem Hund und wandte sich wieder Mitch zu. »Nun, Mr. Rafferty?«
    Irgendwann in den letzten Minuten war die Hummel weggeflogen. Erst jetzt merkte Mitch, dass ihr Summen

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