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Töchter des Schweigens

Töchter des Schweigens

Titel: Töchter des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: barcelo
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Glück haben. Was wird am häufigsten genannt?«
    »An erster Stelle die Familie.« Don Alonsos Miene verzieht sich zu einem kleinen befriedigten Lächeln. »Doch an zweiter Stelle kommt ebenfalls die Liebe und an dritter die Freiheit.«
    »Und die Religion und Gott und Spanien?« Don Alonsos Stimme steigt bei jedem der geheiligten Worte einen Ton höher, und er lächelt nicht mehr.
    »Jeweils einmal. Nun ja, Gott und Religion in ein und derselben Antwort, um genau zu sein.«
    »Das heißt, insgesamt zweimal. Zwei von einundzwanzig Mädchen und keiner der Jungen. Heute Nachmittag wird was los sein, Pater. Mir bleibt nämlich nichts anderes übrig, als deutlich zu sagen, dass Sie äußerst schlechte Arbeit geleistet haben.« Javier lässt den Kopf sinken und ermahnt sich im Stillen, dass er gegenüber diesem Monsignore, einem direkten Gesandten des Bischofs von Orihuela, zu Gehorsam und Respekt verpflichtet ist. »Worüber reden Sie im Unterricht, wenn ich fragen darf?«
    »Wir halten uns an den Lehrplan, Monsignore. Aber ich kann nicht umhin, mit ihnen über die Themen zu sprechen, die sie interessieren, über Drogen, voreheliche Beziehungen, die Dinge, die sie in Filmen sehen, internationale Politik …«
    »Internationale Politik? In der Religionsstunde?« Don Alonso fährt erschrocken auf.
    Javier weiß, dass er die Politik nicht hätte erwähnen dürfen, aber jetzt ist es zu spät, und er muss weitersprechen.
    »Über moralische Fragen: den Konflikt im Mittleren Osten, den Vietnamkrieg, den Tod Salvador Allendes …«
    »Ich bin fassungslos. Und von den Sakramenten haben Sie ihnen nichts erzählt? Vom hohen Wert der Unbeflecktheit? Vom Opfer? Vom Laienapostolat? Von der glorreichen Auferstehung Unseres Herrn?«
    »Auch, auch, selbstverständlich …, aber sie lassen sich dazu auf kein Gespräch ein. Die Vorlautesten sagen mir höchstens, das habe nichts mit ihrem Leben zu tun.«
    »Ach nein? Es hat also nichts mit dem Leben eines Christen zu tun …«
    »Ich tue, was ich kann, Monsignore, das versichere ich Ihnen. Aber wenn sie uns nicht entgleiten sollen, müssen wir uns um Antworten auf die Fragen bemühen, die sie uns stellen. Wir können ihnen nicht die Fragen und gleichzeitig die Antworten präsentieren.«
    »Nein? Und was bitte tun dann die Mathematiklehrer, die Literaturlehrer und alle anderen? Sie wollen doch wohl nicht behaupten, dass sich einer dieser Jugendlichen jemals ernsthaft gefragt hat, warum Garcilaso Sonette geschrieben hat oder wozu der Aorist im Griechischen dient oder wie viele Möglichkeiten es gibt, in einer Gleichung eine von drei Unbekannten zu bestimmen. Man bringt es ihnen bei und basta!« Er rafft die Zettel zusammen und stopft sie in eine graue Mappe. »Ich bin sehr enttäuscht von Ihrer Arbeit, Pater Hildalgo.«
    »Es ist nicht leicht, glauben Sie mir, Monsignore.«
    »Wenn es leicht wäre, wäre es keine Arbeit für einen Diener Christi.« Er erhebt sich mit majestätischer, beleidigter Geste. Automatisch steht Javier auch auf. »Hören Sie mir heute in der Nachmittagsveranstaltung gut zu, und lassen Sie sich nicht von den neuen Stürmen der Freiheit, Toleranz und ähnlichem Unsinn ins Bockshorn jagen. Die katholische Kirche hat fast zweitausend Jahre Widerstand, Ketzerei und Kampf überlebt … Weder diese Jugendlichen noch ihre Kinder und Kindeskinder werden zerstören, was über Jahrhunderte aufgebaut wurde. Aber wir müssen achtgeben, Javier. Und ich glaube, Sie lassen sich von Ihren Schülern zu stark beeinflussen, vielleicht weil Sie selbst noch so jung sind. Ich werde Sie für einen Fortbildungskurs in diesem Sommer vormerken lassen, eine lange Auszeit, während der Sie über diese Art von Problemen nachdenken können. Und nach dem Sommer wäre es dann vielleicht besser, wenn Sie zur Gemeindearbeit zurückkehren würden, zum persönlichen Kontakt mit den Gläubigen eines kleinen ruhigen Dorfes, wo Sie mit weniger Jugend in Berührung kommen. Ich werde das mit Seiner Exzellenz besprechen, sobald ich zurück in Orihuela bin.« Don Alonso legt ihm väterlich die Hand auf die Schulter. »Keine Sorge, mein Junge. Gott schickt jedem nur so viel, wie er tragen kann, und wir, die Älteren, sind hier, um Sie zu unterstützen.« Sein Blick schweift hinüber zur großen Saaluhr. »Oje! Es ist schon ein bisschen spät. Ich drehe noch eine Runde durch den Hof, denn in zwanzig Minuten müssen wir weitermachen.«
    Javier sieht den Alten selbstzufrieden aus der Aula gehen. Don Alonso

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