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Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)

Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Spotswood
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kann Mei ansehen, dass sie ein Grinsen unterdrückt.
    Ich habe noch nie erlebt, wie jemand die Bruderschaft angreift. Es ist großartig. Auch gefährlich, ja, aber es sind keine Mädchen, sondern Jungen – sie haben weniger zu befürchten.
    Immer mehr Steine fliegen durch die Luft. Sie treffen O’Shea und Helmsley an Rücken und Schultern. Wütende Rufe ertönen in mir unbekannten Sprachen. O’Shea wirbelt noch einmal herum und ruft etwas von Respekt, doch dann gibt er sich geschlagen und hechtet wie ein Feigling, der er ja auch ist, in den Wagen. Helmsley reißt Lavinia auf die Beine und schleift sie hinter sich her.
    Als Mei sich zu Henry hinunterbeugt, wird sie von einem Stein an der Schläfe getroffen. Sie brüllt die Jungen auf Chinesisch an, und ich schieße nach vorne und packe Henry am Kragen. Dann setzt die Kutsche der Bruderschaft sich ratternd in Bewegung, und der Kleine drückt sein tränenüberströmtes Gesicht an mich. So schnell wie der Hagelschauer losgegangen ist, hört er auch wieder auf. Die Jungen schlendern davon, und die Vorhänge hinter den Fenstern fallen wieder zu. Das Spektakel ist vorbei, nur für Lavinia Anderson nicht, deren Albtraum gerade erst beginnt.
    »Geht es dir gut?«, frage ich Mei. Blut sammelt sich an ihrer Schläfe und läuft ihr die Wange herunter.
    »Ja. Aber einer von denen kann nicht besonders gut zielen.« Auch wenn sie schon wieder zu Scherzen aufgelegt ist, wirkt sie trotzdem noch etwas wackelig auf den Beinen.
    »Hilf Mei in die Kutsche«, sagt Alice zu mir. »Ich bringe Henry hoch und hole unsere Sachen. Mrs Papadopoulos hat die Aufregung mitbekommen. Sie ist schon oben bei der Kleinen.«
    Unser Kutscher, Robert van Buren, kommt mit einer Zeitung unter dem Arm auf uns zugelaufen. Er ist einer der wenigen Menschen, die die Wahrheit über die Schwesternschaft kennen; seine Tochter Violet ist eine der Schülerinnen.
    »Ich habe den Krawall gerade erst gehört, als ich aus dem Geschäft an der Ecke gekommen bin. Es tut mir leid, Miss Zhang. Ich bringe Sie sofort nach Hause«, entschuldigt er sich, während er ihr in die Kutsche hilft.
    »Sieht es sehr schlimm aus?« Mei neigt den Kopf, damit ich es besser sehen kann, und schwankt leicht, ehe sie sich auf die Lederbank sinken lässt.
    Ich schlucke, als ich die gut sieben Zentimeter lange Platzwunde sehe. »Nein. Schwester Sophia wird dich wieder so gut wie neu machen.« Ich nehme meinen schwarzen Satin-Handschuh und wische ihr damit die Blutspur von der runden Wange.
    Zu dumm, dass Mei sich nicht selbst heilen kann. Heilen ist ihr Spezialgebiet; sie ist eine der drei Schülerinnen in Schwester Sophias Fortgeschrittenenkurs, die zum Heilen nach Harwood und ins Richmond-Krankenhaus gehen. In den ersten sechs Wochen im Kloster habe ich entdeckt, dass viele Hexen in einer Art von Magie besonders gut sind: Illusionen, Bewegungszauber, Heilen oder Gedankenmagie. Das ist noch so etwas, das Mutter nicht für nötig hielt uns mitzuteilen, bevor sie starb.
    Mei schließt die Augen. »Vielleicht kannst du mich ja heilen«, sagt sie matt.
    »Ich? Ich kann doch kaum Kopfschmerzen lindern«, protestiere ich.
    Da schlägt sie die dunklen Augen auf und lächelt. »Ich habe Vertrauen in dich, Cate.«
    Ich weiß nicht, warum; ich habe nicht besonders viel Vertrauen in mich selbst. Aber etwas in mir ist gerade in Bewegung geraten. Seit wann zögere ich eigentlich, anstatt zu helfen? Mei ist mir immer eine gute Freundin gewesen. Ich kann ja wohl wenigstens einen Versuch unternehmen, sie nicht in Ohnmacht fallen zu lassen, während sie in ihrem eigenen Blut badet.
    »In Ordnung, ich probiere es.«
    Ich beuge mich zu ihr hinüber und lege vorsichtig eine Hand auf die ihre. Heilen funktioniert anders als die sonstige Magie; es muss eine körperliche Verbindung bestehen. Ich ziehe an meiner Magie, die sich in meiner Brust windet und meinen Körper entlang der Nervenbahnen und Muskeln durchströmt. Ich wünschte, die Magie wäre nicht da; ich wünschte, ich wäre keine Hexe. Aber das bin ich nun mal, und wenn ich die Magie schon nicht loswerden kann, kann ich sie wenigstens für einen guten Zweck einsetzen.
    Ich konzentriere mich darauf, wie herzensgut Mei ist. Dass sie immer die Erste ist, die ihre Hilfe anbietet. Dass ich den Schmerz jetzt von ihr nehmen würde, wenn ich könnte.
    Die Magie durchströmt mich so kraftvoll wie die Meeresbrandung und so wohlig warm wie ein heißes Bad. Sie fließt aus meinen Fingerspitzen, und ihre unerwartete

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