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Toechter Der Suende

Toechter Der Suende

Titel: Toechter Der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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angedeihen ließ, hatte Hildegard Adler wahrlich nicht verdient. Er wollte schon nach Knechten rufen, um das Mädchen nach unten schaffen zu lassen, zögerte aber. In den Kerker konnte jeder hinabsteigen, der sich in der Burg befand, denn die Zellentüren waren nur durch Riegel verschlossen. Bertschmanns wiederholte Forderung, die Gefangene schänden zu lassen, hatte er nicht vergessen. Mittlerweile traute er seinem Kastellan sogar zu, dies auch ohne seine Erlaubnis zu tun. Was Weiber betraf, war der Mann ein Tier. Er bedauerte jetzt schon die Frau, die dieser einmal heimführen würde. Dies erinnerte ihn daran, dass er Bertschmann seine Halbschwester versprochen hatte, und er verzog das Gesicht.
    »Bertschmann sollte achtgeben und mich nicht weiter erzürnen«, sagte er zu sich selbst. Der Kastellan hatte ihm so zu dienen, wie es einem Mann seines Ranges zukam. Dazu gehörte nicht, gegen seinen Willen eine Gefangene zu vergewaltigen.
    Reckendorf zog den Schlüssel aus dem Gürtel, mit dem er die Tür zu Hildegards Gefängnis verschlossen hatte. Da es nur diesen einen gab, war das Mädchen vor Bertschmann sicher.
    Diese letzte Überlegung schien sich auf seiner Miene abzuzeichnen, denn als er aufsperrte und eintrat, wich Hildegard bis zur gegenüberliegenden Wand zurück und starrte ihn erschrocken an. Erst als ihr Entführer mit vor der Brust verschränkten Armen neben der Tür stehen blieb, fasste sie wieder Mut.
    »Mit welchem Recht haltet Ihr mich gefangen?«, fragte sie mit bebender Stimme.
    »Du hast zwei Worte vergessen, nämlich ›mein Herr‹«, klang es barsch zurück.
    »Ihr seid nicht mein Herr!«, rief Hildegard aus.
    »Und ob ich das bin! Ich kann jederzeit mit dir verfahren, wie ich es will.« Es gefiel Reckendorf, dem Mädchen zu drohen, denn ihr Blick verriet ihm, dass sie mehr Angst hatte, als sie zeigen wollte. Sie war wie ein gefangener Vogel in seiner Hand, den er zerquetschen oder freilassen konnte.
    »Freilassen? Dich? Niemals!«, brach es unbewusst aus ihm heraus.
    »Was wollt Ihr von mir?«
    »Du bist meine Gefangene, und ich kann mit dir machen, was ich will«, wiederholte der Junker.
    An dem kurzen Aufblitzen in den Augen des Mädchens erkannte er, dass Hildegard Fluchtgedanken hegte. Sie versuchte, unauffällig über seine Schulter zur Tür zu schauen, als überlege sie, ob sie diese schneller erreichen konnte als er.
    »Wage nicht, zu fliehen! Ich müsste dich sonst hart bestrafen!«
    Reckendorf genoss die Macht, die er über seine Gefangene ausübte. Sie war ein Teil der Rache, die er an den Kibitzsteinern nehmen wollte. Zufrieden musterte er Hildegard und fand sie immer noch recht hübsch, auch wenn sie keinerlei Ähnlichkeit mit ihrer Mutter aufwies.
    Ihr Gesicht war länglich, die Augen unter schmalen Brauen von hellblauer Farbe, und ihr Haar konnte je nach Lichteinfall dunkelblond oder brünett genannt werden. Sie hatte eine schlanke Figur mit angenehm gerundeten Formen an den richtigen Stellen. Für einen Augenblick erwog er, sie auszuziehen und zu seiner Sklavin zu machen.
    Verwundert, wohin seine Gedanken sich verirrten, runzelte Reckendorf die Stirn. Er durfte sich nicht vom Aussehen des Mädchens beeinflussen lassen, sonst bekam er womöglich noch Mitleid mit ihr.
    »Du willst wissen, weshalb ich dich gefangen halte? Nun, das hast du deinem Bruder zu verdanken. Der Kerl hat es gewagt, mich mit einem unehrenhaften Stoß aus dem Sattel zu heben und sich damit zu brüsten. Nun wird er dafür bezahlen!«
    Hildegard straffte ihre Gestalt und sah den Junker verächtlich an. »Mein Bruder hat es nicht nötig, im Kampf zu üblen Schlichen zu greifen. Dafür ist er ein zu guter Kämpe und aufrichtiger Ritter. Er hat auch Euch im ehrlichen Kampf besiegt.«
    »Hat er nicht!«, schnauzte Reckendorf sie an, ahnte aber, dass das Mädchen recht haben könnte. Im Grunde war er selbst schuld an seiner Niederlage gegen Falko Adler, weil er dieses Milchgesicht schlicht unterschätzt hatte. Doch er war nicht bereit, dies vor sich selbst oder gar vor einem anderen zuzugeben.
    »Dein Bruder hat nicht das Recht, die Lanze mit ehrbaren Rittern zu kreuzen, denn er ist niederen Standes«, sagte er stattdessen und brachte Hildegard zum Lachen.
    »Mein Bruder ist genau wie ich das Kind des freien Reichsritters Michel Adler auf Kibitzstein. Seid Ihr mehr als dieser?«
    Auch wenn Reckendorf zu den reichsten Rittern im Frankenland gezählt wurde, so war er doch mit all seinen Besitzungen entweder den

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