Tödliche Aspekte Kommissarin Julia Sanders 2. Fall (Krimis aus Schleswig-Holstein) (German Edition)
Gegend.“ Julia blickte ihr über die
Schulter.
„Wir werden uns dort mal umsehen. Hier muss
die Spurensicherung her. Kaffeeflecken sind überall in der Maschine. Vielleicht
wurde der Pilot vergiftet, doch bis wir das nicht mit Sicherheit wissen, müssen
wir wirklich von menschlichem Versagen oder einem technischen Defekt ausgehen.
Lass uns mal sehen, wo die Herren der Flugunfallbehörde geblieben sind. Die
werden sich freuen oder auch nicht, wenn sie die Blackbox sehen.“ Am Rand des
Feldes stand ein Kleinbus.
„Die machen sicher erst einmal Pause“,
mutmaßte Andrea. Auf ihre Kollegin gestützt humpelte Julia auf den Wagen zu.
Andrea hatte recht. Sie sahen, dass dort gegessen und geraucht wurde.
„Entschuldigung, wir haben die Blackbox
gefunden. Sind Sie erst einmal fertig mit der Maschine? Wir würden gern unsere
Spurensicherung informieren.“ Einer der Männer erhob sich schwerfällig und
stieg aus dem Bus.
„Geben Sie mal her. Wir werden sie
gründlich untersuchen. Sagten Sie Spurensicherung? Das war ein Pilotenfehler
oder Vogelschlag.“ Julias Gesicht überzog sich mit einer rosigen Farbe. Sie
wurde ärgerlich.
„Woher wollen Sie das wissen? Da sind
jede Menge Kaffeeflecken an den Wänden und auf dem Boden. Vielleicht hat ihnen
jemand etwas in den Kaffee getan.“ Der Mann sah sie unsicher an.
„Wenn Sie meinen. Na dann holen Sie
meinetwegen Ihre Spusi.“ Es sollte abfällig klingen und verfehlte auch nicht
seine Wirkung. Julia wollte etwas erwidern. Sie sah zu Andrea, die unmerklich ihren
Kopf schüttelte. Lass es, sollte das wohl bedeuten. Stattdessen zückte diese
ihr Handy und informierte die Spurensicherung.
„Sie setzen sich sofort in Bewegung, und
Thomas kommt auch gleich mit. Soweit ich weiß, hat er den Staatsanwalt im
Schlepptau. Der wusste wohl den Weg nicht.“ Professor Thomas Kolb war der
Rechtsmediziner aus Kiel, mit dem die beiden oft zu tun hatten. Julia sah auf
ihre Armbanduhr.
„Oh je schon so spät? Ich muss noch zu
meinem Vater.“
„Wie geht es ihm denn? Ich stell mir das
schlimm vor in einem Hospiz zu leben und zu wissen, dass du da nie wieder
herauskommst.“ Julia schüttelte den Kopf.
„Es ist nicht so schlimm. Die Ärzte und
Schwestern sind sehr nett. Sie tun alles, um sein Leben erträglich zu machen.
Mehr können sie für ihn nicht tun.“
„Ich könnte hier bleiben und auf die
Spurensicherung warten. Ich fahre dann mit Thomas nach Kiel zurück.“ Julia
verneinte, sie wusste, dass Andrea und der Rechtsmediziner sich nicht grün
waren. Sie eckten ständig an, und das wollte sie Andrea nicht antun.
„Musst du nicht. Darauf kommt es jetzt
auch nicht mehr an. Mit meinem Fuß kann ich gar nicht fahren.“ Sie standen vor
den Trümmerteilen, die von der Sonne beschienen wurden. Es war makaber, eine
rote Nummer 13 machte den Eindruck, als hätte sie jemand mit dem Pinsel auf das
Kleinflugzeug gemalt, ragte bizarr in die Höhe und war unbeschädigt. Andrea
meinte plötzlich:
„Sieh dir mal die Nummer an. Wie kann
ein Flugzeug eine Nummer 13 haben? In den großen Maschinen gibt es noch nicht
mal eine 13. Sitzreihe glaube ich.“ Julia lächelte.
„Du bist ja abergläubisch. Vielleicht
war die 13 seine Glückszahl“, neckte sie ihre Kollegin.
„Das ist eigenartig, findest du nicht?“
Julia zuckte mit den Schultern. Nach etwa einer Stunde erschienen endlich die
Männer von der Spurensicherung und Thomas Kolb. Tatsächlich stolperte Hector
Prätorius, der Staatsanwalt, hinter ihm her. Trotz der Hitze an diesem Sonntag,
trug er einen anthrazitfarbenen Nadelstreifenanzug, und ein Oberhemd mit
Krawatte. Der Rechtsmediziner war überrascht, Julia zu sehen. Prätorius nickte
den beiden Frauen zu.
„Hast du nicht heute deinen freien Tag?“
Sie nickte.
„Habe ich, aber du weißt ja. Erstens
kommt es anders und ...“ Er lachte.
„Ja das stimmt. Sag mal humpelst du?
Zeig mal her.“
„Bin bloß umgeknickt in diesen blöden
Furchen.“ Sie wies auf den Acker. Julia zog ihre Sandale aus, was nicht einfach
war, da der Fuß bereits stark angeschwollen war. Kolb schüttelte den Kopf.
„Damit darfst du heute nicht mehr
herumlaufen. Du hast vermutlich eine Bänderdehnung. Das muss sich ein Orthopäde
ansehen. Du solltest sofort in die Notaufnahme eines Krankenhauses.“ Er öffnete
die Lasche von Julias Sandale und zog diese vorsichtig wieder über den
angeschwollenen Knöchel. Dann zeigt doch mal die beiden armen Seelen.“ Nach
einer kurzen Begutachtung
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