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Toechter Der Suende

Toechter Der Suende

Titel: Toechter Der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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machte sich noch am gleichen Tag auf den Weg und erreichte Reckendorfs Hauptsitz am Nachmittag des folgenden Tages. Der Mann, der in Abwesenheit des Burgherrn und dessen Kastellans Bertschmann der Burg vorstand, entstammte keiner ritterlichen Sippe, sondern war nach langen treuen Diensten zu diesem Posten aufgestiegen. Da er nicht in die Pläne seines Herrn eingeweiht worden war, konnte er weder sagen, wo Bruno von Reckendorf sich aufhielt, noch, wann dieser zurückkehren werde. Da er aber wusste, dass sein Herr ein Verwandter des Würzburger Fürstbischofs war und hoch in dessen Gunst stand, legte er den Brief in dessen Gemach, damit dieser ihn bei seiner Ankunft vorfinden würde, und ging seinen gewohnten Pflichten nach.

17.
    G ianni hatte wieder einmal seinen Platz an dem zum Vatikan führenden Stadttor Roms eingenommen und dachte über den Auftrag nach, den er am nächsten Tag ausführen sollte. Seinem Freund und Gönner Cirio d’Specchi die Braut zuzuführen war er gerne bereit. Aber er ärgerte sich ein wenig, weil deren Zofe schon viel zu alt war, um einem Mann Vergnügen bereiten zu können. Bei dieser Überlegung stieg unwillkürlich Mariangelas Bild in ihm auf. Die Gastwirtstochter hätte er nur zu gerne auf den Rücken gelegt, doch die hatte ihn schon mehrmals abblitzen lassen.
    Aus Rache hatte er die beiden teutonischen Ritter zu ihr geschickt. Anstatt Gaspares Taverne in Stücke zu schlagen und dem Mädchen Gewalt anzutun, hatten diese Narren sich nur betrunken und waren dann zusammen mit ihrem geistlichen Begleiter in den Campo Santo Teutonico zurückgekehrt. Gianni fragte sich immer noch, wer von den dreien der geheime Gesandte des Würzburger Fürstbischofs oder gar des deutschen Königs Friedrich III. sein mochte. Wahrscheinlich war es doch die neue Äbtissin von Tre Fontane. In jedem Fall galt es, auch diese zu überwachen.
    Der Konvent, dem sie vorstand, bestand nur aus wenigen Damen. Ihre Aufgabe war das Schmücken jener Kirche, die an das Martyrium des heiligen Apostels Paulus an jener Stelle erinnerte. Das war nicht sonderlich schwer, und so würde Elisabeth Schenk zu Limpurg genug Zeit zur Verfügung haben, auf Wegen zu wandeln, die Cirio d’Specchi und seinem Gönner, dem Herzog von Gravina, missfallen mussten.
    Während Gianni sich einen Plan zurechtlegte, wie er die junge Äbtissin entlarven und ausschalten konnte, sah er mehrere Reiter auf die Stadt zukommen. Es handelte sich um einen Edelmann mit vier bewaffneten Begleitern, die nicht so aussahen, als seien sie Pilger. Der Anführer, ein großer, wuchtiger Mann mit einem viel zu kleinen Kopf, auf dem eine lächerliche Mütze mit Federschmuck saß, wirkte arg missmutig, und auch seine Männer sahen so aus, als hätte es ihnen die Petersilie verhagelt.
    Gewohnt, auf alles achtzugeben, was um ihn herum geschah, stieß Gianni sich von der Mauer ab und trat auf die Fremden zu.
    »Buon giorno, signori«, grüßte er im hiesigen Dialekt, um dann ins Deutsche überzuwechseln. »Kann ich den Herren behilflich sein? Ihr sehnt Euch gewiss nach einem kühlen Trunk und einem Braten.«
    »Endlich einer, der wie ein Mensch spricht und nicht wie ein Enterich quakt!«, stieß der Anführer hervor. »Außerdem hast du recht, denn Wein und etwas zu essen kämen uns wie gerufen. Auch brauchen wir ein Quartier.«
    »Daran ist in Rom wahrlich kein Mangel«, erklärte Gianni, der den anderen als deutschen Hinterwäldler eingestuft hatte.
    Ein Gedanke blitzte in ihm auf, doch bevor er ihn ausführen konnte, sprach der Edelmann weiter. »Stehst du öfter hier herum?«
    » Si, ja!«
    »Ich suche einen Ritter und seine Begleitung. Vielleicht hast du sie in Rom einreiten gesehen.«
    »Wie sieht dieser Ritter aus?«, fragte Gianni und erhielt eine Beschreibung, die auf einen der vier Männer passte, die den d’Specchis verdächtig vorkamen.
    »Der Kerl ist etwas kleiner als ich, dürr und hat ein Gesicht wie ein Mädchen.«
    In der Stimme des Fremden lagen so viel Hass und Wut, dass für Gianni kein Zweifel blieb. Der Mann hier war Falko Adlers Todfeind und diesem anscheinend aus den deutschen Landen bis hierher gefolgt.
    »Nun …«, begann er gedehnt. »So einen Mann habe ich gesehen. Er ist vor zwei Tagen nach Rom gekommen und hat im Campo Santo Teutonico Unterkunft gefunden. Wenn ich seinen Namen richtig verstanden habe, nennt er sich Falko Adler, Reichsritter zu Kibitzstein.«
    »Genau den meine ich!«, stieß Junker Rudolf aus und ballte die Rechte zur

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