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Töchter des Schweigens

Töchter des Schweigens

Titel: Töchter des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: barcelo
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die Leinwand gerichtet. Neben ihnen klammert sich Teresa steif und ernst an ihr Glas, als stellte dieses die Schnittstelle zwischen den beiden Welten dar. Carmen sitzt schräg auf der breiten Armlehne desselben Sofas und hat einen glasigen Blick, was aber am Alkohol liegen kann. Rita und Candela stehen, immer noch umarmt, hinter Ingrid, die sich kurz zu ihnen umwendet und sie fragend ansieht, aber die beiden sind weit weg von Anas Wohnzimmer, von diesem Haus, wo sie noch kurz zuvor getanzt und gekreischt haben wie Teenager, und keiner fällt auf, dass Ingrid jemanden braucht, der ihr sagt, was sie falsch gemacht hat.
    Sie sehen sich an Deck des Schiffes tanzen, sich gegenseitig eincremen, neue Bikinis einweihen, die sie extra für diesen Anlass gekauft hatten. Dann wechselt das Bild, und man sieht die Aussicht vom Hotel, aufgenommen von der Terrasse eines Zimmers: einen Garten mit Rasen, Schwimmbad und weißen Sonnenschirmen, das leuchtend blaue Meer, einen Felsvorsprung mit schroffen, steil bis in die weiß schäumende Brandung abfallenden Kanten.
    Lena schnappt nach Luft und presst die Hände auf den Mund. Ana streichelt ihr Haar. Danach sieht man wieder die Mädchen in demselben Garten, doch ist jetzt Nachmittag, am zweiten Tag, am dritten? Alle haben glattes, glänzendes, frisch gewaschenes Haar und sind geschminkt. Sie schnattern in einer Tour und lächeln ununterbrochen, während sie zu einer Gruppe blonder, sonnenverbrannter Jungen hinüberschielen, die weiter hinten Bier trinken und einander Püffe versetzen, um sich zu einem Vorstoß zu ermutigen.
    Die Kamera kommt den Gesichtern der jungen Ausländer immer näher; Marga probiert ihren Zoom aus. Der Film hat keinen Ton, aber allen ist, als hörten sie, was sie sagen. Carmens Stimme: »Den da, den mit dem roten Hemd, hol den mal ran, mach schon, damit ich ihn mir später zu Hause genau ansehen kann.« Soles Stimme – wie lange haben sie Soles Stimme nicht gehört, doch wie deutlich erklingt sie beim Anblick dieser Bilder in ihren Köpfen: »Den Langen auch, den ganz in Weiß.« Margas verständnisinniges Lachen: »Schon gut, schon gut, ich nehme sie alle auf, ihr seid echt mannstoll.«
    Die Ausländer fassen sich schließlich ein Herz und kommen um den Pool herum auf sie zu.
    »Die Schweden«, sagt Lena in die Stille des Wohnzimmers, und es klingt wie »die Aliens, erste Kontaktaufnahme mit einer außerirdischen Intelligenz«.
    Sie stellen sich eine männliche Stimme vor: »Do you speak English?« und viel Gekicher seitens der Mädchen. »Los, Lena, übersetz mal.«
    Schnitt, und in der nächsten Szene sieht man eine große Gruppe, Schüler und Schülerinnen der Abschlussklasse, am Aussichtspunkt von Formentor aus einem Bus steigen und sich gegenseitig vor dem blauen Meer fotografieren. Offensichtlich sind sie schon seit mehreren Tagen auf der Insel, denn alle tragen T-Shirts, wie es sie in Elda noch nicht zu kaufen gibt, T-Shirts in allen Farben, etliche schwarze, mit dem Bild von Penelope Pitstop, mit psychodelischen Zeichnungen, Porträts von Queen und Che Guevara mit seiner Baskenmütze und Frank Zappa und Bob Dylan und Flower-Power-Symbolen und Make love not war .
    Die Kamera schwenkt in einer langen Einstellung über verschiedene Gruppen: die Lehrer, die untereinander tuscheln und mit der Hand wedeln, damit Marga endlich aufhört, sie zu filmen, ein paar Grimassen schneidende Jungs, César, rittlings auf einem Geländer, der sich wie ein Filmstar oder Intellektueller in Pose wirft, die Clique zusammen mit Reme und denen aus Novelda.
    »Meine Güte!«, sagt Teresa. »Das ist Reme!«
    Sie hat seit Jahren nicht an Reme gedacht, sich nicht einmal gefragt, was wohl aus ihr geworden sein mag, doch jetzt fällt ihr wieder ein, dass ihr jemand erzählt hat, Reme habe Psychologie studiert und arbeite im Gefängnis von Fontcalent.
    Alle nicken. Reme ist ein pummeliges Mädchen mit großem Busen, und obwohl sie nie zu ihrer Clique gehört hat, haben sie sich doch gut mit ihr verstanden, auch wenn sie sie dumm und ein bisschen ordinär fanden und sie für ein einfältiges Ding hielten, das sich leicht beschwatzen ließ.
    »Und Mati«, sagt Carmen wie zu sich selbst. »Immer klebt Mati an uns wie Hundekacke am Schuh.«
    Ingrid wird hellhörig, aber offenbar hat niemand Lust, ihr irgendetwas zu erklären.
    »Noch eine Freundin von euch?«, fragt sie.
    Carmen dreht sich lächelnd zu ihr um und macht große Augen.
    »Freundin? Ganz bestimmt nicht!«
    Rita zündet sich

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