Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
Vom Netzwerk:
Die halbe Palisade
liegt am Boden, die meisten Häuser lehnen sich aneinander, um
nicht einzustürzen, und das Dach hat an hundert Stellen Lecks.
Die Leprakranken bekommen das nicht allein wieder hin. Viele
von ihnen gehören sowieso ins Krankenbett.«
    »Das ist nicht der Grund für deine Schufterei«, erklärte ihm
Oz. »Du kannst niemanden täuschen, weißt du? All diese Plakkerei bis zum Umfallen – das dient nicht der Missionsstation.
Du bestrafst dich selbst, weil du geduldet hast, dass die Blutläufer Hazel entführten.«
    »Ich war nicht da, als sie mich brauchte«, sagte Owen und
starrte auf den Boden zwischen seinen Füßen. »Wäre ich
schneller gewesen, hätte ich vielleicht … irgendetwas …«
»Du hattest deine besonderen Fähigkeiten verloren. Du warst
nur ein Mensch. Du hättest nichts ausrichten können.«
    »Arbeit tut gut«, sagte Owen. »Einfache Probleme mit einfachen Lösungen. Sie hindert mich daran, nachzudenken und
mich zu erinnern. Falls ich Pause mache, um nachzudenken
und mich zu erinnern, werde ich verrückt.«
    »Owen …«
»Sie haben sie jetzt seit zwei Wochen in der Gewalt. Vierzehn Tage und Nächte in den Obeah -Systemen auf der gegenüberliegenden Seite des Imperiums, um sie zu quälen und zu
foltern, wie es ihnen gefällt. Und ich sitze hier fest, habe meine
Kräfte verloren und kann nicht mal auf ein Schiff hoffen, das
mich hier abholt und in die Lage versetzt, Hazel zu folgen. In
vierzehn Tagen und Nächten können die Blutläufer viel getan
haben.«
Nach der Entführung Hazels durch die Blutläufer war Owen
eine Zeit lang regelrecht verrückt geworden. Er aß oder schlief
tagelang nicht und stolzierte blicklos durch die verwüstete Missionsstation, wobei ihm die entsetzten Leprakranken stets hastig den Weg freigaben. Er schrie und tobte und rief Hazels
Namen, stieß fürchterliche Drohungen aus und heulte wie ein
Tier, das Schmerzen litt. Schließlich war er schwach genug,
dass Schwester Marion ihn niederringen und am Boden festhalten konnte, während Mutter Beatrice ihm eine Industriepakkung Beruhigungsmittel verabreichte. Er träumte daraufhin von
scheußlichen Dingen, und als er erwachte, hatte man ihn auf
einem Bett in der Krankenstation festgeschnallt. Schon zuvor
hatte er die Stimmbänder durch Schreien und Toben überfordert, aber er verfluchte weiterhin alle mit rauer, kratziger
Stimme, während Mond still an seiner Seite saß und ihn so gut
tröstete, wie er es vermochte. Es dauerte einige Zeit, bis Owen
sich wieder in die Gewalt bekam, körperlich und emotionell.
Aber zu keinem Zeitpunkt weinte er. Mutter Beatrice besuchte
ihn häufig und bot ihm den Trost Gottes an, aber er war nicht
bereit, ihn anzunehmen. Sein kaltes Herz bot für nichts mehr
Platz als Rettung oder Rache.
Als sie ihm endlich wieder gestatteten, dass er aufstand, verbrachte er den größten Teil eines Tages in der Kommzentrale
und rief nach einem Schiff, das ihn abholen sollte. Irgendein
Schiff. Er warf seine volle Autorität in die Waagschale, zog
sämtliche Fäden, forderte jeden Gefallen ein, an den er sich nur
erinnerte, drohte und flehte und versuchte zu bestechen, aber er
erreichte gar nichts. Es herrschte Krieg. Im Grunde tobten etliche Kriege zugleich. Das Imperium sah sich Angriffen verschiedener Seiten ausgesetzt, der Hadenmänner, Shubs , der
Grendels, der fremden Insektenwesen und schließlich noch der
Gefahr durch die Neugeschaffenen. Owen war einfach nicht
mehr wichtig genug, als dass es jemandem lohnend erschienen
wäre, ein kostbares Raumschiff zum abgelegenen Planeten Lachrymae Christi umzulenken. Er musste einfach warten.
Owen hätte die ganze verdammte Kommzentrale verwüstet,
wäre Mutter Beatrice nicht zugegen gewesen, den Blick voller
Mitgefühl. Also stolzierte er hinaus und stürzte sich in den
Wiederaufbau der Missionsstation. Dabei half, dass es eine
Menge zu tun gab. Er zwang sich, regelmäßig zu essen und zu
trinken, weil ihm andernfalls Mutter Beatrice oder Schwester
Marion auf die Finger gesehen hätten, bis er es tat. Wenn es
jeweils zu dunkel wurde, um weiter zu arbeiten, legte er sich
aufs Bett und gab vor zu schlafen, wartete derweil mit leerem
Herzen darauf, dass ein neuer Tag anbrach.
Der Wiederaufbau erwies sich als langsame und harte Arbeit,
jetzt, wo Owen nicht mehr über besondere Kräfte verfügte, da
sie in seiner letzten Schlacht gegen die Grendels ausgebrannt
waren. Er war nicht mehr stärker oder

Weitere Kostenlose Bücher