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Toechter Der Suende

Toechter Der Suende

Titel: Toechter Der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Zischen fort. »Er hätte mich noch mehr verprügelt, wenn Papa nicht eingeschritten wäre. Einen solchen Kerl will ich nicht zum Mann!«
    Es juckte Flavia Orsini in den Fingern, ihrer Tochter eine Ohrfeige zu versetzen, die der von Cirio d’Specchi in nichts nachstand. Ihr Auftrag war es jedoch nicht, Francesca zu züchtigen. Daher baute sie sich vor ihrer Tochter auf, verschränkte die Arme vor der Brust und bemühte sich, gleichmütig auszusehen. »Dein Vater ist wirklich nachsichtig, mein Kind. Er erlaubt dir heute, diese Kammer zu verlassen und am Gedenkgottesdienst für die beiden heiligen Märtyrer Nereus und Achilleus in den Katakomben der Domitilla teilzunehmen. Beeile dich! Die Sänfte steht schon bereit. Annunzia wird dich begleiten.«
    »Ihr nicht?«
    Francesca klang dabei so erleichtert, dass ihre Mutter sich zusammennehmen musste, um sie nicht doch noch zu ohrfeigen. »Nein, ich besuche heute meine Cousine Sabina. Sie ist gestern in Rom angelangt und im Palazzo ihres Bruders abgestiegen.«
    Die Begründung leuchtete Francesca nicht ganz ein, denn mit Sabina hatte ihre Mutter sich noch nie verstanden. Aber an diesem Tag schien Contessa Flavias Lust auf Neuigkeiten größer zu sein als ihre oft geäußerte Abneigung gegen ihre Cousine. Francesca sagte sich, dass ihr dies nur recht sein konnte. Zwar würde auch Annunzia streng auf sie achten, doch sie hatte bei der Magd nicht ganz so stark das Gefühl, wie ein Pferd am Zügel geführt zu werden.
    »Könnt Ihr Annunzia zu mir schicken, Mama, damit sie mir beim Anziehen hilft?«, fragte sie.
    »Selbstverständlich! Doch gib acht, dass du dich so benimmst, wie es sich gehört. Dein Vater wäre sehr enttäuscht zu hören, dass du seine Gutmütigkeit missbraucht hast.« Damit schwebte sie aus dem Zimmer.
    Kurz darauf trat Annunzia ein und neigte den Kopf. »Ich soll Euch beim Ankleiden helfen, Herrin!« Ihre Stimme klang dumpf, und sie wagte es nicht, Francesca anzusehen.
    »Ich will das blaue Seidenkleid tragen!«, erklärte Francesca, ohne sich weiter Gedanken über das Verhalten ihrer Zofe zu machen. Wahrscheinlich quälten diese noch immer Gewissensbisse, weil sie sie verraten hatte. Immerhin war daraufhin ein Mensch umgebracht worden, und das mochte schwer auf ihrer Seele lasten.
    Annunzia bewegten jedoch ganz andere Gedanken. Ihr Herr hatte sie in seinen Plan eingeweiht, Francesca an Cirio d’Specchi auszuliefern. Auch wenn sie immer wieder Anstoß an dem Verhalten des Mädchens genommen hatte, so wünschte sie ihr auch jetzt noch, in allen Ehren ins Brautbett gelegt zu werden. Zusehen zu müssen, wie ihre Herrin in einer düsteren Kaverne vergewaltigt wurde, ging ihr gegen den Strich. Daher holte sie das blaue Kleid ohne Widerspruch heraus, obwohl es zu Francescas besten zählte und für eine Messe an einem so unheimlichen Ort wie den Katakomben denkbar ungeeignet war.
    Als sie und Francesca einige Zeit später nach unten stiegen, trat Ercole Orsini auf seine Tochter zu und schloss sie in die Arme. »Ich wünsche dir Glück, mein Kind!«
    Seine Worte verwunderten Francesca, doch bevor sie sich darüber Gedanken machen konnte, klatschte ihre Mutter in die Hände. »Los, hurtig in die Sänfte, sonst kommt ihr zu spät zur Messe, und das ist eine Sünde!«

2.
    E twa um die gleiche Zeit betrachtete Giso Falkos missmutiges Gesicht und fand, dass sein Freund in Rom noch stärkeren Gemütsschwankungen unterlag als während der Reise. Allerdings wusste er, dass Falkos schlechte Stimmung daher rührte, dass die Äbtissin Elisabeth den Campo Santo Teutonico in aller Frühe verlassen und ihn beim Abschied gebeten hatte, sie nicht zu begleiten.
    »Warum reitest du nicht zu Gaspares Taverne in Trastevere und trinkst einen Becher Wein?«, fragte Giso.
    Falko wandte sich mit einem traurigen Blick zu ihm um. »Mutter sagt immer, es bringt nichts, sich zu betrinken. Die Probleme seien hinterher immer noch da.«
    »Deine Mutter ist eine kluge Frau«, sagte Giso lächelnd. »Dennoch braucht ein Mann hie und da einmal einen guten Becher Wein, vor allem, wenn er eine Frau vergessen muss.«
    »Ich muss niemanden vergessen!« Falko klang zänkisch, entschuldigte sich jedoch sogleich. »Ich weiß, dass du es gut mit mir meinst.«
    »Wozu sind Freunde denn da? Du hast Elisabeth geliebt und dich trotzdem beherrscht. Das gelingt nur den wenigsten.« Giso klopfte Falko auf die Schulter und machte einen anderen Vorschlag. »Wenn du dich nicht betrinken willst, solltest du Trost

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