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Töchter des Schweigens

Töchter des Schweigens

Titel: Töchter des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: barcelo
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und Candela Ingrid und Lena zur Tür. Als die beiden ins Auto steigen, vergewissert sich Lena noch einmal: »Du kommst doch?«
    »Natürlich«, erwidert Rita und ringt sich ein Lächeln ab. Dann beantwortet sie Ingrids unausgesprochene Frage, indem sie hinzufügt: »Lena will nicht, dass ich mich einsam fühle, und hat mich zum Essen eingeladen. Sie hält von meinen Kochkünsten offenbar ebenso viel wie du.«
    Der Wagen entfernt sich über den Feldweg, der sich talwärts schlängelt, und in der letzten Kurve verschwinden die roten Rücklichter hinter den Pinien.
    »Deine P.A. ist wirklich saudumm«, sagt Candela, die Hände in den Taschen, ohne Rita anzusehen.
    »Findest du?«
    »Ich wette, sie hat dich nicht gefragt, wer Mati umgebracht hat.«
    »Candela, um Gottes willen …«
    »Das ist die große Frage, meine Liebe. Die Frage, die wir uns seit dreiunddreißig Jahren stellen. Denn wir wissen schließlich alle, dass das mit Mati kein Unfall war. Und wenn ich mich nicht irre, dann hat es eine aus der Clique vom 28sten getan.«
     

Juni 2007 /
Letztes Schuljahr 1973–1974
     
    He had it coming
     
    He had it coming
     
    He only had himself to blame
     
    If you’d have been there
     
    If you’d have heard it
     
    I betcha you would
     
    Have done the same!
     
    (…)
     
    They had it coming
     
    They had it coming
     
    They had it coming all along
     
    I didn’t do it
     
    But if I’d done it
     
    How could you tell me that I was wrong?
     
    »Cell block Tango« ( Chicago . Das Musical)
     
     

Gerardo Machado war ein massiger Mann von etwa fünfzig Jahren mit vorzeitig ergrautem Haar und tief liegenden Augen, die Rita an die eines friedlichen, sturen Hundes erinnerten.
    Lena war seit zwei Tagen tot, und sie waren alle von Machado, der Davids Funktion bei den Ermittlungen übernommen hatte, zu einer neuerlichen Vernehmung einbestellt worden.
    Rita schilderte noch einmal jeden ihrer Schritte von dem Moment an, in dem sie ihre Wohnung verlassen hatte, um der Einladung ihrer Freundin zu folgen, und wartete auf weitere Fragen.
    Machado fuhr sich mit der Hand über den Nacken, schaute in seine Notizen, und nachdem er das Gehörte kurz zusammengefasst hatte, stellte er seine Fragen.
    »Sie haben also in Lenas Wohnung nichts gegessen oder getrunken?«
    »Nein, natürlich nicht. Dazu blieb mir gar keine Zeit.« Sie fand es äußerst seltsam, dass er ihr eine so unsinnige Frage stellte, hütete sich aber, dies zu zeigen.
    »Und geraucht? Soviel ich weiß, sind Sie Kettenraucherin.«
    Sie lächelte.
    »Ja, so könnte man es nennen. Aber nein. Auch nicht. Ich glaube, ich habe nicht einmal daran gedacht. Wie gesagt, hatte ich schon gleich bei meiner Ankunft ein ungutes Gefühl, als ich die halb offene Tür sah.«
    »Ist es denn nicht naheliegend, sich in einer solchen Stresssituation eine Zigarette anzuzünden?«
    Rita zuckte mit den Schultern.
    »Fragen Sie David oder die Beamten, die bei ihm waren. Wenn ich mir eine Zigarette angesteckt hätte, hätten sie es gerochen.«
    »Nicht unbedingt. Alle Fenster waren offen, denn in der Wohnung herrschten zweiunddreißig Grad.«
    »Was ist denn daran so wichtig, ob ich in Lenas Wohnung geraucht habe oder nicht, wenn ich fragen darf?«
    »Wir versuchen nur, zwei und zwei zusammenzuzählen.«
    »Ach.«
    »Sagen Sie mir, wie Sie die Zeit von Sonntagmorgen, nachdem Sie Anas und Davids Haus verlassen haben, bis zu Ihrer Verabredung mit dem Opfer am Mittwochabend verbracht haben.«
    »Dann ist also erwiesen, dass es Mord war?«
    Machado gestattete einem kleinen Lächeln, seine Lippen zu kräuseln.
    »Beantworten Sie meine Frage, bitte.«
    Rita atmete tief durch. Der Mann war nicht unangenehm, aber es war klar, dass es sich nicht um eine freundschaftliche Unterhaltung handelte.
    »Ich bin am Sonntag gegen Mittag heimgekommen, und da ich nichts vorhatte und mich auch niemand erwartete, weil meine Sekretärin frühmorgens abgereist war, bin ich ins Bett gegangen und habe bis abends geschlafen. Dann habe ich in Pacos Bar in der Calle Jardines ein belegtes Brötchen gegessen, bin wieder nach Hause gegangen, habe noch eine Weile am Computer gearbeitet und mich anschließend wieder hingelegt bis zum Montagvormittag. Mittags habe ich auch außer Haus gegessen – ich koche nicht gern und schon gar nicht für mich allein –, habe den ganzen Nachmittag gearbeitet und gegen neun einen Spaziergang gemacht. Am Dienstag hat mich eine Freundin angerufen, Candela Alcántara, und wir haben uns für

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