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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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drücken, egal was es ihn kostete.
Der Oberst lächelte grimmig, und Blut floß ihm aus dem
Mund. »Lebwohl, Otto«, sagte er oder glaubte, es gesagt zu
haben. Und er drückte den Schalter.
Die Sprengsätze unter dem Platz gingen alle gleichzeitig
hoch, ein gewaltiger Donnerschlag, der den Boden ans Dach
rammte und die dichtgedrängten Grendels zerfetzte. Der gesamte Platz verschwand in einer Rauchwolke. Die gerichteten
und gezielt plazierten Sprengsätze jagten die Wand nach draußen weg. während die Dorfhütten unversehrt blieben. Die Eingeweide der Fremdwesen und Splitter dunkelroter Panzerungen
regneten prasselnd auf den kraterübersäten Boden zurück. Nirgendwo war mehr ein Spur von Oberst Wilhelm Hand und Otto
zu sehen.
Owen und Hazel kämpften vor der Kommunikationszentrale
unermüdlich weiter, waren müde über jeden Schmerz und jede
Hoffnung hinaus, angetrieben nur noch von der Entschlossenheit, nicht zu fallen, solange sie noch gebraucht wurden. Beide
bluteten stark aus einem Dutzend übler Wunden, und ihren
Schlägen mangelte es zunehmend an Kraft. Owen sah sich um.
Fast alle Leprakranken waren inzwischen in der Zentrale. Jemand schrie ihm zu, sich auch dorthin zurückzuziehen, damit
die Türen geschlossen und verriegelt werden konnten. Owen
überlegte. Die Zeit schien langsamer zu werden, so daß er alle
Zeit der Welt hatte, um seine Entscheidung zu treffen. Er blickte nach links, sah Bonnie und Mitternacht Rücken an Rücken
kämpfen, die Gesichter schlaff vor Schmerz und Erschöpfung,
umzingelt von Grendels. Sie konnten es unmöglich rechtzeitig
in die Halle schaffen. Und diese bot ohnehin nicht viel Schutz.
Die Außenpalisade der Mission war viel robuster gewesen und
hatte die Grendels nicht mal abgebremst. Er blickte nach rechts
und sah Hazel, die immer noch kämpfte und vom eigenen Blut
tropfte. Nein, entschied Owen. Er würde sich nicht umwenden
und flüchten. Er seufzte bedauernd. Zeit, die letzte Trumpfkarte
auszuspielen und zu hoffen, daß sie stach.
»Schließt die Tür!« schrie er.
Und er wandte sich wieder dem Feind zu. Er tastete mit den
Gedanken in sich hinein, tief ins Unterbewußtsein, und zapfte
die dort liegende Kraft an. Er warf den Kopf zurück und heulte
den alten Schlachtruf seines Clans – Shandrakor! Shandrakor! –, und all seine Wut und Frustration und die Notwendigkeit,
die Leprakranken der Mission zu verteidigen, stiegen brüllend
aus ihm auf und platzten in die materielle Welt hinaus, wo sie
die Luft aufrührten wie die Schwingen eines riesigen und
machtvollen Vogels. Die Grendels spürten, daß sich etwas
Neues in der Schlacht ergab, und sahen sich verwirrt um. Die
Erde bebte unter ihren Füßen und warf sie aus dem Gleichgewicht. Ein mächtiger Wind fegte über die Reste des Freigeländes und zerstreute die Grendels wie Blätter in einem Wirbelsturm. Owen sah sich um, lächelte kurz, und entfesselte seinen
ganzen Zorn auf diese Kreaturen.
Die ihm nächststehenden Grendels explodierten förmlich.
Owen trat schwankend vor, die Augen weit aufgerissen, ohne
zu blinzeln, und seine Wut hämmerte im Rhythmus des eigenen Herzens auf die Luft ein. Sein Gesicht war grimmig und
unnachgiebig. Er hatte sich der eigenen Macht ausgeliefert wie
nie zuvor. Er drehte den Kopf, und wohin er blickte, starben
die Grendels. Er trat auf den Boden, und Erdstöße rissen den
kraterübersäten Boden des Geländes auf. Der Todtsteltzer hatte
seine Wut freigesetzt, und die Grendels vermochten ihr nicht
standzuhalten. Sie explodierten oder wurden fortgeweht, und
keiner kam Owen nahe genug, um ihn zu berühren. Dabei wußte Owen, daß die eigene Kraft ihn umbrachte. Er spürte, wie in
ihm Dinge zerbrachen. Er wußte, daß er die Kraft hätte abschalten sollen, solange er noch dazu fähig war, weil sterbliche
Menschen nicht dazu gedacht waren, so hell zu brennen. Aber
er brachte es nicht über sich, nicht, solange die Unschuldigen
ihn brauchten. Also ging er langsam weiter, tötete Grendels,
starb mit jedem Schritt innerlich ein Stück mehr, brachte sich
selbst ebenso um wie den Feind.
Der Todtsteltzer.
Aber allzu schnell kam der Zeitpunkt, an dem ihn selbst
Notwendigkeit und Entschlossenheit keinen Schritt mehr weiterführten. Seine sterbliche Gestalt war nie dazu gedacht gewesen, soviel Energie für so lange Zeit zu kanalisieren, und
schließlich konnte er nichts mehr zusetzen. Owen fiel auf die
Knie. Er war sehr müde. Er hatte so viel vollbracht.

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