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Töchter des Schweigens

Töchter des Schweigens

Titel: Töchter des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: barcelo
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Dunkelheit.
     
    Glaubst du, ich könnte vergessen, nur weil ich es mir wünsche? Die Erinnerung ist die Strafe für den Verlust der Unschuld.
     
    Was ich getan habe, was ich tun werde, ist nicht mehr von Bedeutung: Im Leben, im Traum, in schlaflosen Nächten bin ich nichts weiter als die nagende Erinnerung an diese Taten.
     
    »Was ist das?«, fragte Teresa und rieb sich die Arme, nachdem sie das Blatt auf den Schreibtisch gelegt hatte.
    »Das war auf Lenas Computerbildschirm. Kommt es dir irgendwie bekannt vor?«
    Teresa schüttelte den Kopf.
    »Der Ärmsten ging es anscheinend sehr viel schlechter, als ich dachte«, bemerkte sie nach einer Weile.
    »Warum sagst du das?«
    »Weil es so fanatisch klingt und ich angenommen hatte, sie wäre darüber hinweg.«
    »Über das mit dem Vater ihres Sohnes?«
    Sie nickte.
    »Und darüber, dass sie sich jahrelang nicht um ihre Eltern gekümmert hatte, die dann bei einem Autounfall ums Leben kamen, bevor sie sich mit ihnen versöhnen konnte, und dass ihr Sohn ausgewandert war und sie nicht einmal zu seiner Hochzeit eingeladen hatte … Vieles, unter dem sie lange gelitten hatte, aber dann riet ich ihr zu einer Therapie, und die schien ihr auch zu helfen. Wenn ich allerdings jetzt diese Notiz lese … weiß ich nicht, was ich davon halten soll.«
    »Ist das ihr Stil? Die Notiz, meine ich.«
    »Woher soll ich das wissen? Wir haben uns jeden Tag gesehen, Gerardo, wir haben uns nicht geschrieben.«
    »Klar.«
    »Von Texten versteht Rita am meisten. Frag die.«
    »Ich werde es mir überlegen.« Er stand auf, kam um den Schreibtisch herum und gab Teresa zwei Küsschen. »Danke, dass du so schnell gekommen bist. Ich rufe dich an, wenn ich noch etwas wissen muss.«
    »Jederzeit. Übrigens, was ist jetzt mit Lena? Wann können wir sie abholen?«
    »Sobald der Forensiker grünes Licht gibt, in spätestens zwei Tagen. Übernimmst du alles Weitere?«
    »Natürlich. Sie hatte ja niemanden mehr außer ihrem Sohn, aber der hat mir gesagt, das käme ihm gerade alles sehr ungelegen, weil er mitten im Examen steckt.«
    »Undank ist der Welt Lohn«, sagte Gerardo. »Keine Sorge, ich gebe dir Bescheid …«
    Kaum war Teresa gegangen, als man ihm mitteilte, Rita Montero sei da, um ihre Aussage zu unterschreiben, und so trat er ihr auf dem Flur entgegen, das Blatt in der Hand.
    »Haben Sie eine Minute?«
    »Selbstverständlich, Inspektor, was gibt es?«
    Die Montero verhielt sich genau wie am Morgen, freundlich, ruhig, verschlossen wie eine Auster. Er hielt ihr das Papier hin, und während sie es las, beobachtete er scharf ihre Reaktion.
    »Können Sie damit etwas anfangen?«
    »Die ersten beiden Sätze sind fast wörtlich aus meinem letzten Film Das Geheimnis .«
    »Aha. Und der dritte? Ich verstehe nicht viel davon, aber ich finde ihn sehr gut formuliert.«
    Die Montero lächelte.
    »Er ist wirklich gut formuliert, Inspektor, viel besser als meine. Er stammt von Bioy Casares.«
    »Von wem?«
    »Von Adolfo Bioy Casares, einem argentinischen Schriftsteller, der schon gestorben ist, einem guten Freund von Borges.«
    »Sie müssen ja mächtig gebildet sein, wenn Sie einen einzelnen Satz auf Anhieb erkennen!«
    »Keine voreiligen Schlüsse, Inspektor. Ich kenne ihn, weil er aus einer sehr berühmten Kriminalgeschichte stammt: El perjurio de la nieve . Ich habe sie mehrfach gelesen, während ich am Drehbuch für Das Geheimnis saß.«
    »Wissen Sie denn auch, was es bedeutet?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Diese Notizen haben wir auf Magdalena Santos’ Computerbildschirm gefunden. Fällt Ihnen dazu etwas ein?«
    »Ich verstehe es so, dass Lenas Gedanken hartnäckig um ein längst vergangenes Ereignis kreisten, an dem sie nichts mehr ändern konnte. Mehr fällt mir dazu nicht ein.«
    »Sie scheinen nicht sehr überrascht.«
    »Ich bin nicht überrascht. David sagte mir schon kurz nach dem Auffinden von Lenas Leiche, dass auf ihrem Bildschirm Zitate aus meinem Film standen. Den anderen hat er vermutlich nicht erkannt. Kann ich jetzt gehen?«
    »Sobald Sie unterschrieben haben, selbstverständlich, wann Sie wollen. Aber ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie Elda vorerst nicht verlassen würden, ohne mich zu informieren, wo ich Sie finde.« Ohne eine Antwort abzuwarten, zog Inspektor Machado sich wieder in sein Büro zurück.
     
    Rita verließ die Polizeidienststelle mit einem Gefühl der Irrealität, wie sie es schon lange nicht mehr empfunden hatte, als wäre sie selbst eine Figur in einem Film, dessen

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