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Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Oder eher der Tod. Gott
hat uns hinausgeschickt und ruft uns wieder zurück. Macht nun
weiter, Mond, und findet Euer verdammtes Schiff. Macht Euch
nützlich.«
Mond fühlte sich unsicher. Er hätte sie gern getröstet, hatte
aber keine Ahnung wie. Owen hätte ihm geraten, seinen Instinkten zu folgen, aber Mond wusste nicht recht, ob er welche
hatte. Statt also womöglich das Falsche zu sagen, nickte er nur,
drehte sich um und musterte die große Lichtung, die sich vor
ihm ausbreitete. Er wusste genau, wo die Sonnenschreiter II nach ihrem Absturz schließlich zur Ruhe gekommen war.
Mond erinnerte sich stets an alles und irrte sich dabei nie. Im
Gegensatz zu Menschen konnte er nie etwas vergessen, obwohl
er manchmal dachte, dass er bestimmte Dinge lieber nicht im
Gedächtnis behalten hätte, wäre es ihm nur möglich gewesen.
Er legte den Gedanken für spätere Kontemplationen auf die
Seite, tastete mit seinem labyrinthverstärkten Bewusstsein nach
draußen und nahm Verbindung mit dem Überbewusstsein auf,
das man Rotes Hirn nannte. Es war, als tauchte er in einen gewaltigen kühlen Ozean voller unzähliger Lichtpunkte – eine
Milliarde Pflanzen, verschmolzen zu einem einheitlichen Geist
von einer Dimension, dass sogar Mond sich beim Umgang damit unbehaglich fühlte. Früher war er selbst Bestandteil des
Massenbewusstseins der Hadenmänner gewesen, aber das Rote
Hirn war größer und wilder und beinahe erschreckend frei, und
nur der gletscherhaft langsame Ablauf seiner Gedanken ermöglichte es Mond, mit ihm zu kommunizieren, ohne überwältigt
zu werden. Mond und das Rote Hirn traten gemeinsam in Aktion, verbunden und doch weiterhin getrennt, wie ein einzelner
Wal, der seine Lieder einem empfindungsfähigen Meer vorsang. Und als der Hadenmann das Rote Hirn bat, die Sonnenschreiter II zurückzugeben, erfüllte ihm das Massenbewusstsein nur zu gern diesen Wunsch.
Mond fiel in den eigenen Körper zurück, und nicht zum ersten Mal fiel ihm auf, wie klein und zerbrechlich er ihm vorkam. Er hatte das Gefühl, aus ihm herauszuwachsen wie aus
einem Satz Kinderkleider. Er schob auch diesen Gedanken zur
Seite, während die Lichtung vor ihm erbebte. Der Boden wakkelte unter seinen Füßen, und die roten Pflanzen schwankten
heftig hin und her. Gelassen rief Mond den Leprakranken zu,
sie sollten sich wieder zu ihm und Schwester Marion gesellen,
und sie verschwendeten keine Zeit, dem Folge zu leisten. Im
Zentrum der Lichtung wölbte sich plötzlich die Erde und zerplatzte zu erratisch verlaufenden Rissen. Pflanzen wurden
durch den Aufwärtsdruck des Erdbodens entwurzelt und flogen
zur Seite, aber sie waren nur winzige Bestandteile des Massenbewußtseins und wurden leichthin geopfert. Die Erde knurrte
und grollte, als zwängte sich etwas, was tief darin vergraben
gewesen war, allmählich ans Tageslicht. Die Pflanzen auf der
Lichtung, die ausreichend beweglich waren, taten ihr Bestes,
um zu entkommen, während sich die große Spalte öffnete, auseinander gezwängt von der wieder auftauchenden Sonnenschreiter II. Das Schiff schwankte etwas und kam zur Ruhe. Der Erdboden und die Vegetation beruhigten sich wieder.
Mond nahm das abgestürzte Raumschiff kritisch in Augenschein. Es sah schlimm aus.
Aber es war auch eine verflucht harte Landung gewesen. Der
dreckverschmierte Rumpf war an mehreren Stellen aufgerissen,
und die Achtersektion war zum größten Teil abgerissen. Mond
erblickte die Spuren umfangreicher Brandschäden sowohl außen wie im Innern des Schiffes, und die meisten Sensorenstacheln fehlten. Was genau der Grund war, warum Owen ihn nur
geschickt hatte, um den Hyperraumantrieb zu bergen den einzigen Teil des Schiffes, der wahrscheinlich intakt geblieben
war. Mond dachte an das anfliegende Kurierschiff; jemandem
stand eine gehörige Überraschung bevor. Mond lächelte leise
und wandte die Aufmerksamkeit wieder dem Wrack zu. Er
brauchte nur wenige Augenblicke, um die Baupläne in Gedanken aufzurufen und einen ausreichend breiten Spalt im Rumpf
ausfindig zu machen, der nicht allzu weit von der Triebwerkssektion entfernt war. Mit ein bisschen Glück und einem gewissen Maß an brutaler Gewalt müsste er den Hyperraumantrieb
einigermaßen leicht erreichen können. Er blickte zu Schwester
Marion zurück.
»Ich steige allein ins Schiff ein. Achtet darauf, dass alle anderen auf Distanz bleiben, solange ich nicht nach ihnen rufe.
Der Hyperraumantrieb beruht auf fremdartiger Technologie,
die

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