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Tödliche Absicht

Tödliche Absicht

Titel: Tödliche Absicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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jemand schaffen könnte, dann er. Er hat Sie ziemlich Furcht erregend geschildert.«
    Reacher lächelte. »Das klingt ganz nach Joe. Eine typisch hirnrissige Idee.«
    »Finden Sie?«
    »Für einen cleveren Kerl konnte Joe manchmal sehr dämlich sein.«
    »Wieso ist sein Vorschlag dämlich?«
    »Engagieren Sie irgendeinen Außenstehenden, brauchen Sie nur darauf zu achten, wann er kommt. Das macht alles viel zu einfach.«
    »Nein, seine Idee war, dass der oder die Betreffende anonym und unangekündigt auf der Bildfläche erscheinen würde. Zum Beispiel weiß jetzt außer mir niemand von Ihnen.«
    Reacher nickte. »Okay, vielleicht war er doch nicht so dämlich.«
    »Seiner Meinung nach war das die einzige Möglichkeit. So hart wir auch arbeiten, sehen wir doch nie über unseren Tellerrand hinaus. Er war der Ansicht, wir müssten bereit sein, uns einem Test gegen eine zufällige Bedrohung von außen zu unterziehen.«
    »Und er hat mich nominiert?«
    »Er sagte, Sie seien der ideale Mann.«
    »Warum haben Sie dann so lange mit dem Ausprobieren gewartet? Dieses Gespräch muss vor mindestens sechs Jahren stattgefunden haben. Sie haben keine sechs Jahre gebraucht, um mich zu finden.«
    »Es liegt acht Jahre zurück«, sagte Froelich. »Gleich am Anfang unserer Beziehung, kurz nach meiner Versetzung. Und ich habe nur einen Tag gebraucht, um Sie zu finden.«
    »Sie sind also auch ziemlich schnell«, meinte er. »Aber wozu acht Jahre warten?«
    »Weil ich jetzt die Verantwortung trage. Ich bin vor vier Monaten zur Leiterin des Teams befördert worden, das den Vizepräsidenten zu schützen hat. Und ich bin noch immer ehrgeizig und will noch immer wissen, ob wir das Richtige tun. Deshalb habe ich beschlossen, Joes Rat zu befolgen. Und Sie sind mir schon vor vielen Jahren von einem Mann empfohlen worden, zu dem ich größtes Vertrauen hatte. Deshalb bin ich hier, um zu fragen, ob Sie diesen Auftrag übernehmen wollen.«
    »Gehen wir eine Tasse Kaffee trinken?«
    Sie wirkte überrascht, als stehe Kaffee nicht auf ihrer Tagesordnung. »Diese Sache ist dringend«, sagte sie.
    »Nichts ist zu dringend für Kaffee«, entgegnete er. »Das weiß ich aus Erfahrung. Sie fahren mich in mein Motel zurück, und ich lade Sie in die Bar im Untergeschoss ein. Der Kaffee ist gut und die Bar sehr dunkel. Genau die richtige Umgebung für ein Gespräch dieser Art.«
    Der Suburban, den Froelich als Dienstwagen fuhr, war mit einem Verkehrsnavigationssystem ausgestattet. Reacher sah zu, wie sie es von der DVD startete und die Adresse seines Motels aus einer langen Liste potenzieller Ziele in Atlantic City auswählte.
    »Ich hätte Ihnen sagen können, wie man hinkommt«, bemerkte er.
    »Ich bin dieses Ding gewöhnt«, erwiderte sie. »Es spricht mit mir.«
    »Ich wollte Sie nicht mit Handzeichen führen«, sagte er.
    Sie lächelte wieder und ordnete sich in den Verkehr ein. Auf den Straßen war nicht viel los. Die Abenddämmerung senkte sich herab. Der kalte Wind blies stürmisch. In den Spielkasinos mochte Leben herrschen, aber auf dem Broadwalk, den Piers und den Stränden würde in den kommenden fünf bis sechs Monaten nicht viel los sein. Er saß ganz still neben ihr und dachte über sie und seinen toten Bruder nach. Sie parkte vor dem Moteleingang. Er führte sie hinein und eine halbe Treppe in die Kellerbar hinunter. Die Luft roch abgestanden, aber in der Bar war es angenehm warm, und die Kaffeemaschine auf der Theke war eingeschaltet. Als Reacher darauf deutete und zwei Finger hob, machte der Barkeeper sich an die Arbeit. Reacher ging zu der Sitznische in der hintersten Ecke und rutschte über die Kunstlederbank, bis er den gesamten Raum überblicken konnte. Eine alte Angewohnheit. Froelich hatte sie offenbar auch, denn sie tat das Gleiche, sodass sie zuletzt dicht nebeneinander saßen. Ihre Schultern berührten sich fast.
    »Sie sind ihm sehr ähnlich«, bemerkte sie.
    »In mancher Beziehung«, sagte er, »in anderen nicht. Zum Beispiel bin ich noch am Leben.«
    »Sie waren nicht bei seiner Beerdigung.«
    »Der Termin war sehr ungünstig gewählt.«
    »Sie reden genau wie er.«
    »Das tun Brüder oft.«
    Der Barkeeper brachte den Kaffee auf einem Korktablett mit Bierflecken. Zwei Tassen, zwei kleine Plastikdöschen mit Kunstmilch, vier kleine Zuckertüten. Zwei aus Edelstahl gestanzte billige kleine Löffel.
    »Er war allgemein beliebt«, fuhr Froelich fort.
    »Er war in Ordnung, denke ich.«
    »Ist das alles?«
    »Unter Brüdern ist das ein

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